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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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von Gärten.
kiefern, rothe schottische Kiefern und Balsamtannen, welche weiter hin ebenfalls die
ganze Vertiefung mit weißen und rothen Cedern und den kriechenden Krumholzbäu-
men einnehmen. Sie ist an libanotischen Cedern noch die reichste Deutschlands; die
schönste wird sie nach dem Alter derselben beständig bleiben und den Preis der Kenner
'verdienen. Hier pranget der glatte Schaft hoher Weymouthskiefern, das dunkle
Grün schöner Balsamtannen vermischet sich mit der höhern lebhaften Farbe erhabener
amerikanischer weißer, schwarzer und rother Fichten, und zur Herbstzeit schimmern
lebhaft die brennend rothen Beeren des Pyracanths durch die ganze mit balsamischem
harzigten Duft angefüllte Gegend. Sie endigt sich mit einer jungen angebaueten
Ebene von zwey und zwanzig tausend Fichtenstämmen, in deren Mitte ein kleiner
Schmerlenteich sich befindet, und führet den Pfad zu einer an einem dunkeln Fichten-
hain stehenden Mooshütte, auf die Horazens sollicitae jucunda oblivia vitae so sehr
paßt, und aus der man die Pflanzung nochmals übersehen kann.

Und wer wollte sich nicht diese angenehme Erinnerung machen? wer wollte nicht
in Ruhe und zu einiger Erholung seiner selbst auch von hier aus diese Naturschätze be-
wundern? Die Lage ist für manchen neu und romantisch genug: im Rücken hohe dun-
kle Fichten, umher dergleichen, vor sich hin eine große Strecke junges Nadelholz und
die große vermischte Pflanzung seltener Nadelhölzer und immer grüner Bäume gewäh-
ren Vergnügen und Zufriedenheit.

Einsame die Anhöhen herabgleitende, mit moosigtem Teppich belegte Gänge füh-
ren durch ein hohes Fichtenholz an einen fließenden Bach, der über Stämme dahin
murmelt, und beym Ausgange hat man die Aussicht über eine Wiese und einen Teich,
in welchem zwey kleine Inseln liegen, die von wilden Enten bewohnt werden, und den
durch die beschriebenen Pflanzungen an einander hängenden Park endigen.

Der Leser wird nach dieser Schilderung sich die Größe desselben leicht vorstellig
machen können; er wird die reichhaltige Mannigfaltigkeit bewundern, und wird er
dadurch angelocket, diese Gegenden selbst zu besuchen und zu durchwandern, dann
wird sein forschendes Auge noch Schönheiten genug ausspähen und bemerken, die sich
in jede Beschreibung nicht bringen lassen, weil die Verschiedenheit der Betrachtung
verschiedene Gegenstände darbieten muß. So viel ist gewiß, die Anlage des Ganzen
ist natürlich vortheilhaft durch die erhöhete von der Rückseite durch den Buchenwald
eingeschlossene Lage: sie gewinnet durch die Aussicht auf niedriger liegende Gegenstände
viel gegen flach angelegte Gärten; und wenn auch hin und wieder höher aufwachsende
Stämme das Auge einschränken und in der Folge der Zeit noch mehr einschränken
müssen, so bleiben doch offene Plätze genug übrig, die desto angenehmer seyn werden,
weil sie überraschend sind und der Aussicht wegen gesucht werden müssen. Dann

wird
J i 2

von Gaͤrten.
kiefern, rothe ſchottiſche Kiefern und Balſamtannen, welche weiter hin ebenfalls die
ganze Vertiefung mit weißen und rothen Cedern und den kriechenden Krumholzbaͤu-
men einnehmen. Sie iſt an libanotiſchen Cedern noch die reichſte Deutſchlands; die
ſchoͤnſte wird ſie nach dem Alter derſelben beſtaͤndig bleiben und den Preis der Kenner
’verdienen. Hier pranget der glatte Schaft hoher Weymouthskiefern, das dunkle
Gruͤn ſchoͤner Balſamtannen vermiſchet ſich mit der hoͤhern lebhaften Farbe erhabener
amerikaniſcher weißer, ſchwarzer und rother Fichten, und zur Herbſtzeit ſchimmern
lebhaft die brennend rothen Beeren des Pyracanths durch die ganze mit balſamiſchem
harzigten Duft angefuͤllte Gegend. Sie endigt ſich mit einer jungen angebaueten
Ebene von zwey und zwanzig tauſend Fichtenſtaͤmmen, in deren Mitte ein kleiner
Schmerlenteich ſich befindet, und fuͤhret den Pfad zu einer an einem dunkeln Fichten-
hain ſtehenden Mooshuͤtte, auf die Horazens ſollicitae jucunda oblivia vitae ſo ſehr
paßt, und aus der man die Pflanzung nochmals uͤberſehen kann.

Und wer wollte ſich nicht dieſe angenehme Erinnerung machen? wer wollte nicht
in Ruhe und zu einiger Erholung ſeiner ſelbſt auch von hier aus dieſe Naturſchaͤtze be-
wundern? Die Lage iſt fuͤr manchen neu und romantiſch genug: im Ruͤcken hohe dun-
kle Fichten, umher dergleichen, vor ſich hin eine große Strecke junges Nadelholz und
die große vermiſchte Pflanzung ſeltener Nadelhoͤlzer und immer gruͤner Baͤume gewaͤh-
ren Vergnuͤgen und Zufriedenheit.

Einſame die Anhoͤhen herabgleitende, mit mooſigtem Teppich belegte Gaͤnge fuͤh-
ren durch ein hohes Fichtenholz an einen fließenden Bach, der uͤber Staͤmme dahin
murmelt, und beym Ausgange hat man die Ausſicht uͤber eine Wieſe und einen Teich,
in welchem zwey kleine Inſeln liegen, die von wilden Enten bewohnt werden, und den
durch die beſchriebenen Pflanzungen an einander haͤngenden Park endigen.

Der Leſer wird nach dieſer Schilderung ſich die Groͤße deſſelben leicht vorſtellig
machen koͤnnen; er wird die reichhaltige Mannigfaltigkeit bewundern, und wird er
dadurch angelocket, dieſe Gegenden ſelbſt zu beſuchen und zu durchwandern, dann
wird ſein forſchendes Auge noch Schoͤnheiten genug ausſpaͤhen und bemerken, die ſich
in jede Beſchreibung nicht bringen laſſen, weil die Verſchiedenheit der Betrachtung
verſchiedene Gegenſtaͤnde darbieten muß. So viel iſt gewiß, die Anlage des Ganzen
iſt natuͤrlich vortheilhaft durch die erhoͤhete von der Ruͤckſeite durch den Buchenwald
eingeſchloſſene Lage: ſie gewinnet durch die Ausſicht auf niedriger liegende Gegenſtaͤnde
viel gegen flach angelegte Gaͤrten; und wenn auch hin und wieder hoͤher aufwachſende
Staͤmme das Auge einſchraͤnken und in der Folge der Zeit noch mehr einſchraͤnken
muͤſſen, ſo bleiben doch offene Plaͤtze genug uͤbrig, die deſto angenehmer ſeyn werden,
weil ſie uͤberraſchend ſind und der Ausſicht wegen geſucht werden muͤſſen. Dann

wird
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[245/0249] von Gaͤrten. kiefern, rothe ſchottiſche Kiefern und Balſamtannen, welche weiter hin ebenfalls die ganze Vertiefung mit weißen und rothen Cedern und den kriechenden Krumholzbaͤu- men einnehmen. Sie iſt an libanotiſchen Cedern noch die reichſte Deutſchlands; die ſchoͤnſte wird ſie nach dem Alter derſelben beſtaͤndig bleiben und den Preis der Kenner ’verdienen. Hier pranget der glatte Schaft hoher Weymouthskiefern, das dunkle Gruͤn ſchoͤner Balſamtannen vermiſchet ſich mit der hoͤhern lebhaften Farbe erhabener amerikaniſcher weißer, ſchwarzer und rother Fichten, und zur Herbſtzeit ſchimmern lebhaft die brennend rothen Beeren des Pyracanths durch die ganze mit balſamiſchem harzigten Duft angefuͤllte Gegend. Sie endigt ſich mit einer jungen angebaueten Ebene von zwey und zwanzig tauſend Fichtenſtaͤmmen, in deren Mitte ein kleiner Schmerlenteich ſich befindet, und fuͤhret den Pfad zu einer an einem dunkeln Fichten- hain ſtehenden Mooshuͤtte, auf die Horazens ſollicitae jucunda oblivia vitae ſo ſehr paßt, und aus der man die Pflanzung nochmals uͤberſehen kann. Und wer wollte ſich nicht dieſe angenehme Erinnerung machen? wer wollte nicht in Ruhe und zu einiger Erholung ſeiner ſelbſt auch von hier aus dieſe Naturſchaͤtze be- wundern? Die Lage iſt fuͤr manchen neu und romantiſch genug: im Ruͤcken hohe dun- kle Fichten, umher dergleichen, vor ſich hin eine große Strecke junges Nadelholz und die große vermiſchte Pflanzung ſeltener Nadelhoͤlzer und immer gruͤner Baͤume gewaͤh- ren Vergnuͤgen und Zufriedenheit. Einſame die Anhoͤhen herabgleitende, mit mooſigtem Teppich belegte Gaͤnge fuͤh- ren durch ein hohes Fichtenholz an einen fließenden Bach, der uͤber Staͤmme dahin murmelt, und beym Ausgange hat man die Ausſicht uͤber eine Wieſe und einen Teich, in welchem zwey kleine Inſeln liegen, die von wilden Enten bewohnt werden, und den durch die beſchriebenen Pflanzungen an einander haͤngenden Park endigen. Der Leſer wird nach dieſer Schilderung ſich die Groͤße deſſelben leicht vorſtellig machen koͤnnen; er wird die reichhaltige Mannigfaltigkeit bewundern, und wird er dadurch angelocket, dieſe Gegenden ſelbſt zu beſuchen und zu durchwandern, dann wird ſein forſchendes Auge noch Schoͤnheiten genug ausſpaͤhen und bemerken, die ſich in jede Beſchreibung nicht bringen laſſen, weil die Verſchiedenheit der Betrachtung verſchiedene Gegenſtaͤnde darbieten muß. So viel iſt gewiß, die Anlage des Ganzen iſt natuͤrlich vortheilhaft durch die erhoͤhete von der Ruͤckſeite durch den Buchenwald eingeſchloſſene Lage: ſie gewinnet durch die Ausſicht auf niedriger liegende Gegenſtaͤnde viel gegen flach angelegte Gaͤrten; und wenn auch hin und wieder hoͤher aufwachſende Staͤmme das Auge einſchraͤnken und in der Folge der Zeit noch mehr einſchraͤnken muͤſſen, ſo bleiben doch offene Plaͤtze genug uͤbrig, die deſto angenehmer ſeyn werden, weil ſie uͤberraſchend ſind und der Ausſicht wegen geſucht werden muͤſſen. Dann wird J i 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/249>, abgerufen am 21.11.2024.