Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.nach dem Charakter der Gegenden. als wir, uns vergnügen zu lassen. Wir hatten einen mühsamen Tag gehabt, dieRuhe war uns nöthig. Wir ergötzten uns daher an den angenehmen Tönen, bewun- derten den heitern Abend, streckten uns ruhig aufs Gras, und verjagten auf diese Weise die Mattigkeit. d. In den meisten dieser Gegenden gränzt das Romantische zuweilen an das Er- Die St. Petersinsel im Bielersee in der Schweitz.*) Der Bielersee ist einer der reizendsten in der Schweitz. Er liegt am Fuße der diesem *) S. des Hrn. von Saussüre Reisen durch die Alpen. Aus dem Franz. 8. 2ter Th.
1781. S. 67-69. nach dem Charakter der Gegenden. als wir, uns vergnuͤgen zu laſſen. Wir hatten einen muͤhſamen Tag gehabt, dieRuhe war uns noͤthig. Wir ergoͤtzten uns daher an den angenehmen Toͤnen, bewun- derten den heitern Abend, ſtreckten uns ruhig aufs Gras, und verjagten auf dieſe Weiſe die Mattigkeit. d. In den meiſten dieſer Gegenden graͤnzt das Romantiſche zuweilen an das Er- Die St. Petersinſel im Bielerſee in der Schweitz.*) Der Bielerſee iſt einer der reizendſten in der Schweitz. Er liegt am Fuße der dieſem *) S. des Hrn. von Sauſſuͤre Reiſen durch die Alpen. Aus dem Franz. 8. 2ter Th.
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nach dem Charakter der Gegenden.
als wir, uns vergnuͤgen zu laſſen. Wir hatten einen muͤhſamen Tag gehabt, die
Ruhe war uns noͤthig. Wir ergoͤtzten uns daher an den angenehmen Toͤnen, bewun-
derten den heitern Abend, ſtreckten uns ruhig aufs Gras, und verjagten auf dieſe Weiſe
die Mattigkeit.
d.
In den meiſten dieſer Gegenden graͤnzt das Romantiſche zuweilen an das Er-
habene oder Heroiſche, und nimmt ſelbſt einen Theil davon an. Allein in den folgen-
den Gemaͤlden verbindet ſich der Charakter des Romantiſchen mehr mit dem Angeneh-
men und Sanften. Und dieſe Milderung hat ungemein viel Einſchmeichelndes fuͤr
Herzen von einem weichern und ruhigern Gefuͤhl.
Die St. Petersinſel im Bielerſee in der Schweitz. *)
Der Bielerſee iſt einer der reizendſten in der Schweitz. Er liegt am Fuße der
erſten Strecke des Jura; ſeine Laͤnge iſt etwa 3 Meilen, und ſeine groͤßte Breite 1
kleine Meile. Die St. Petersinſel, die etwa eine kleine Viertelmeile lang iſt, be-
ſteht aus einem Huͤgel von unregelmaͤßiger Geſtalt, deſſen groͤßte Hoͤhe 121 Schuh
uͤber die Flaͤche des Sees erhaben iſt; der See ſelbſt iſt auf ſeiner Oberflaͤche 178
Schuh hoͤher, als der Genferſee. Dieſer Huͤgel ſteigt gegen Mittag in einem ſanf-
ten Abhange herab, und verliert ſich unten in eine kleine Ebne, deren einen Theil wir
mit reicher Saat, den andern aber mit Wieſen bedeckt fanden. Der oͤſtliche Abhang,
welcher ſteiler iſt, beſteht in einem ziemlich großen Weinberge, und oberhalb deſſelben
zeigen ſich Baumgaͤrten und ein uͤberaus angenehmer Eichenwald, welcher die ganze
Hoͤhe des Huͤgels in ihrem groͤßten Durchmeſſer bedeckt. Man hat durch dieſen Wald
einen ſchoͤnen und breiten Spatzierweg gehauen, welcher laͤngſt dem weſtlichen Ufer der
Inſel ſich hinzieht. Dieſes auf eine ziemliche Tiefe hinab faſt ſenkrecht abgeſchnittene
Ufer hat etwas Wildes in ſeinem Anblick; dieſer dient aber, um die herrlichen Land-
ſchaften deſto beſſer zu erheben, welche man von dieſem Spatziergang aus um Neuen-
ſtadt, Landeron und viele ſchoͤne Doͤrfer, am weſtlichen Ufer des Sees am Fuße
des Juraſſus mitten in großen Weinbergen angebaut, zu ſehen bekoͤmmt. Auch
das oͤſtliche Ufer des Sees macht damit einen auffallenden Contraſt; ſein Rand iſt
hoch und ſteil, und zeigt nur nackte Felſen oder Waͤlder, die durch die Alpen bekroͤnt
ſind, von denen man da nichts als die hoͤchſten Gipfel erblicken kann. Mitten in
dieſem
*) S. des Hrn. von Sauſſuͤre Reiſen durch die Alpen. Aus dem Franz. 8. 2ter Th.
1781. S. 67-69.
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