Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.Anhang. Beschreibungen sanften Wiederschein der vorliegenden Landschaften sich malen. Aus dem Fenster zurRechten erblickt man die mit einzelnen Bäumen schattirte Landgegend, bis an die hell- schimmernde Einfahrt in unsern großen reizenden Hafen; die Aussicht zur Linken ist eingeschränkt, indem das Auge gleich auf den nahen Laubdecken der Buchen ruht. Gerade aus aber reizt der erhabene Prospect auf das Meer, das hier ohne sichtbare Begränzung wallet. Eine der herrlichsten Scenen, vornehmlich aus der Ruhe der Wälder betrachtet! Bald spielt seine ebene Fläche in Millionen tanzender Lichtfunken dahin; bald strömen seine in ein dunkleres Blau gefärbten Wogen mit regelmäßigem Steigen und Fallen fort; bald toben sie unter der Gewalt des Sturms aufbrausend, sich schlagend, sich thürmend und niederstürzend, eine fürchterliche Wildniß von schäu- menden Höhen und Abgründen; bald verbreitet sich hier in der Stille des Abends ein gränzenloser Spiegel, worinn der Mond mit feyerlicher Ruhe sein Bild verweilen läßt, und alle ihn umschwebende Gewölke stolz scheinen, sich neben ihm mit ihrem mannig- faltig gebrochenen Lichte glänzen zu sehen. Aber, außer diesen prächtigen Scenen, wird der Geist, durch Erinnerung der Geschichte, auf ganz andere geleitet. Eben diese Gegend des Meeres war es, die sich im Anfang dieses Jahrhunderts von dem Blute nordischer Seehelden röthete. *) Doch das Andenken dieses schrecklichen Schauspiels fliehe mit den Wellen dahin. Wie weit glücklicher sind unsere Tage! Mit einem Bündnisse des Blutes und der Freundschaft umarmen sich nun die Mächte in Norden; sie gebieten nur ihren bewaffneten Schiffen auszusegeln, um den Handel ihrer friedfertigen Völker und die Freyheit des Meeres zu schützen. Indessen daß jetzt so viele Nationen von der Wut des Krieges gegen einander empört sind, bewohnt Dännemarks vieljähriger Vertraute, der Friede, noch immer diese ruhigen Wälder, und erhöhet für uns die Wonne des Landlebens. Mit diesen Betrachtungen verlassen wir Julianenruh, um nach dem Wohn- war. *) [Spaltenumbruch]
In der Seeschlacht den 24sten April
1715. Der dänische Viceadmiral Gabel holte mit 8 Linienschiffen und 2 Fregatten den schwedischen Schoutbynacht Grafen Wachtmeister, der eine Escadre von 6 Li- nienschiffen und 2 Fregatten commandirte, im Fehmernsunde ein, und erhielt einen vollkommenen Sieg über ihn, indem ein Schiff verbrannt und alle übrige erobert [Spaltenumbruch] wurden. Die ganze Besatzung der Schiffe, auf 2000 Mann stark, und selbst der Graf Wachtmeister wurden hier bey Büiker Höft auf den Strand gejagt und zu Gefange- nen gemacht. Die Schweden, wovon sehr viele getödtet wurden, leisteten eine tapfere Gegenwehr, und die Schlacht dauerte sieben Stunden. Anhang. Beſchreibungen ſanften Wiederſchein der vorliegenden Landſchaften ſich malen. Aus dem Fenſter zurRechten erblickt man die mit einzelnen Baͤumen ſchattirte Landgegend, bis an die hell- ſchimmernde Einfahrt in unſern großen reizenden Hafen; die Ausſicht zur Linken iſt eingeſchraͤnkt, indem das Auge gleich auf den nahen Laubdecken der Buchen ruht. Gerade aus aber reizt der erhabene Proſpect auf das Meer, das hier ohne ſichtbare Begraͤnzung wallet. Eine der herrlichſten Scenen, vornehmlich aus der Ruhe der Waͤlder betrachtet! Bald ſpielt ſeine ebene Flaͤche in Millionen tanzender Lichtfunken dahin; bald ſtroͤmen ſeine in ein dunkleres Blau gefaͤrbten Wogen mit regelmaͤßigem Steigen und Fallen fort; bald toben ſie unter der Gewalt des Sturms aufbrauſend, ſich ſchlagend, ſich thuͤrmend und niederſtuͤrzend, eine fuͤrchterliche Wildniß von ſchaͤu- menden Hoͤhen und Abgruͤnden; bald verbreitet ſich hier in der Stille des Abends ein graͤnzenloſer Spiegel, worinn der Mond mit feyerlicher Ruhe ſein Bild verweilen laͤßt, und alle ihn umſchwebende Gewoͤlke ſtolz ſcheinen, ſich neben ihm mit ihrem mannig- faltig gebrochenen Lichte glaͤnzen zu ſehen. Aber, außer dieſen praͤchtigen Scenen, wird der Geiſt, durch Erinnerung der Geſchichte, auf ganz andere geleitet. Eben dieſe Gegend des Meeres war es, die ſich im Anfang dieſes Jahrhunderts von dem Blute nordiſcher Seehelden roͤthete. *) Doch das Andenken dieſes ſchrecklichen Schauſpiels fliehe mit den Wellen dahin. Wie weit gluͤcklicher ſind unſere Tage! Mit einem Buͤndniſſe des Blutes und der Freundſchaft umarmen ſich nun die Maͤchte in Norden; ſie gebieten nur ihren bewaffneten Schiffen auszuſegeln, um den Handel ihrer friedfertigen Voͤlker und die Freyheit des Meeres zu ſchuͤtzen. Indeſſen daß jetzt ſo viele Nationen von der Wut des Krieges gegen einander empoͤrt ſind, bewohnt Daͤnnemarks vieljaͤhriger Vertraute, der Friede, noch immer dieſe ruhigen Waͤlder, und erhoͤhet fuͤr uns die Wonne des Landlebens. Mit dieſen Betrachtungen verlaſſen wir Julianenruh, um nach dem Wohn- war. *) [Spaltenumbruch]
In der Seeſchlacht den 24ſten April
1715. Der daͤniſche Viceadmiral Gabel holte mit 8 Linienſchiffen und 2 Fregatten den ſchwediſchen Schoutbynacht Grafen Wachtmeiſter, der eine Eſcadre von 6 Li- nienſchiffen und 2 Fregatten commandirte, im Fehmernſunde ein, und erhielt einen vollkommenen Sieg uͤber ihn, indem ein Schiff verbrannt und alle uͤbrige erobert [Spaltenumbruch] wurden. Die ganze Beſatzung der Schiffe, auf 2000 Mann ſtark, und ſelbſt der Graf Wachtmeiſter wurden hier bey Buͤiker Hoͤft auf den Strand gejagt und zu Gefange- nen gemacht. Die Schweden, wovon ſehr viele getoͤdtet wurden, leiſteten eine tapfere Gegenwehr, und die Schlacht dauerte ſieben Stunden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang. Beſchreibungen</hi></fw><lb/> ſanften Wiederſchein der vorliegenden Landſchaften ſich malen. Aus dem Fenſter zur<lb/> Rechten erblickt man die mit einzelnen Baͤumen ſchattirte Landgegend, bis an die hell-<lb/> ſchimmernde Einfahrt in unſern großen reizenden Hafen; die Ausſicht zur Linken iſt<lb/> eingeſchraͤnkt, indem das Auge gleich auf den nahen Laubdecken der Buchen ruht.<lb/> Gerade aus aber reizt der erhabene Proſpect auf das Meer, das hier ohne ſichtbare<lb/> Begraͤnzung wallet. Eine der herrlichſten Scenen, vornehmlich aus der Ruhe der<lb/> Waͤlder betrachtet! Bald ſpielt ſeine ebene Flaͤche in Millionen tanzender Lichtfunken<lb/> dahin; bald ſtroͤmen ſeine in ein dunkleres Blau gefaͤrbten Wogen mit regelmaͤßigem<lb/> Steigen und Fallen fort; bald toben ſie unter der Gewalt des Sturms aufbrauſend,<lb/> ſich ſchlagend, ſich thuͤrmend und niederſtuͤrzend, eine fuͤrchterliche Wildniß von ſchaͤu-<lb/> menden Hoͤhen und Abgruͤnden; bald verbreitet ſich hier in der Stille des Abends ein<lb/> graͤnzenloſer Spiegel, worinn der Mond mit feyerlicher Ruhe ſein Bild verweilen laͤßt,<lb/> und alle ihn umſchwebende Gewoͤlke ſtolz ſcheinen, ſich neben ihm mit ihrem mannig-<lb/> faltig gebrochenen Lichte glaͤnzen zu ſehen. Aber, außer dieſen praͤchtigen Scenen,<lb/> wird der Geiſt, durch Erinnerung der Geſchichte, auf ganz andere geleitet. Eben<lb/> dieſe Gegend des Meeres war es, die ſich im Anfang dieſes Jahrhunderts von dem<lb/> Blute <hi rendition="#fr">nordiſcher</hi> Seehelden roͤthete. <note place="foot" n="*)"><cb/> In der Seeſchlacht den 24ſten April<lb/> 1715. Der daͤniſche Viceadmiral Gabel<lb/> holte mit 8 Linienſchiffen und 2 Fregatten<lb/> den ſchwediſchen Schoutbynacht Grafen<lb/> Wachtmeiſter, der eine Eſcadre von 6 Li-<lb/> nienſchiffen und 2 Fregatten commandirte,<lb/> im Fehmernſunde ein, und erhielt einen<lb/> vollkommenen Sieg uͤber ihn, indem ein<lb/> Schiff verbrannt und alle uͤbrige erobert<lb/><cb/> wurden. Die ganze Beſatzung der Schiffe,<lb/> auf 2000 Mann ſtark, und ſelbſt der Graf<lb/> Wachtmeiſter wurden hier bey Buͤiker Hoͤft<lb/> auf den Strand gejagt und zu Gefange-<lb/> nen gemacht. Die Schweden, wovon<lb/> ſehr viele getoͤdtet wurden, leiſteten eine<lb/> tapfere Gegenwehr, und die Schlacht<lb/> dauerte ſieben Stunden.</note> Doch das Andenken dieſes ſchrecklichen<lb/> Schauſpiels fliehe mit den Wellen dahin. Wie weit gluͤcklicher ſind unſere Tage!<lb/> Mit einem Buͤndniſſe des Blutes und der Freundſchaft umarmen ſich nun die Maͤchte<lb/> in <hi rendition="#fr">Norden;</hi> ſie gebieten nur ihren bewaffneten Schiffen auszuſegeln, um den Handel<lb/> ihrer friedfertigen Voͤlker und die Freyheit des Meeres zu ſchuͤtzen. Indeſſen daß<lb/> jetzt ſo viele Nationen von der Wut des Krieges gegen einander empoͤrt ſind, bewohnt<lb/><hi rendition="#fr">Daͤnnemarks</hi> vieljaͤhriger Vertraute, der Friede, noch immer dieſe ruhigen Waͤlder,<lb/> und erhoͤhet fuͤr uns die Wonne des Landlebens.</p><lb/> <p>Mit dieſen Betrachtungen verlaſſen wir <hi rendition="#fr">Julianenruh,</hi> um nach dem Wohn-<lb/> gebaͤude zuruͤckzukehren. Auf unſerm Wege finden wir noch die <hi rendition="#fr">Raͤuberinſel,</hi> einen<lb/> bebuͤſchten Huͤgel, der vormals wegen ſeiner Hoͤhe die Warte beruͤchtigter Seeraͤuber<lb/> <fw place="bottom" type="catch">war.</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0236]
Anhang. Beſchreibungen
ſanften Wiederſchein der vorliegenden Landſchaften ſich malen. Aus dem Fenſter zur
Rechten erblickt man die mit einzelnen Baͤumen ſchattirte Landgegend, bis an die hell-
ſchimmernde Einfahrt in unſern großen reizenden Hafen; die Ausſicht zur Linken iſt
eingeſchraͤnkt, indem das Auge gleich auf den nahen Laubdecken der Buchen ruht.
Gerade aus aber reizt der erhabene Proſpect auf das Meer, das hier ohne ſichtbare
Begraͤnzung wallet. Eine der herrlichſten Scenen, vornehmlich aus der Ruhe der
Waͤlder betrachtet! Bald ſpielt ſeine ebene Flaͤche in Millionen tanzender Lichtfunken
dahin; bald ſtroͤmen ſeine in ein dunkleres Blau gefaͤrbten Wogen mit regelmaͤßigem
Steigen und Fallen fort; bald toben ſie unter der Gewalt des Sturms aufbrauſend,
ſich ſchlagend, ſich thuͤrmend und niederſtuͤrzend, eine fuͤrchterliche Wildniß von ſchaͤu-
menden Hoͤhen und Abgruͤnden; bald verbreitet ſich hier in der Stille des Abends ein
graͤnzenloſer Spiegel, worinn der Mond mit feyerlicher Ruhe ſein Bild verweilen laͤßt,
und alle ihn umſchwebende Gewoͤlke ſtolz ſcheinen, ſich neben ihm mit ihrem mannig-
faltig gebrochenen Lichte glaͤnzen zu ſehen. Aber, außer dieſen praͤchtigen Scenen,
wird der Geiſt, durch Erinnerung der Geſchichte, auf ganz andere geleitet. Eben
dieſe Gegend des Meeres war es, die ſich im Anfang dieſes Jahrhunderts von dem
Blute nordiſcher Seehelden roͤthete. *) Doch das Andenken dieſes ſchrecklichen
Schauſpiels fliehe mit den Wellen dahin. Wie weit gluͤcklicher ſind unſere Tage!
Mit einem Buͤndniſſe des Blutes und der Freundſchaft umarmen ſich nun die Maͤchte
in Norden; ſie gebieten nur ihren bewaffneten Schiffen auszuſegeln, um den Handel
ihrer friedfertigen Voͤlker und die Freyheit des Meeres zu ſchuͤtzen. Indeſſen daß
jetzt ſo viele Nationen von der Wut des Krieges gegen einander empoͤrt ſind, bewohnt
Daͤnnemarks vieljaͤhriger Vertraute, der Friede, noch immer dieſe ruhigen Waͤlder,
und erhoͤhet fuͤr uns die Wonne des Landlebens.
Mit dieſen Betrachtungen verlaſſen wir Julianenruh, um nach dem Wohn-
gebaͤude zuruͤckzukehren. Auf unſerm Wege finden wir noch die Raͤuberinſel, einen
bebuͤſchten Huͤgel, der vormals wegen ſeiner Hoͤhe die Warte beruͤchtigter Seeraͤuber
war.
*)
In der Seeſchlacht den 24ſten April
1715. Der daͤniſche Viceadmiral Gabel
holte mit 8 Linienſchiffen und 2 Fregatten
den ſchwediſchen Schoutbynacht Grafen
Wachtmeiſter, der eine Eſcadre von 6 Li-
nienſchiffen und 2 Fregatten commandirte,
im Fehmernſunde ein, und erhielt einen
vollkommenen Sieg uͤber ihn, indem ein
Schiff verbrannt und alle uͤbrige erobert
wurden. Die ganze Beſatzung der Schiffe,
auf 2000 Mann ſtark, und ſelbſt der Graf
Wachtmeiſter wurden hier bey Buͤiker Hoͤft
auf den Strand gejagt und zu Gefange-
nen gemacht. Die Schweden, wovon
ſehr viele getoͤdtet wurden, leiſteten eine
tapfere Gegenwehr, und die Schlacht
dauerte ſieben Stunden.
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