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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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einzelner Theile eines Landsitzes.
demnach, daß ein Viehhof in einem buschichten Gehölze oder eine Menagerie vom
zahmen Geflügel in einem waldigten Winkel nebst der Hütte des Aufsehers ein ange-
nehmes ländliches Gemälde machten, daß ein Milchhaus im Schatten durch Lage
und Bauart ein gefälliges Ansehen gewinnen konnte, daß sich überall in das Nützli-
che einige Verschönerungen einstreuen ließen, ohne den wirthschaftlichen Gebrauch
einzuschränken.

2.

In England war es der vortreffliche Whately *), der zuerst einige richtige
Bemerkungen über diese Verschönerung einer Länderey oder Meyerey (ornamented
Farm
) bekannt machte. Viele von den größten Schönheiten der Natur, sagt er,
werden in den Feldern gefunden, und sie begleiten die gewöhnliche Verfassung des
Landbaues. Waldung und Wasser kann hier in verschiedenen Gestalten und Lagen
gezeigt werden. Man kann die Umzäunungen erweitern oder theilen, und ihnen
alle Einfassungen geben, die man nur will. Eine jede kann ein angenehmes Stück
Landes ausmachen, und zusammen können sie reizende Aussichten erzeugen. Die
Saatfelder, die Triften, die Wiesen können auf einander folgen, und zuweilen kann,
ohne eine Unschicklichkeit zu besorgen, eine kleine Wildniß mit untergemischt werden.
Kurz, hier findet eine jede in einem unbezäunten Lande nicht ungewöhnliche Schön-
heit Statt, sie mag nun aus einer Vernachläßigung oder aus einer Verbesserung ent-
stehen. -- Auch die Gebäude, die in einer solchen Landschaft häufig vorkommen,
sind oft reizende Gegenstände. Die Kirche und der Landsitz gehören zu den ansehn-
lichsten. Selbst die Wirthschaftsgebäude, wenn sie sich in einer vvrtheilhaften Lage
befinden; die Ställe, Scheunen und Nebengebäude, wenn sie mit der Absicht, sie
in Gruppen zu verbinden, angelegt sind, (und sie lassen sich mit Bäumen sehr schick-
lich verbinden) machen zusammen eine malerische Zeichnung aus. Einige von solchen
Gebäuden können von der Gruppe getrennt, und hie und da in den Feldern ange-
bracht werden. Das Taubenhaus oder der Milchkeller können von den übrigen ab-
gesondert seyn; sie können in ihrer Anlage schön seyn, und überall, wo sie die beste
Wirkung haben, hingebauet werden. Eine gewöhnliche mit einer Menge von Bäu-
men begleitete Scheune ist bisweilen in der Ferne sehr schön; eine holländische
Scheune ist es in der Nähe; und ein Heuschober ist insgemein in jeder Lage ein an-

genehmer
[Spaltenumbruch] rect Plans and Elevations of Personage
and Farm-Houses by T. Lightoler, Ar-
chitect. London.
4. 1764 mit 25 Kupferta-
feln, worunter N. 2 und 9 die besten Vorstel-
lungen enthalten. Designs and estimates
[Spaltenumbruch] of Farm-Houses etc. by Daniel Garret.
2te
Auflage fol. London 1759 mit 9 Kupfer-
tafeln.
*) Observations on modern Gardening
S. 161. u. f.
R 2

einzelner Theile eines Landſitzes.
demnach, daß ein Viehhof in einem buſchichten Gehoͤlze oder eine Menagerie vom
zahmen Gefluͤgel in einem waldigten Winkel nebſt der Huͤtte des Aufſehers ein ange-
nehmes laͤndliches Gemaͤlde machten, daß ein Milchhaus im Schatten durch Lage
und Bauart ein gefaͤlliges Anſehen gewinnen konnte, daß ſich uͤberall in das Nuͤtzli-
che einige Verſchoͤnerungen einſtreuen ließen, ohne den wirthſchaftlichen Gebrauch
einzuſchraͤnken.

2.

In England war es der vortreffliche Whately *), der zuerſt einige richtige
Bemerkungen uͤber dieſe Verſchoͤnerung einer Laͤnderey oder Meyerey (ornamented
Farm
) bekannt machte. Viele von den groͤßten Schoͤnheiten der Natur, ſagt er,
werden in den Feldern gefunden, und ſie begleiten die gewoͤhnliche Verfaſſung des
Landbaues. Waldung und Waſſer kann hier in verſchiedenen Geſtalten und Lagen
gezeigt werden. Man kann die Umzaͤunungen erweitern oder theilen, und ihnen
alle Einfaſſungen geben, die man nur will. Eine jede kann ein angenehmes Stuͤck
Landes ausmachen, und zuſammen koͤnnen ſie reizende Ausſichten erzeugen. Die
Saatfelder, die Triften, die Wieſen koͤnnen auf einander folgen, und zuweilen kann,
ohne eine Unſchicklichkeit zu beſorgen, eine kleine Wildniß mit untergemiſcht werden.
Kurz, hier findet eine jede in einem unbezaͤunten Lande nicht ungewoͤhnliche Schoͤn-
heit Statt, ſie mag nun aus einer Vernachlaͤßigung oder aus einer Verbeſſerung ent-
ſtehen. — Auch die Gebaͤude, die in einer ſolchen Landſchaft haͤufig vorkommen,
ſind oft reizende Gegenſtaͤnde. Die Kirche und der Landſitz gehoͤren zu den anſehn-
lichſten. Selbſt die Wirthſchaftsgebaͤude, wenn ſie ſich in einer vvrtheilhaften Lage
befinden; die Staͤlle, Scheunen und Nebengebaͤude, wenn ſie mit der Abſicht, ſie
in Gruppen zu verbinden, angelegt ſind, (und ſie laſſen ſich mit Baͤumen ſehr ſchick-
lich verbinden) machen zuſammen eine maleriſche Zeichnung aus. Einige von ſolchen
Gebaͤuden koͤnnen von der Gruppe getrennt, und hie und da in den Feldern ange-
bracht werden. Das Taubenhaus oder der Milchkeller koͤnnen von den uͤbrigen ab-
geſondert ſeyn; ſie koͤnnen in ihrer Anlage ſchoͤn ſeyn, und uͤberall, wo ſie die beſte
Wirkung haben, hingebauet werden. Eine gewoͤhnliche mit einer Menge von Baͤu-
men begleitete Scheune iſt bisweilen in der Ferne ſehr ſchoͤn; eine hollaͤndiſche
Scheune iſt es in der Naͤhe; und ein Heuſchober iſt insgemein in jeder Lage ein an-

genehmer
[Spaltenumbruch] rect Plans and Elevations of Perſonage
and Farm-Houſes by T. Lightoler, Ar-
chitect. London.
4. 1764 mit 25 Kupferta-
feln, worunter N. 2 und 9 die beſten Vorſtel-
lungen enthalten. Deſigns and eſtimates
[Spaltenumbruch] of Farm-Houſes etc. by Daniel Garret.
2te
Auflage fol. London 1759 mit 9 Kupfer-
tafeln.
*) Obſervations on modern Gardening
S. 161. u. f.
R 2
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[131/0139] einzelner Theile eines Landſitzes. demnach, daß ein Viehhof in einem buſchichten Gehoͤlze oder eine Menagerie vom zahmen Gefluͤgel in einem waldigten Winkel nebſt der Huͤtte des Aufſehers ein ange- nehmes laͤndliches Gemaͤlde machten, daß ein Milchhaus im Schatten durch Lage und Bauart ein gefaͤlliges Anſehen gewinnen konnte, daß ſich uͤberall in das Nuͤtzli- che einige Verſchoͤnerungen einſtreuen ließen, ohne den wirthſchaftlichen Gebrauch einzuſchraͤnken. 2. In England war es der vortreffliche Whately *), der zuerſt einige richtige Bemerkungen uͤber dieſe Verſchoͤnerung einer Laͤnderey oder Meyerey (ornamented Farm) bekannt machte. Viele von den groͤßten Schoͤnheiten der Natur, ſagt er, werden in den Feldern gefunden, und ſie begleiten die gewoͤhnliche Verfaſſung des Landbaues. Waldung und Waſſer kann hier in verſchiedenen Geſtalten und Lagen gezeigt werden. Man kann die Umzaͤunungen erweitern oder theilen, und ihnen alle Einfaſſungen geben, die man nur will. Eine jede kann ein angenehmes Stuͤck Landes ausmachen, und zuſammen koͤnnen ſie reizende Ausſichten erzeugen. Die Saatfelder, die Triften, die Wieſen koͤnnen auf einander folgen, und zuweilen kann, ohne eine Unſchicklichkeit zu beſorgen, eine kleine Wildniß mit untergemiſcht werden. Kurz, hier findet eine jede in einem unbezaͤunten Lande nicht ungewoͤhnliche Schoͤn- heit Statt, ſie mag nun aus einer Vernachlaͤßigung oder aus einer Verbeſſerung ent- ſtehen. — Auch die Gebaͤude, die in einer ſolchen Landſchaft haͤufig vorkommen, ſind oft reizende Gegenſtaͤnde. Die Kirche und der Landſitz gehoͤren zu den anſehn- lichſten. Selbſt die Wirthſchaftsgebaͤude, wenn ſie ſich in einer vvrtheilhaften Lage befinden; die Staͤlle, Scheunen und Nebengebaͤude, wenn ſie mit der Abſicht, ſie in Gruppen zu verbinden, angelegt ſind, (und ſie laſſen ſich mit Baͤumen ſehr ſchick- lich verbinden) machen zuſammen eine maleriſche Zeichnung aus. Einige von ſolchen Gebaͤuden koͤnnen von der Gruppe getrennt, und hie und da in den Feldern ange- bracht werden. Das Taubenhaus oder der Milchkeller koͤnnen von den uͤbrigen ab- geſondert ſeyn; ſie koͤnnen in ihrer Anlage ſchoͤn ſeyn, und uͤberall, wo ſie die beſte Wirkung haben, hingebauet werden. Eine gewoͤhnliche mit einer Menge von Baͤu- men begleitete Scheune iſt bisweilen in der Ferne ſehr ſchoͤn; eine hollaͤndiſche Scheune iſt es in der Naͤhe; und ein Heuſchober iſt insgemein in jeder Lage ein an- genehmer *) *) Obſervations on modern Gardening S. 161. u. f. *) rect Plans and Elevations of Perſonage and Farm-Houſes by T. Lightoler, Ar- chitect. London. 4. 1764 mit 25 Kupferta- feln, worunter N. 2 und 9 die beſten Vorſtel- lungen enthalten. Deſigns and eſtimates of Farm-Houſes etc. by Daniel Garret. 2te Auflage fol. London 1759 mit 9 Kupfer- tafeln. R 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/139>, abgerufen am 24.11.2024.