Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Einsiedeleyen, Capellen und Ruinen. 4. Weil man in Gärten keine weitläuftigen Gebirge, und selten rauh verwilderte Das Gebäude mag aus Stein oder Holz bestehen; nur muß die Zusammen- Die innere Einrichtung ist auf Reinlichkeit und unentbehrliche Bequemlichkeit Bank,
Einſiedeleyen, Capellen und Ruinen. 4. Weil man in Gaͤrten keine weitlaͤuftigen Gebirge, und ſelten rauh verwilderte Das Gebaͤude mag aus Stein oder Holz beſtehen; nur muß die Zuſammen- Die innere Einrichtung iſt auf Reinlichkeit und unentbehrliche Bequemlichkeit Bank,
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Einſiedeleyen, Capellen und Ruinen.
4.
Weil man in Gaͤrten keine weitlaͤuftigen Gebirge, und ſelten rauh verwilderte
Berge hat, worinn ſich nachgeahmte Einſiedeleyen verbergen koͤnnten; ſo legt man ſie
am beſten in verwachſenen Winkeln und in ſchattigten Vertiefungen an, wo ſie den
Charakter der Einſamkeit, den ſie verlangen, leichter gewinnen. Denn nichts kann
ihrer Natur und Abſicht mehr widerſprechen, als wenn man ſie auf kleine offene Huͤ-
gel oder auf freye Raſenplaͤtze, wo ſie von allen Seiten erblickt werden, verlegt; eine
Anlage, die nicht unſchicklicher ſeyn kann, ob man ſie gleich noch oft genug antrifft.
Eine ſehr gluͤckliche Lage iſt es, wenn ſie ſich an einen Berg oder an eine Felſenwand
lehnen; und oft wird man in der Nachbarſchaft des Gartenreviers, in einer angraͤn-
zenden Wildniß, einen mehr angemeſſenen Ort fuͤr ſie finden, als in dem Bezirk des
Gartens ſelbſt. Die zunaͤchſt umliegende Gegend oder die Scene muß nichts Praͤch-
tiges, nichts Reizendes noch Geſchmuͤcktes haben; ſondern nachlaͤßig und beſcheiden
ſeyn, in ſtiller Einfalt, ohne Lebhaftigkeit und ohne auffallende Schoͤnheit. Ein ru-
higes Gewaͤſſer oder eine Quelle mit leiſem Gemurmel iſt dem Charakter dieſer Scene
ſehr gemaͤß. Man kann durch umhergepflanzte Baͤume von tief herabhangenden
Zweigen und dunklem Laubwerk, durch dicke Gebuͤſche ihre Einſamkeit verſtaͤrken,
und ihr Anſehen finſterer machen.
Das Gebaͤude mag aus Stein oder Holz beſtehen; nur muß die Zuſammen-
ſetzung die hoͤchſte Einfalt und Nachlaͤßigkeit zeigen. Keine Kunſt, viel weniger ein
Anſchein von Pracht; ſelbſt die Vernachlaͤßigung der Verhaͤltniſſe der Baukunſt iſt
hier eher ein Verdienſt, als ein Fehler. Das ganze Anſehen muß Einfalt, Duͤrf-
tigkeit, Verlaͤugnung ankuͤndigen. Ein Dach von Stroh oder Schiefer, rohe Pfei-
ler, die es tragen, ein Gemaͤuer oder eine von leimigter Erde aufgefuͤhrte Wand,
woran man die Spuren der Zeit und des Wetters, beſchaͤdigte Stellen und Ueberzuͤge
von Moos wahrnimmt, eine Thuͤr, die, ohne Zierde zwiſchen den Pfoſten, blos die
Oeffnung ſchließt, Fenſter mit truͤben oder bemalten Glasſcheiben — Alles dieſes
bezeichnet die aͤußere Geſtalt der Einſiedeley.
Die innere Einrichtung iſt auf Reinlichkeit und unentbehrliche Bequemlichkeit
eingeſchraͤnkt; daher keine Merkmale eines verfeinerten Geſchmacks, keine Einladung
zur Weichlichkeit und zu irgend einer Art von wolluͤſtiger Behagung, keine reiche Ver-
zierungen mit Gemaͤlden und ausgelegter Arbeit, die wider den Begriff der Duͤrftig-
keit oder Maͤßigkeit ſtreiten. Ueberall Einfalt, Beſcheidenheit, Ernſt; alles, was
lachend und froͤlich iſt, toͤdtet den Eindruck, den das Ganze machen ſoll. Eine
Bank,
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