Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Siebenter Abschnitt. Gärten, deren Charakter weitläuftig, nicht mannichfaltig seyn, wenn sie übrigens nur ihrer Bestimmung ge-mäß eingerichtet sind. Ein Hospitalgarten soll dem Schwachen einen bequemen Spaziergang, liebliche Noch könnten größere Hospitalgärten sehr schicklich mit Arzeneykräutern bepflanzt VI. Gär-
Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter weitlaͤuftig, nicht mannichfaltig ſeyn, wenn ſie uͤbrigens nur ihrer Beſtimmung ge-maͤß eingerichtet ſind. Ein Hoſpitalgarten ſoll dem Schwachen einen bequemen Spaziergang, liebliche Noch koͤnnten groͤßere Hoſpitalgaͤrten ſehr ſchicklich mit Arzeneykraͤutern bepflanzt VI. Gaͤr-
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Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter
weitlaͤuftig, nicht mannichfaltig ſeyn, wenn ſie uͤbrigens nur ihrer Beſtimmung ge-
maͤß eingerichtet ſind.
Ein Hoſpitalgarten ſoll dem Schwachen einen bequemen Spaziergang, liebliche
Erwaͤrmung der Sonne, Erfriſchung durch freye Luft, und durch Wohlgeruͤche der
Pflanzen geben; giebt er zugleich lebhafte und erfreuende Ausſichten, ſo hat er ein
Verdienſt mehr. Die Pflanzungen muͤſſen ſich demnach um kieſigte, trockene Wege
winden, die mit Baͤnken und Stuͤhlen beſetzt ſind. Freye Gruppen haben hier einen
Vorzug vor Alleen, die, wenn ſie bejahrt werden, oben zuwachſen, und die Luft ſo
leicht feucht und dumpfigt machen. Es darf hier nicht an Schatten fehlen; nur ſoll er
nicht uͤberall herrſchen. Demnach muͤſſen die Gruppen ſich nicht zu eng an einander
ſchließen, ſondern viele offene und heitere Zwiſchenraͤume laſſen welche die Luft durch-
ſtreicht und die Sonnenwaͤrme erfreut. Sie muͤſſen aus keinen traurigen Nadelhoͤl-
zern, ſondern aus Baͤumen mit hellem ſchoͤnem Laub, aus lebhaft bluͤhenden und duf-
tenden Straͤuchern und Blumen zuſammengeſetzt werden. In einem Hoſpitalgarten
muß alles zum Genuß der wohlthaͤtigen Freuden der Natur, zum frohen Vergeſſen
aller Schwachheiten und Kuͤmmerniſſe des Lebens, zu ſchoͤnern Ausſichten in kom-
mende Tage aufmuntern; alles muß Heiterkeit ſeyn und Heiterkeit verbreiten. Keine
Scene der Melancholie, kein Denkmal der Sterblichkeit darf ſie hier unterbrechen.
Die Zwiſchenraͤume der Gruppen koͤnnen mit ſchoͤnen Raſen, mit reichen Blumen-
pflanzungen belebt werden. Laute rieſelnde Baͤche koͤnnen durch blumigte Reviere ſpie-
len, und froͤhliche Waſſerfaͤlle aus ſchattigten Gebuͤſchen dem Ohr entgegen rauſchen.
Viele Pflanzen mit ſtaͤrkenden Wohlgeruͤchen koͤnnen ſich hier in große Gruppen ver-
einigen. Viele ſingende Voͤgel ſind durch Schatten, durch Ruhe und Freyheit ihrer
Wohnungen in dieſe Gebuͤſche zu locken; mit ihrem Geſang toͤnt Freude in das matte
Herz. Zur Verzierung koͤnnen einige wohlgebaute Sitze mit einem Vordach, oder ein
heiterer Pavillon dienen, der uͤber eine ſchoͤne Ausſicht herrſcht.
Noch koͤnnten groͤßere Hoſpitalgaͤrten ſehr ſchicklich mit Arzeneykraͤutern bepflanzt
werden. Dem Kranken wuͤrde der Anblick der Pflanzen, welche die wohlthaͤtige Na-
tur zu ſeiner Geneſung beſtimmte, nicht gleichguͤltig ſeyn; er wuͤrde ſich bey ihrem
Wachsthum intereſſiren, hier vielleicht eine Lieblingsſtelle finden, die er oft mit Ver-
gnuͤgen beſuchte. Man koͤnnte mit dem Ertrag die Apotheke des Hoſpitals, vielleicht
auch andere Apotheken verſorgen, oder doch den Leuten, die fuͤr ſie ſammeln, beſtimmt
die Pflanzen hier zeigen, die ſie zu ſuchen haͤtten. Viele Pflanzen dieſer Klaſſe em-
pfehlen ſich noch durch ſtaͤrkende Geruͤche; und zum wenigſten wuͤrden ſie hier keine
unerwartete oder unſchickliche Erſcheinung ſeyn.
VI. Gaͤr-
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