Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.Zweyter Abschnitt. Gärten nach der Verschiedenheit der besondern Lage. I. Berggarten. Einem Berggarten giebt seine Lage, *) mit der reinen und gesündern Luft, Frey- Ueberhaupt *) S. 1ster B. S. 190. 191. 195-198. IV Band. E
Zweyter Abſchnitt. Gaͤrten nach der Verſchiedenheit der beſondern Lage. I. Berggarten. Einem Berggarten giebt ſeine Lage, *) mit der reinen und geſuͤndern Luft, Frey- Ueberhaupt *) S. 1ſter B. S. 190. 191. 195-198. IV Band. E
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Zweyter Abſchnitt.
Gaͤrten nach der Verſchiedenheit der beſondern Lage.
I.
Berggarten.
Einem Berggarten giebt ſeine Lage, *) mit der reinen und geſuͤndern Luft, Frey-
heit und Heiterkeit und Wonne uͤber die Weite und Mannigfaltigkeit der Aus-
ſichten und uͤber die immer wechſelnden wunderbaren Schauſpiele, die ſich am Him-
mel und in der Landſchaft bilden. Allein er kann auch durch die Beſchaffenheit ſeiner
natuͤrlichen Bildung, ſeiner gegen einander aufſteigenden Huͤgel und Felsſpitzen, ſei-
ner wilden Baͤume und Gebuͤſche Verſchloſſenheit und Einſamkeit haben. Er kann
durch Anmuth reizen, oder von labyrinthiſchen Wildniſſen ſtrotzen. Er kann man-
cherley Arten von Scenen aufnehmen, ſo wie faſt jeder Charakter von Gegenden in
ſeinem weitern Bezirk Platz hat. Er liebt Eichen und Buchen, vornehmlich Birken,
Fichten und Tannen, deren Gipfel zwiſchen den Wolken rauſcht. Die Unterhaltung
der Ausſichten, die dieſer Lage eigen ſind, und worinn ſich die Seele uͤber die Welt,
alle ihre Sorgen, ſelbſt alle ihre Beduͤrfniſſe zu erheben ſcheint, die wolluſtvolle Ge-
nuͤgſamkeit dieſes Zuſtandes, das frohe belebende Gefuͤhl beym Geraͤuſch von Waſſer-
faͤllen, und die holde Schwermuth bey dem ſanftern Gemurmel herabrinnender Quellen
und Baͤche, dies kann den Mangel der innern Schoͤnheit oder der feinen Bepflanzung
eines Berggartens verguͤten. Auf ſeinem maͤßig aufſteigenden und von Baͤumen oder
benachbarten Bergen beſchuͤtzten Gipfel, und noch beſſer auf ſeinen ſanften Abhaͤngen
bietet er dem Landhauſe einen anmuthigen Platz an; auf einer zierlichen und reich be-
pflanzten Erhebung nimmt er ſelbſt einen Tempel von griechiſcher Schoͤnheit auf;
allein auf kuͤhnen Spitzen, wo kahle Felswaͤnde ſich mit ſteilem Abſturz ſenken, for-
dert er ein altes Bergſchloß, oder ſeine Truͤmmer. Auf rauhen felſigten Vorgebir-
gen am Geſtade des Meers, oder auf hohen Landſpitzen, die ſich kuͤhn in die Fluth hin-
einſtrecken, ſind Schloͤſſer oder Feſtungen oder Thuͤrme im gothiſchen Styl faſt die
ſchicklichſten Gebaͤude; ihre Rohigkeit, ihre Staͤrke und die Erinnerung ihres vorma-
ligen Gebrauchs, alles dieſes ſtimmt ſehr wohl mit der Wildniß des Orts uͤberein.
Ueberhaupt
*) S. 1ſter B. S. 190. 191. 195-198.
IV Band. E
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