Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.von Gärten. Menschheit unterdrückt, wo die stumme, durch Dulden ausgemergelte, Armuth nurdem Auge des mitleidigen Zuschauers klagt, die noch immer ungemilderten Leiden klagt, wozu der schuldlose nützliche Sclave weinend geboren wird, und worunter er weinend stirbt! -- Wohlthätig und edel sind deine Wirkungen, goldne Freyheit! Man schaut sie In einem solchen Lande, über ein solches Volk verdient ein solcher Fürst zu herr- Das Schloß Augustenburg, das der geliebte Fürst mit seiner Familie be- Und *) Se. Durchl. der Prinz Aemil August, königl. dänischer General u. s. w.
von Gaͤrten. Menſchheit unterdruͤckt, wo die ſtumme, durch Dulden ausgemergelte, Armuth nurdem Auge des mitleidigen Zuſchauers klagt, die noch immer ungemilderten Leiden klagt, wozu der ſchuldloſe nuͤtzliche Sclave weinend geboren wird, und worunter er weinend ſtirbt! — Wohlthaͤtig und edel ſind deine Wirkungen, goldne Freyheit! Man ſchaut ſie In einem ſolchen Lande, uͤber ein ſolches Volk verdient ein ſolcher Fuͤrſt zu herr- Das Schloß Auguſtenburg, das der geliebte Fuͤrſt mit ſeiner Familie be- Und *) Se. Durchl. der Prinz Aemil Auguſt, koͤnigl. daͤniſcher General u. ſ. w.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Gaͤrten.</hi></fw><lb/> Menſchheit unterdruͤckt, wo die ſtumme, durch Dulden ausgemergelte, Armuth nur<lb/> dem Auge des mitleidigen Zuſchauers klagt, die noch immer ungemilderten Leiden<lb/> klagt, wozu der ſchuldloſe nuͤtzliche Sclave weinend geboren wird, und worunter er<lb/> weinend ſtirbt! —</p><lb/> <p>Wohlthaͤtig und edel ſind deine Wirkungen, goldne Freyheit! Man ſchaut ſie<lb/> auch hier. Der Landmann, der hier die heiligen Rechte genießt, die ihm die Natur<lb/> gab, und die nur die dummſte Art von Tyranney ihm entreißen konnte, fuͤhlt ſeine<lb/> Bruſt mit Geſinnungen befruchtet, die unter dem Felſen der Sclaverey nicht aufkei-<lb/> men koͤnnen. Er fuͤhlt ſich frey und edel, als Menſch; Muth, Fleiß, Freude uͤber<lb/> ſein Eigenthum, Treue gegen ſeinen Landesherrn aus Empfindung der Pflicht, haͤus-<lb/> liche Tugend und in ihrem Gefolge haͤusliche Gluͤckſeligkeit, ruhige Ausſicht in die<lb/> Zukunft beleben ihn zum nuͤtzlichen Genuß ſeiner Tage. Er arbeitet, er genießt;<lb/> er giebt ſeine Abgaben ohne Verzug, und erlaubt ſich nicht, daß ſie ihm abgefordert<lb/> werden.</p><lb/> <p>In einem ſolchen Lande, uͤber ein ſolches Volk verdient ein ſolcher Fuͤrſt zu herr-<lb/> ſchen, als der iſt, den es ſich ſelbſt zu ſeinem Gluͤcke waͤhlen wuͤrde, wenn er nicht<lb/> ſchon von der Vorſehung dazu beſtimmt waͤre. Einfacher und wohlthaͤtiger kann kein<lb/> Prinz regieren. Er hoͤrt, Er beurtheilt alles ſelbſt; Er iſt immer Vater Seiner<lb/> Unterthanen, auch wenn Er als Richter uͤber ihre Angelegenheiten entſcheidet. Sie<lb/> lieben Ihn, wie man in dem erſten Weltalter den Vater liebte, der ſeine Kinder ſeg-<lb/> nete; ſie ehren Ihn, wie man damals den Weiſeſten im Volke ehrte, der noch ſelbſt,<lb/> ohne Raͤthe, Verordnungen geben konnte. Sein Haus ſtellt dem Lande ein Beyſpiel<lb/> dar, nicht blos, daß auch ein Fuͤrſt im Schooß ſeiner Familie gluͤcklich ſeyn kann,<lb/> ſondern vielmehr, daß Er es nur ſeyn will, wie jeder Hausvater unter ſeinem Volke<lb/> es ſeyn ſoll, durch Wahrheit, Froͤmmigkeit, Eintracht und ungeſchminkte Einfalt<lb/> haͤuslicher Tugend. Durch die Einrichtung Seines Hofes, wo Weisheit bey fuͤrſt-<lb/> lichem Anſtand wohnt, und durch die Bildung Seiner liebenswuͤrdigen Prinzen,<lb/> ſichert Er Seinen Unterthanen das Gluͤck ferner Tage zu, das Gluͤck, in Ihnen einſt<lb/> wieder zu beſitzen, was Er und Sein Bruder <note place="foot" n="*)">Se. Durchl. der Prinz Aemil Auguſt, koͤnigl. daͤniſcher General u. ſ. w.</note> ihnen waren; das wohlthaͤtigſte<lb/> Vermaͤchtniß, bey deſſen Andenken jedem Auge, ſo ſehr es ſich erheitert, gleichwohl<lb/> noch eine Thraͤne der Wehmuth entſinkt.</p><lb/> <p>Das Schloß <hi rendition="#fr">Auguſtenburg</hi>, das der geliebte Fuͤrſt mit ſeiner Familie be-<lb/> wohnt, liegt bey einem Flecken gleichen Namens, ganz nahe an der Einbucht eines<lb/> Meerbuſens, den die Oſtſee zwiſchen der Inſel und dem Lande <hi rendition="#fr">Sundewitt</hi> bildet.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0187]
von Gaͤrten.
Menſchheit unterdruͤckt, wo die ſtumme, durch Dulden ausgemergelte, Armuth nur
dem Auge des mitleidigen Zuſchauers klagt, die noch immer ungemilderten Leiden
klagt, wozu der ſchuldloſe nuͤtzliche Sclave weinend geboren wird, und worunter er
weinend ſtirbt! —
Wohlthaͤtig und edel ſind deine Wirkungen, goldne Freyheit! Man ſchaut ſie
auch hier. Der Landmann, der hier die heiligen Rechte genießt, die ihm die Natur
gab, und die nur die dummſte Art von Tyranney ihm entreißen konnte, fuͤhlt ſeine
Bruſt mit Geſinnungen befruchtet, die unter dem Felſen der Sclaverey nicht aufkei-
men koͤnnen. Er fuͤhlt ſich frey und edel, als Menſch; Muth, Fleiß, Freude uͤber
ſein Eigenthum, Treue gegen ſeinen Landesherrn aus Empfindung der Pflicht, haͤus-
liche Tugend und in ihrem Gefolge haͤusliche Gluͤckſeligkeit, ruhige Ausſicht in die
Zukunft beleben ihn zum nuͤtzlichen Genuß ſeiner Tage. Er arbeitet, er genießt;
er giebt ſeine Abgaben ohne Verzug, und erlaubt ſich nicht, daß ſie ihm abgefordert
werden.
In einem ſolchen Lande, uͤber ein ſolches Volk verdient ein ſolcher Fuͤrſt zu herr-
ſchen, als der iſt, den es ſich ſelbſt zu ſeinem Gluͤcke waͤhlen wuͤrde, wenn er nicht
ſchon von der Vorſehung dazu beſtimmt waͤre. Einfacher und wohlthaͤtiger kann kein
Prinz regieren. Er hoͤrt, Er beurtheilt alles ſelbſt; Er iſt immer Vater Seiner
Unterthanen, auch wenn Er als Richter uͤber ihre Angelegenheiten entſcheidet. Sie
lieben Ihn, wie man in dem erſten Weltalter den Vater liebte, der ſeine Kinder ſeg-
nete; ſie ehren Ihn, wie man damals den Weiſeſten im Volke ehrte, der noch ſelbſt,
ohne Raͤthe, Verordnungen geben konnte. Sein Haus ſtellt dem Lande ein Beyſpiel
dar, nicht blos, daß auch ein Fuͤrſt im Schooß ſeiner Familie gluͤcklich ſeyn kann,
ſondern vielmehr, daß Er es nur ſeyn will, wie jeder Hausvater unter ſeinem Volke
es ſeyn ſoll, durch Wahrheit, Froͤmmigkeit, Eintracht und ungeſchminkte Einfalt
haͤuslicher Tugend. Durch die Einrichtung Seines Hofes, wo Weisheit bey fuͤrſt-
lichem Anſtand wohnt, und durch die Bildung Seiner liebenswuͤrdigen Prinzen,
ſichert Er Seinen Unterthanen das Gluͤck ferner Tage zu, das Gluͤck, in Ihnen einſt
wieder zu beſitzen, was Er und Sein Bruder *) ihnen waren; das wohlthaͤtigſte
Vermaͤchtniß, bey deſſen Andenken jedem Auge, ſo ſehr es ſich erheitert, gleichwohl
noch eine Thraͤne der Wehmuth entſinkt.
Das Schloß Auguſtenburg, das der geliebte Fuͤrſt mit ſeiner Familie be-
wohnt, liegt bey einem Flecken gleichen Namens, ganz nahe an der Einbucht eines
Meerbuſens, den die Oſtſee zwiſchen der Inſel und dem Lande Sundewitt bildet.
Und
*) Se. Durchl. der Prinz Aemil Auguſt, koͤnigl. daͤniſcher General u. ſ. w.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |