Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Monumenten und Inschriften. Deutschland hat in verschiedenen Gärten sehr anständige Denkmäler in einem Wir *) Ein solches neulich gesetztes Monu- ment befindet sich in dem Garten des adeli- chen Gutes Rastorf, zwo Meilen von Kiel, wovon Herr Magister und Prediger Mielck zu Preetz 1779 in 8 eine Beschreibung gege- ben hat. -- Es bedarf indessen wohl kei- ner Erinnerung, daß man hier keine Be- [Spaltenumbruch] schreibung der vornehmsten Denkmäler, sondern vielmehr nur einige wenige Bey- spiele erwarten kann. **) Gellerts Monument. 8. Leipzig 1774. woraus die folgende Beschreibung gezo- gen ist. ***) Siehe Tab. I. T 2
Monumenten und Inſchriften. Deutſchland hat in verſchiedenen Gaͤrten ſehr anſtaͤndige Denkmaͤler in einem Wir *) Ein ſolches neulich geſetztes Monu- ment befindet ſich in dem Garten des adeli- chen Gutes Raſtorf, zwo Meilen von Kiel, wovon Herr Magiſter und Prediger Mielck zu Preetz 1779 in 8 eine Beſchreibung gege- ben hat. — Es bedarf indeſſen wohl kei- ner Erinnerung, daß man hier keine Be- [Spaltenumbruch] ſchreibung der vornehmſten Denkmaͤler, ſondern vielmehr nur einige wenige Bey- ſpiele erwarten kann. **) Gellerts Monument. 8. Leipzig 1774. woraus die folgende Beſchreibung gezo- gen iſt. ***) Siehe Tab. I. T 2
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Monumenten und Inſchriften.
Deutſchland hat in verſchiedenen Gaͤrten ſehr anſtaͤndige Denkmaͤler in einem
aͤchten Geſchmack.
*) Doch unter unſern Dichtern iſt Gellert noch der erſte, dem
Oeſer in einem Garten bey Leipzig **) ein Monument errichtet hat, das dieſes vor-
trefflichen Kuͤnſtlers ſo wuͤrdig, als des Mannes iſt, deſſen Aſche die ganze Nation
verehrt. Gellert gab zuerſt der deutſchen Poeſie Leichtigkeit, Feinheit, Gefaͤlligkeit,
verbunden mit Einfalt und Unſchuld, das, was man Grazie nennt. Man kann
ihn daher mit Recht als den Vater der deutſchen Grazien anſehen; aber er ſtarb
ihnen ab, da ſie noch Kinder waren, und hinterließ ihre voͤllige Ausbildung andern
Haͤnden. Dieſe Idee, die ein ſo wahres und gemaͤßigtes Lob auf Gellert und den
weſentlichen Hauptzug aus ſeinem ſchriftſtelleriſchen Charakter enthaͤlt, leitete den
Kuͤnſtler. Er verſammlet um die Urne des Dichters die drey Grazien; aber ſie
ſind noch Kinder, kleine holdſelige Kinder, die auf die Zukunft, wenn ſie ihre Reize
erſt ganz entwickelt haben, die liebenswuͤrdigſten Geſchoͤpfe verſprechen. Sie betrau-
ren ihren Vater und ehren ſein Andenken. Zwo der kleinen Goͤttinnen haben ſich
wehmuͤthig uͤber ſeine offene Urne hingeworfen, die auf einer unvollendeten Saͤule ſteht.
Unter ihnen beugt ſich die dritte, am Fuße der Urne knieend, zu ſeinem medaillenfoͤr-
migen Bildniſſe nieder, das, in Lorbeerlaube angeknuͤpft, an der Saͤule herabhaͤngt,
und giebt ihm durch ihr Attribut, die Roſe, ſeine letzte Zierde. Der Ausdruck des
Schmerzes iſt der Wuͤrde ſolcher Kinder gemaͤß, die uͤber gemeine Kinder erhaben
ſind. Kein wilder Ausbruch der Thraͤnen entſtellt ihr Antlitz, und ihre Traurigkeit
ſcheint ihre Reizungen zu erheben. — Das ganze Werk iſt von vortrefflichem ſaͤch-
ſiſchen Marmor, der dem von Paros voͤllig gleich iſt, und das Saͤulenſtuͤck kanelirt;
der Ring am Schaftgeſimſe hat, wie an der Saͤule des Antonin und Trajan zu
Rom, die Geſtalt eines Lorbeerkranzes, und dieſes Stuͤck von unverjuͤngter Dicke ru-
het mit ſeinem Unterſatze auf der Mitte einer viereckigten Stufe. An der dem Bild-
niſſe entgegengeſetzten Seite lieſet man auf einer ihm an Groͤße, Form und Verzierung
gleichen Tafel: Gellerts Andenken. Die Figuren ſind etwas uͤber Lebensgroͤße von
Kindern; die drey Fuß und ſechs Zoll hohe Urne iſt, wie der Saͤulenſtamm, drey
Fuß und drey Zoll im Diameter; mit den Figuren iſt die Urne fuͤnf, das Saͤulenſtuͤck
mit der Stufe acht, und alſo der ganze Bau dreyzehn Fuß hoch. — ***)
Wir
*) Ein ſolches neulich geſetztes Monu-
ment befindet ſich in dem Garten des adeli-
chen Gutes Raſtorf, zwo Meilen von Kiel,
wovon Herr Magiſter und Prediger Mielck
zu Preetz 1779 in 8 eine Beſchreibung gege-
ben hat. — Es bedarf indeſſen wohl kei-
ner Erinnerung, daß man hier keine Be-
ſchreibung der vornehmſten Denkmaͤler,
ſondern vielmehr nur einige wenige Bey-
ſpiele erwarten kann.
**) Gellerts Monument. 8. Leipzig 1774.
woraus die folgende Beſchreibung gezo-
gen iſt.
***) Siehe Tab. I.
T 2
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