Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.der Alten und der Neuen. Beschreibung von Aschberg. Unter den anmuthigsten Plätzen in Holftein nimmt Aschberg eine der ersten Der See bildet eine überaus lange und breite Wasserfläche, die indessen nicht Ver- K 2
der Alten und der Neuen. Beſchreibung von Aſchberg. Unter den anmuthigſten Plaͤtzen in Holftein nimmt Aſchberg eine der erſten Der See bildet eine uͤberaus lange und breite Waſſerflaͤche, die indeſſen nicht Ver- K 2
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der Alten und der Neuen.
Beſchreibung von Aſchberg.
Unter den anmuthigſten Plaͤtzen in Holftein nimmt Aſchberg eine der erſten
Stellen ein. Der Ploͤnerſee, an welchem dieſer Ort liegt, giebt ihm ſo viele zau-
beriſche Schoͤnheiten, als in wenig Gegenden vereinigt erſcheinen. Dieſer See ge-
hoͤrt unſtreitig zu den ſchoͤnſten Gewaͤſſern, welche unſre Erdflaͤche zieren; ſein Anblick
erhebt und erfreut ſchon in der Ferne; und der Landſchaftmaler trifft in den Proſpecten
ſeiner Ufer und Inſeln Gemaͤlde der Natur an, bey welchen die Einbildungskraft
nichts mehr zu verſchoͤnern hat.
Der See bildet eine uͤberaus lange und breite Waſſerflaͤche, die indeſſen nicht
ſo ausgedehnt iſt, daß ſeine Ufer nicht von allen Seiten uͤberſchauet werden koͤnnten;
und gerade durch dieſes Ueberſehbare ſeines Bezirks gewinnt er mehr an vortheilhafter
Wirkung. Nichts iſt reizender an Geſtalt und abwechſelnder als ſeine Ufer. Bald
graͤnzen ſie an ein Dorf, bald an eine Wieſe, bald an einen Meyerhof, bald an
einen Wald, bald an einen Huͤgel hin; nur ſelten erſcheint eine merkliche Erhoͤ-
hung; an den meiſten Seiten iſt die Graͤnze niedrig, und das Waſſer verliert ſich
anmuthig in die gruͤnende Landſchaft umher. Die Einbuchten ſind mannigfaltig, und
ſchmiegen ſich in ſanft gebogene Linien. Hin und wieder laufen einige Striche des
Sees durch kleine Eingaͤnge tief in das Land hinein, und bilden eine Menge von
neuen Proſpecten, die durch die Einfaſſung der umherſtehenden Baͤume, Gebuͤſche
und Haine noch mehr verſchoͤnert werden. Auf einer andern Seite ziehen ſich wie-
der ſchmale Landflaͤchen gruͤnend, mit Gebuͤſch oder einzelnen Baͤumen bekleidet, ins
Waſſer, worin ſie zu ſchwimmen ſcheinen. Verſchiedene kleine Inſeln, die zerſtreut
umherliegen, geben dem See eine uͤberaus anmuthige Verzierung. Sie reizen nicht
blos durch ihr ſchoͤnes Gruͤn, das ſich hier lange in ſeiner Lebhaftigkeit erhaͤlt, ſondern
auch durch Gebuͤſch und einzelne Baͤume, die gegen das helle Waſſer einen ſehr ma-
leriſchen Proſpect geben. Sie ſind ſo klein und ſo eben, daß man ſie ganz uͤberſieht;
ſo unmerklich erhoͤhet, daß ſie mit dem Waſſer eine gleiche Linie zu halten, mit ihm
ſich zu bewegen ſcheinen. Dieſe herrliche Waſſerflaͤche, die mit allen Schoͤnheiten
der Natur bereichert iſt, wird durch hin und wieder rudernde Fiſcherboͤte und Seevoͤ-
gel, die kreiſchend ſich in der Luft umherwaͤlzen, belebt. Einige Huͤgel umher, die
Buſchwerk und kleine eingezaͤunte Felder tragen, die Waldungen und die Inſeln ge-
ben dem lichtvollen Gewaͤſſer eine liebliche Schattirung; und die Wolken und die Ufer
bilden mit ihren abwechſelnden Geſtalten und Farben eine Menge von Wiederſcheinen,
die in einer unnachahmlichen Schoͤnheit umherſchweben. An einigen Einbuchten
des Sees erblickt man uͤberaus anmuthige Scenen von Waldung und Waſſer in
Ver-
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