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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Achter Abschnitt. Gartenmäßige Verschönerung
rissen, zu ihren väterlichen Gütern zurückkehrten, und hier mit Geschmack und oft
mit einer Art von Begeisterung zu bauen und zu pflanzen anfiengen. Sie fanden
hier nicht bloß Beschäftigung, sondern auch Unterhaltung und mannichfaltiges Ver-
gnügen. Die Bewohnung und Verbesserung der Landgüter, die sie von ihren Ei-
genthümern selbst erhielten, ist nicht selten schon eine Folge von der Ausbreitung des
neuen anziehenden Gartengeschmacks gewesen. Der Reichthum, der sonst nur die
unnütze Pracht und die Verschwendung in den Residenzen unterhielt, kehrt nun zu
seiner wahren Quelle wieder zurück, nährt den nützlichen Landmann, vermehrt glück-
liche Familien, schafft fruchtbare Pflanzungen, erweitert alle Vortheile des Landes
für den Besitzer, und beglückt noch mit ihrem Genuß die ferne Nachkommenschaft.

III.
Meyerey.
1.

Als sich die Gartenbegriffe, die lange so eingeschränkt waren, als der enge Um-
fang der Gärten selbst, zu erweitern anfiengen, und aus den größern Parks der
Geschmack an Verschönerungen sich auch in die umliegenden Plätze allmälig verbrei-
tete; lernte man bald einfehen, daß alle Theile eines Landgutes eines gewissen Schmu-
ckes fähig sind. Die zufälligen Schönheiten einer malerischen Lage, die hie und da
zuweilen dem Auge aufstießen, unterstützten diese Bemerkungen noch mehr. Ein-
zelne Verschönerungen der Kunst, die hin und wieder in den Landgütern oft eben so
zufällig entstanden, entdeckten, was man in Ansehung des Ganzen ausführen könnte,
ohne dem Nützlichen Eintrag zu thun. Schon der zierliche weiße Anstrich eines
Pachterhauses, der sein Ansehen gegen das dunkle Grün eines hinter ihm liegenden
Waldes auszeichnete, reizte den Blick in der Ferne und erregte zugleich eine ange-
nehme Vermuthung von der innern Reinlichkeit. Der gute Geschmack der Archi-
tektur fieng, besonders in England, an *), sich auch über Meyereyen, Pachterwoh-
nungen uud die zur Landwirthschaft gehörigen Gebäude auszubreiten. Man sahe

demnach,
*) [Spaltenumbruch] Dieß zeigen unter andern folgende
Architekturwerke. Useful Architecture for
Erecting Personage-Houses, Farm-Hou-
ses and Jans etc. by William Halfpenny,
Architect and Carpenter. 8. London 1760

mit 20 K. T. 3te Ausgabe. Die 2te Aus-
[Spaltenumbruch] gabe kam unter dem Titel: Twelve beau-
tiful Designs for Farm-Houses etc.
zu
London in 4. 1759 heraus. The Gentle-
man and Farmer's Architect: a new
Work. Containing a great variety of
useful and Genteel Designs. Being cor-

rect

Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
riſſen, zu ihren vaͤterlichen Guͤtern zuruͤckkehrten, und hier mit Geſchmack und oft
mit einer Art von Begeiſterung zu bauen und zu pflanzen anfiengen. Sie fanden
hier nicht bloß Beſchaͤftigung, ſondern auch Unterhaltung und mannichfaltiges Ver-
gnuͤgen. Die Bewohnung und Verbeſſerung der Landguͤter, die ſie von ihren Ei-
genthuͤmern ſelbſt erhielten, iſt nicht ſelten ſchon eine Folge von der Ausbreitung des
neuen anziehenden Gartengeſchmacks geweſen. Der Reichthum, der ſonſt nur die
unnuͤtze Pracht und die Verſchwendung in den Reſidenzen unterhielt, kehrt nun zu
ſeiner wahren Quelle wieder zuruͤck, naͤhrt den nuͤtzlichen Landmann, vermehrt gluͤck-
liche Familien, ſchafft fruchtbare Pflanzungen, erweitert alle Vortheile des Landes
fuͤr den Beſitzer, und begluͤckt noch mit ihrem Genuß die ferne Nachkommenſchaft.

III.
Meyerey.
1.

Als ſich die Gartenbegriffe, die lange ſo eingeſchraͤnkt waren, als der enge Um-
fang der Gaͤrten ſelbſt, zu erweitern anfiengen, und aus den groͤßern Parks der
Geſchmack an Verſchoͤnerungen ſich auch in die umliegenden Plaͤtze allmaͤlig verbrei-
tete; lernte man bald einfehen, daß alle Theile eines Landgutes eines gewiſſen Schmu-
ckes faͤhig ſind. Die zufaͤlligen Schoͤnheiten einer maleriſchen Lage, die hie und da
zuweilen dem Auge aufſtießen, unterſtuͤtzten dieſe Bemerkungen noch mehr. Ein-
zelne Verſchoͤnerungen der Kunſt, die hin und wieder in den Landguͤtern oft eben ſo
zufaͤllig entſtanden, entdeckten, was man in Anſehung des Ganzen ausfuͤhren koͤnnte,
ohne dem Nuͤtzlichen Eintrag zu thun. Schon der zierliche weiße Anſtrich eines
Pachterhauſes, der ſein Anſehen gegen das dunkle Gruͤn eines hinter ihm liegenden
Waldes auszeichnete, reizte den Blick in der Ferne und erregte zugleich eine ange-
nehme Vermuthung von der innern Reinlichkeit. Der gute Geſchmack der Archi-
tektur fieng, beſonders in England, an *), ſich auch uͤber Meyereyen, Pachterwoh-
nungen uud die zur Landwirthſchaft gehoͤrigen Gebaͤude auszubreiten. Man ſahe

demnach,
*) [Spaltenumbruch] Dieß zeigen unter andern folgende
Architekturwerke. Uſeful Architecture for
Erecting Perſonage-Houſes, Farm-Hou-
ſes and Jans etc. by William Halfpenny,
Architect and Carpenter. 8. London 1760

mit 20 K. T. 3te Ausgabe. Die 2te Aus-
[Spaltenumbruch] gabe kam unter dem Titel: Twelve beau-
tiful Deſigns for Farm-Houſes etc.
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London in 4. 1759 heraus. The Gentle-
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Work. Containing a great variety of
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[130/0138] Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung riſſen, zu ihren vaͤterlichen Guͤtern zuruͤckkehrten, und hier mit Geſchmack und oft mit einer Art von Begeiſterung zu bauen und zu pflanzen anfiengen. Sie fanden hier nicht bloß Beſchaͤftigung, ſondern auch Unterhaltung und mannichfaltiges Ver- gnuͤgen. Die Bewohnung und Verbeſſerung der Landguͤter, die ſie von ihren Ei- genthuͤmern ſelbſt erhielten, iſt nicht ſelten ſchon eine Folge von der Ausbreitung des neuen anziehenden Gartengeſchmacks geweſen. Der Reichthum, der ſonſt nur die unnuͤtze Pracht und die Verſchwendung in den Reſidenzen unterhielt, kehrt nun zu ſeiner wahren Quelle wieder zuruͤck, naͤhrt den nuͤtzlichen Landmann, vermehrt gluͤck- liche Familien, ſchafft fruchtbare Pflanzungen, erweitert alle Vortheile des Landes fuͤr den Beſitzer, und begluͤckt noch mit ihrem Genuß die ferne Nachkommenſchaft. III. Meyerey. 1. Als ſich die Gartenbegriffe, die lange ſo eingeſchraͤnkt waren, als der enge Um- fang der Gaͤrten ſelbſt, zu erweitern anfiengen, und aus den groͤßern Parks der Geſchmack an Verſchoͤnerungen ſich auch in die umliegenden Plaͤtze allmaͤlig verbrei- tete; lernte man bald einfehen, daß alle Theile eines Landgutes eines gewiſſen Schmu- ckes faͤhig ſind. Die zufaͤlligen Schoͤnheiten einer maleriſchen Lage, die hie und da zuweilen dem Auge aufſtießen, unterſtuͤtzten dieſe Bemerkungen noch mehr. Ein- zelne Verſchoͤnerungen der Kunſt, die hin und wieder in den Landguͤtern oft eben ſo zufaͤllig entſtanden, entdeckten, was man in Anſehung des Ganzen ausfuͤhren koͤnnte, ohne dem Nuͤtzlichen Eintrag zu thun. Schon der zierliche weiße Anſtrich eines Pachterhauſes, der ſein Anſehen gegen das dunkle Gruͤn eines hinter ihm liegenden Waldes auszeichnete, reizte den Blick in der Ferne und erregte zugleich eine ange- nehme Vermuthung von der innern Reinlichkeit. Der gute Geſchmack der Archi- tektur fieng, beſonders in England, an *), ſich auch uͤber Meyereyen, Pachterwoh- nungen uud die zur Landwirthſchaft gehoͤrigen Gebaͤude auszubreiten. Man ſahe demnach, *) Dieß zeigen unter andern folgende Architekturwerke. Uſeful Architecture for Erecting Perſonage-Houſes, Farm-Hou- ſes and Jans etc. by William Halfpenny, Architect and Carpenter. 8. London 1760 mit 20 K. T. 3te Ausgabe. Die 2te Aus- gabe kam unter dem Titel: Twelve beau- tiful Deſigns for Farm-Houſes etc. zu London in 4. 1759 heraus. The Gentle- man and Farmer’s Architect: a new Work. Containing a great variety of uſeful and Genteel Deſigns. Being cor- rect

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/138>, abgerufen am 24.11.2024.