Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.Dritter Abschnitt. Gärten pferleim, der alle Formen annimmt, und von brauner Farbe ist; ein Boden, der sichin der ganzen Nachbarschaft nicht findet. Die berühmte Höhle in dem Peak und die Grotte d'Aucel in Bourgogne sind mit dieser nicht zu vergleichen. Die Okeyhöhle *) in einem von den Mendip-Bergen zwey Meilen von Auf *) [Spaltenumbruch]
Diese und die folgenden Schilderun-
gen von romantischen Grotten sind aus der Reisebeschreibung entlehnt: Bemerkungen auf einer Reise durch verschiedene Theile [Spaltenumbruch] von England, Schottland und Wales; nebst einer Nebenreise in die Höhlen von Ingleborough und Settle in Yorkshire. Aus dem Engl. 8. 1781. Dritter Abſchnitt. Gaͤrten pferleim, der alle Formen annimmt, und von brauner Farbe iſt; ein Boden, der ſichin der ganzen Nachbarſchaft nicht findet. Die beruͤhmte Hoͤhle in dem Peak und die Grotte d’Aucel in Bourgogne ſind mit dieſer nicht zu vergleichen. Die Okeyhoͤhle *) in einem von den Mendip-Bergen zwey Meilen von Auf *) [Spaltenumbruch]
Dieſe und die folgenden Schilderun-
gen von romantiſchen Grotten ſind aus der Reiſebeſchreibung entlehnt: Bemerkungen auf einer Reiſe durch verſchiedene Theile [Spaltenumbruch] von England, Schottland und Wales; nebſt einer Nebenreiſe in die Hoͤhlen von Ingleborough und Settle in Yorkſhire. Aus dem Engl. 8. 1781. <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0102" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Abſchnitt. Gaͤrten</hi></fw><lb/> pferleim, der alle Formen annimmt, und von brauner Farbe iſt; ein Boden, der ſich<lb/> in der ganzen Nachbarſchaft nicht findet. Die beruͤhmte Hoͤhle in dem <hi rendition="#fr">Peak</hi> und<lb/> die Grotte <hi rendition="#fr">d’Aucel</hi> in <hi rendition="#fr">Bourgogne</hi> ſind mit dieſer nicht zu vergleichen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Okeyhoͤhle</hi> <note place="foot" n="*)"><cb/> Dieſe und die folgenden Schilderun-<lb/> gen von romantiſchen Grotten ſind aus der<lb/> Reiſebeſchreibung entlehnt: Bemerkungen<lb/> auf einer Reiſe durch verſchiedene Theile<lb/><cb/> von England, Schottland und Wales;<lb/> nebſt einer Nebenreiſe in die Hoͤhlen von<lb/> Ingleborough und Settle in Yorkſhire.<lb/> Aus dem Engl. 8. 1781.</note> in einem von den <hi rendition="#fr">Mendip-Bergen</hi> zwey Meilen von<lb/><hi rendition="#fr">Wells</hi> iſt eine der groͤßten natuͤrlichen Merkwuͤrdigkeiten in <hi rendition="#fr">England</hi>. Bey dem<lb/> Eintritt in die Hoͤhle entdeckt man eine ziemliche Anzahl großer Steine, welche unor-<lb/> dentlich herum zerſtreuet liegen, uͤber deren einige man wegſteigen muß. Wenn man<lb/> weiter hinein koͤmmt, ſo erweitert ſich die Hoͤhle, bis man an eine Stelle gelangt, wo<lb/> man dreyzehn Stufen hinabſteigt, und in einen engen Weg tritt, wo das Grabmal<lb/> der alten Hexe von <hi rendition="#fr">Okey</hi>, die hier (der Sage nach) gewohnt hat, gezeigt wird.<lb/> Dieſes Grabmal iſt nichts weiter, als ein ungeſtaltes Felſenſtuͤck, welches mit einer<lb/> Rinde uͤberzogen iſt. Aus dieſem Gange koͤmmt man in die Kuͤche, und aus dieſer<lb/> in eine unermeßliche Hoͤhle, welche die Kirche genannt wird, und hie und da auf vier-<lb/> zig Fuß hoch iſt. Hier iſt es ſchlecht zu gehen: denn die Felſenſtuͤcke liegen unordent-<lb/> lich durch einander, und an der einen Seite ſchlaͤngelt ſich der Fluß <hi rendition="#fr">Axe</hi>, ſo daß man<lb/> kaum Platz hat, an der andern Seite hinzukriechen. Man kann ſich in der That<lb/> nichts furchtbarers vorſtellen, als den Anblick dieſer ungeheuren Kluft. Auch der<lb/> Spalt, der glaͤnzend laͤngſt dem Strom ſich geſetzt hat, und die kryſtallenen Tropfen,<lb/> die wie Diamanten daran haͤngen, ſind Schoͤnheiten, die ein wahres Vergnuͤgen er-<lb/> regen, beſonders, wenn man ſie im Ganzen mit den Incruſtationen des Altars, des<lb/> hangenden Haſen, des Kellers, des Kellerzubers und einem großen Felſenſtuͤck, das<lb/> ſich ohne Haltung nach dem Fluſſe hinlehnt, betrachtet. Nach der Kirche und ihren<lb/> wunderſamen Schoͤnheiten ſind die naͤchſten Gegenſtaͤnde der Bewunderung der Arm-<lb/> ſtuhl und das Kuͤhlfaß, beydes ſchoͤne Incruſtationen. Jener iſt in dem laͤndlichen<lb/> Gartengeſchmack mit Staͤben, und dieſes enthaͤlt eine kleine Portion des vortrefflichſten<lb/> Waſſers. Von hier koͤmmt man in einen Gang, wo man acht Stufen hinabſteigt,<lb/> und dann weiter geht, bis man zu einer andern Figur von Spalt gelangt, der Loͤwen-<lb/> kopf genannt, der in dem Winkel einer ungeheuren Kuppel, die Halle der Bedienten<lb/> genannt, zu ſehen iſt. Dieſe Halle duͤnkte uns die hoͤchſte von allen zu ſeyn. Genau<lb/> konnten wir die Hoͤhe zwar nicht beſtimmen, aber dem Augenmaaß nach war ſie we-<lb/> nigſtens funfzig Fuß. Von hier kommt man nach der ſo genannten großen Halle.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0102]
Dritter Abſchnitt. Gaͤrten
pferleim, der alle Formen annimmt, und von brauner Farbe iſt; ein Boden, der ſich
in der ganzen Nachbarſchaft nicht findet. Die beruͤhmte Hoͤhle in dem Peak und
die Grotte d’Aucel in Bourgogne ſind mit dieſer nicht zu vergleichen.
Die Okeyhoͤhle *) in einem von den Mendip-Bergen zwey Meilen von
Wells iſt eine der groͤßten natuͤrlichen Merkwuͤrdigkeiten in England. Bey dem
Eintritt in die Hoͤhle entdeckt man eine ziemliche Anzahl großer Steine, welche unor-
dentlich herum zerſtreuet liegen, uͤber deren einige man wegſteigen muß. Wenn man
weiter hinein koͤmmt, ſo erweitert ſich die Hoͤhle, bis man an eine Stelle gelangt, wo
man dreyzehn Stufen hinabſteigt, und in einen engen Weg tritt, wo das Grabmal
der alten Hexe von Okey, die hier (der Sage nach) gewohnt hat, gezeigt wird.
Dieſes Grabmal iſt nichts weiter, als ein ungeſtaltes Felſenſtuͤck, welches mit einer
Rinde uͤberzogen iſt. Aus dieſem Gange koͤmmt man in die Kuͤche, und aus dieſer
in eine unermeßliche Hoͤhle, welche die Kirche genannt wird, und hie und da auf vier-
zig Fuß hoch iſt. Hier iſt es ſchlecht zu gehen: denn die Felſenſtuͤcke liegen unordent-
lich durch einander, und an der einen Seite ſchlaͤngelt ſich der Fluß Axe, ſo daß man
kaum Platz hat, an der andern Seite hinzukriechen. Man kann ſich in der That
nichts furchtbarers vorſtellen, als den Anblick dieſer ungeheuren Kluft. Auch der
Spalt, der glaͤnzend laͤngſt dem Strom ſich geſetzt hat, und die kryſtallenen Tropfen,
die wie Diamanten daran haͤngen, ſind Schoͤnheiten, die ein wahres Vergnuͤgen er-
regen, beſonders, wenn man ſie im Ganzen mit den Incruſtationen des Altars, des
hangenden Haſen, des Kellers, des Kellerzubers und einem großen Felſenſtuͤck, das
ſich ohne Haltung nach dem Fluſſe hinlehnt, betrachtet. Nach der Kirche und ihren
wunderſamen Schoͤnheiten ſind die naͤchſten Gegenſtaͤnde der Bewunderung der Arm-
ſtuhl und das Kuͤhlfaß, beydes ſchoͤne Incruſtationen. Jener iſt in dem laͤndlichen
Gartengeſchmack mit Staͤben, und dieſes enthaͤlt eine kleine Portion des vortrefflichſten
Waſſers. Von hier koͤmmt man in einen Gang, wo man acht Stufen hinabſteigt,
und dann weiter geht, bis man zu einer andern Figur von Spalt gelangt, der Loͤwen-
kopf genannt, der in dem Winkel einer ungeheuren Kuppel, die Halle der Bedienten
genannt, zu ſehen iſt. Dieſe Halle duͤnkte uns die hoͤchſte von allen zu ſeyn. Genau
konnten wir die Hoͤhe zwar nicht beſtimmen, aber dem Augenmaaß nach war ſie we-
nigſtens funfzig Fuß. Von hier kommt man nach der ſo genannten großen Halle.
Auf
*)
Dieſe und die folgenden Schilderun-
gen von romantiſchen Grotten ſind aus der
Reiſebeſchreibung entlehnt: Bemerkungen
auf einer Reiſe durch verſchiedene Theile
von England, Schottland und Wales;
nebſt einer Nebenreiſe in die Hoͤhlen von
Ingleborough und Settle in Yorkſhire.
Aus dem Engl. 8. 1781.
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