Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite
Anhang. Beschreibungen
De sa franchise elle tient sa beaute;
Son Crystal plait et ne flatte personne.

Und auf der Seite der Brücke, worüber man zwischen Blumen kam:

Des jours heureux voici l'image!
Les Dieux sur nous versent-ils leurs faveurs?
Ils offrent sur notre passage
Quelques aspects riants du repos et des Fleurs.

Alle die Gegenstände der Landschaft, deren Anblick auf diesem Sitz belustigt,
fallen, oben auf der Terrasse betrachtet, noch freyer und schöner ins Auge. Jenseits
der Schley, die das diesseitige Land Schwansen von der Landschaft Angeln scheidet,
überschauet es in Westen den nahen und ansehnlichen Flecken Kappel, zu welchem
eine Fähre hinüber geht, mit seinen zwischen Bäumen anmuthig hervorragenden Zie-
geldächern; er nährt seine muntern Einwohner mit Schifffahrt und dem Verkauf der
bekannten Kappeler Heringe, wovon die besten in dieser Gegend in einer sehr großen
Menge gefangen werden. Hinter dem Flecken erhebt sich ein hoher Kranz von dun-
keln Waldungen, die sich hie und da öffnen, um kleine von Getraide grünende Flächen
hervorschimmern zu lassen. In der südlichen Gegend von Kappel senken sich, mit
sanften Abhängen nach dem Strom hin, Weiden voll umherirrender Kühe; näher her
gränzen andere fruchtbare Weiden und Kornfluren daran; und in der Mitte der Land-
schaft, gerade der Wasserlaube und dem Wohngebäude gegenüber, zeigt sich die
Meyerey Todmark in einer malerischen Lage zwischen Bäumen; der Hintergrund
dieser weiten Landschaft ist ringsumher von Waldungen geschwärzt, vor welchen zuwei-
len ein weißblühendes Buchwaizenfeld mit einem anmuthigen Contrast aufschwellt.

Diesseits der Schley, auf der östlichen Seite, erheben sich zwey vortreffliche
Wälder. Jeder macht ein schönes Ganzes und einen malerischen Umzug. Sie liegen
nahe und trennen sich doch, und lassen durch den Zwischenraum das Auge in die duf-
tige Ferne der Landschaft hinausschweifen. Auch die Lage unterscheidet diese Wälder,
wie ihre Größe. Vor dem größern (Loitmarker-Holz), der sich mehr nach Osten
zieht, schwellt, in dieser Aussicht, ein von der Schley sanft aufsteigender Hügel auf;
der andere (Espenitzer-Holz) neigt sich mehr zum Wasser herab, an welchem noch auf
einer Landspitze zwey überaus anmuthige Gruppen von Bäumen erscheinen. Zwischen
diesen und dem letzten Walde schaut aus der Ferne über die Krümmung der Schley
die kleine Insel Arniß herüber, die mitten in diesem Strom liegt. Diese Krüm-
mung um die waldigte Landecke verschönert nicht wenig das Gemälde. Die von

Schleswig
Anhang. Beſchreibungen
De ſa franchiſe elle tient ſa beauté;
Son Cryſtal plait et ne flatte perſonne.

Und auf der Seite der Bruͤcke, woruͤber man zwiſchen Blumen kam:

Des jours heureux voici l’image!
Les Dieux ſur nous verſent-ils leurs faveurs?
Ils offrent ſur notre paſſage
Quelques aſpects riants du repos et des Fleurs.

Alle die Gegenſtaͤnde der Landſchaft, deren Anblick auf dieſem Sitz beluſtigt,
fallen, oben auf der Terraſſe betrachtet, noch freyer und ſchoͤner ins Auge. Jenſeits
der Schley, die das dieſſeitige Land Schwanſen von der Landſchaft Angeln ſcheidet,
uͤberſchauet es in Weſten den nahen und anſehnlichen Flecken Kappel, zu welchem
eine Faͤhre hinuͤber geht, mit ſeinen zwiſchen Baͤumen anmuthig hervorragenden Zie-
geldaͤchern; er naͤhrt ſeine muntern Einwohner mit Schifffahrt und dem Verkauf der
bekannten Kappeler Heringe, wovon die beſten in dieſer Gegend in einer ſehr großen
Menge gefangen werden. Hinter dem Flecken erhebt ſich ein hoher Kranz von dun-
keln Waldungen, die ſich hie und da oͤffnen, um kleine von Getraide gruͤnende Flaͤchen
hervorſchimmern zu laſſen. In der ſuͤdlichen Gegend von Kappel ſenken ſich, mit
ſanften Abhaͤngen nach dem Strom hin, Weiden voll umherirrender Kuͤhe; naͤher her
graͤnzen andere fruchtbare Weiden und Kornfluren daran; und in der Mitte der Land-
ſchaft, gerade der Waſſerlaube und dem Wohngebaͤude gegenuͤber, zeigt ſich die
Meyerey Todmark in einer maleriſchen Lage zwiſchen Baͤumen; der Hintergrund
dieſer weiten Landſchaft iſt ringsumher von Waldungen geſchwaͤrzt, vor welchen zuwei-
len ein weißbluͤhendes Buchwaizenfeld mit einem anmuthigen Contraſt aufſchwellt.

Dieſſeits der Schley, auf der oͤſtlichen Seite, erheben ſich zwey vortreffliche
Waͤlder. Jeder macht ein ſchoͤnes Ganzes und einen maleriſchen Umzug. Sie liegen
nahe und trennen ſich doch, und laſſen durch den Zwiſchenraum das Auge in die duf-
tige Ferne der Landſchaft hinausſchweifen. Auch die Lage unterſcheidet dieſe Waͤlder,
wie ihre Groͤße. Vor dem groͤßern (Loitmarker-Holz), der ſich mehr nach Oſten
zieht, ſchwellt, in dieſer Ausſicht, ein von der Schley ſanft aufſteigender Huͤgel auf;
der andere (Eſpenitzer-Holz) neigt ſich mehr zum Waſſer herab, an welchem noch auf
einer Landſpitze zwey uͤberaus anmuthige Gruppen von Baͤumen erſcheinen. Zwiſchen
dieſen und dem letzten Walde ſchaut aus der Ferne uͤber die Kruͤmmung der Schley
die kleine Inſel Arniß heruͤber, die mitten in dieſem Strom liegt. Dieſe Kruͤm-
mung um die waldigte Landecke verſchoͤnert nicht wenig das Gemaͤlde. Die von

Schleswig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote>
              <pb facs="#f0204" n="200"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anhang. Be&#x017F;chreibungen</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#aq">De &#x017F;a franchi&#x017F;e elle tient &#x017F;a beauté;<lb/>
Son Cry&#x017F;tal plait et ne flatte per&#x017F;onne.</hi> </quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <p>Und auf der Seite der Bru&#x0364;cke, woru&#x0364;ber man zwi&#x017F;chen Blumen kam:</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">Des jours heureux voici l&#x2019;image!<lb/>
Les Dieux &#x017F;ur nous ver&#x017F;ent-ils leurs faveurs?<lb/>
Ils offrent &#x017F;ur notre pa&#x017F;&#x017F;age<lb/>
Quelques a&#x017F;pects riants du repos et des Fleurs.</hi> </quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <p>Alle die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Land&#x017F;chaft, deren Anblick auf die&#x017F;em Sitz belu&#x017F;tigt,<lb/>
fallen, oben auf der Terra&#x017F;&#x017F;e betrachtet, noch freyer und &#x017F;cho&#x0364;ner ins Auge. Jen&#x017F;eits<lb/>
der <hi rendition="#fr">Schley</hi>, die das die&#x017F;&#x017F;eitige Land <hi rendition="#fr">Schwan&#x017F;en</hi> von der Land&#x017F;chaft <hi rendition="#fr">Angeln</hi> &#x017F;cheidet,<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chauet es in We&#x017F;ten den nahen und an&#x017F;ehnlichen Flecken <hi rendition="#fr">Kappel</hi>, zu welchem<lb/>
eine Fa&#x0364;hre hinu&#x0364;ber geht, mit &#x017F;einen zwi&#x017F;chen Ba&#x0364;umen anmuthig hervorragenden Zie-<lb/>
gelda&#x0364;chern; er na&#x0364;hrt &#x017F;eine muntern Einwohner mit Schifffahrt und dem Verkauf der<lb/>
bekannten <hi rendition="#fr">Kappeler</hi> Heringe, wovon die be&#x017F;ten in die&#x017F;er Gegend in einer &#x017F;ehr großen<lb/>
Menge gefangen werden. Hinter dem Flecken erhebt &#x017F;ich ein hoher Kranz von dun-<lb/>
keln Waldungen, die &#x017F;ich hie und da o&#x0364;ffnen, um kleine von Getraide gru&#x0364;nende Fla&#x0364;chen<lb/>
hervor&#x017F;chimmern zu la&#x017F;&#x017F;en. In der &#x017F;u&#x0364;dlichen Gegend von <hi rendition="#fr">Kappel</hi> &#x017F;enken &#x017F;ich, mit<lb/>
&#x017F;anften Abha&#x0364;ngen nach dem Strom hin, Weiden voll umherirrender Ku&#x0364;he; na&#x0364;her her<lb/>
gra&#x0364;nzen andere fruchtbare Weiden und Kornfluren daran; und in der Mitte der Land-<lb/>
&#x017F;chaft, gerade der Wa&#x017F;&#x017F;erlaube und dem Wohngeba&#x0364;ude gegenu&#x0364;ber, zeigt &#x017F;ich die<lb/>
Meyerey <hi rendition="#fr">Todmark</hi> in einer maleri&#x017F;chen Lage zwi&#x017F;chen Ba&#x0364;umen; der Hintergrund<lb/>
die&#x017F;er weiten Land&#x017F;chaft i&#x017F;t ringsumher von Waldungen ge&#x017F;chwa&#x0364;rzt, vor welchen zuwei-<lb/>
len ein weißblu&#x0364;hendes Buchwaizenfeld mit einem anmuthigen Contra&#x017F;t auf&#x017F;chwellt.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;&#x017F;eits der <hi rendition="#fr">Schley</hi>, auf der o&#x0364;&#x017F;tlichen Seite, erheben &#x017F;ich zwey vortreffliche<lb/>
Wa&#x0364;lder. Jeder macht ein &#x017F;cho&#x0364;nes Ganzes und einen maleri&#x017F;chen Umzug. Sie liegen<lb/>
nahe und trennen &#x017F;ich doch, und la&#x017F;&#x017F;en durch den Zwi&#x017F;chenraum das Auge in die duf-<lb/>
tige Ferne der Land&#x017F;chaft hinaus&#x017F;chweifen. Auch die Lage unter&#x017F;cheidet die&#x017F;e Wa&#x0364;lder,<lb/>
wie ihre Gro&#x0364;ße. Vor dem gro&#x0364;ßern (Loitmarker-Holz), der &#x017F;ich mehr nach O&#x017F;ten<lb/>
zieht, &#x017F;chwellt, in die&#x017F;er Aus&#x017F;icht, ein von der <hi rendition="#fr">Schley</hi> &#x017F;anft auf&#x017F;teigender Hu&#x0364;gel auf;<lb/>
der andere (E&#x017F;penitzer-Holz) neigt &#x017F;ich mehr zum Wa&#x017F;&#x017F;er herab, an welchem noch auf<lb/>
einer Land&#x017F;pitze zwey u&#x0364;beraus anmuthige Gruppen von Ba&#x0364;umen er&#x017F;cheinen. Zwi&#x017F;chen<lb/>
die&#x017F;en und dem letzten Walde &#x017F;chaut aus der Ferne u&#x0364;ber die Kru&#x0364;mmung der <hi rendition="#fr">Schley</hi><lb/>
die kleine In&#x017F;el <hi rendition="#fr">Arniß</hi> heru&#x0364;ber, die mitten in die&#x017F;em Strom liegt. Die&#x017F;e Kru&#x0364;m-<lb/>
mung um die waldigte Landecke ver&#x017F;cho&#x0364;nert nicht wenig das Gema&#x0364;lde. Die von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Schleswig</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0204] Anhang. Beſchreibungen De ſa franchiſe elle tient ſa beauté; Son Cryſtal plait et ne flatte perſonne. Und auf der Seite der Bruͤcke, woruͤber man zwiſchen Blumen kam: Des jours heureux voici l’image! Les Dieux ſur nous verſent-ils leurs faveurs? Ils offrent ſur notre paſſage Quelques aſpects riants du repos et des Fleurs. Alle die Gegenſtaͤnde der Landſchaft, deren Anblick auf dieſem Sitz beluſtigt, fallen, oben auf der Terraſſe betrachtet, noch freyer und ſchoͤner ins Auge. Jenſeits der Schley, die das dieſſeitige Land Schwanſen von der Landſchaft Angeln ſcheidet, uͤberſchauet es in Weſten den nahen und anſehnlichen Flecken Kappel, zu welchem eine Faͤhre hinuͤber geht, mit ſeinen zwiſchen Baͤumen anmuthig hervorragenden Zie- geldaͤchern; er naͤhrt ſeine muntern Einwohner mit Schifffahrt und dem Verkauf der bekannten Kappeler Heringe, wovon die beſten in dieſer Gegend in einer ſehr großen Menge gefangen werden. Hinter dem Flecken erhebt ſich ein hoher Kranz von dun- keln Waldungen, die ſich hie und da oͤffnen, um kleine von Getraide gruͤnende Flaͤchen hervorſchimmern zu laſſen. In der ſuͤdlichen Gegend von Kappel ſenken ſich, mit ſanften Abhaͤngen nach dem Strom hin, Weiden voll umherirrender Kuͤhe; naͤher her graͤnzen andere fruchtbare Weiden und Kornfluren daran; und in der Mitte der Land- ſchaft, gerade der Waſſerlaube und dem Wohngebaͤude gegenuͤber, zeigt ſich die Meyerey Todmark in einer maleriſchen Lage zwiſchen Baͤumen; der Hintergrund dieſer weiten Landſchaft iſt ringsumher von Waldungen geſchwaͤrzt, vor welchen zuwei- len ein weißbluͤhendes Buchwaizenfeld mit einem anmuthigen Contraſt aufſchwellt. Dieſſeits der Schley, auf der oͤſtlichen Seite, erheben ſich zwey vortreffliche Waͤlder. Jeder macht ein ſchoͤnes Ganzes und einen maleriſchen Umzug. Sie liegen nahe und trennen ſich doch, und laſſen durch den Zwiſchenraum das Auge in die duf- tige Ferne der Landſchaft hinausſchweifen. Auch die Lage unterſcheidet dieſe Waͤlder, wie ihre Groͤße. Vor dem groͤßern (Loitmarker-Holz), der ſich mehr nach Oſten zieht, ſchwellt, in dieſer Ausſicht, ein von der Schley ſanft aufſteigender Huͤgel auf; der andere (Eſpenitzer-Holz) neigt ſich mehr zum Waſſer herab, an welchem noch auf einer Landſpitze zwey uͤberaus anmuthige Gruppen von Baͤumen erſcheinen. Zwiſchen dieſen und dem letzten Walde ſchaut aus der Ferne uͤber die Kruͤmmung der Schley die kleine Inſel Arniß heruͤber, die mitten in dieſem Strom liegt. Dieſe Kruͤm- mung um die waldigte Landecke verſchoͤnert nicht wenig das Gemaͤlde. Die von Schleswig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/204
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/204>, abgerufen am 10.05.2024.