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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Achter Abschn. Gartenmäßige Verschönerung
Es ist ein herrlicher Anblick, den die großen gewölbten Kronen dieser Bäume dar-
stellen, und in der Zeit, wo alle Früchte sich ihrer Reife nähern, wird der Reisende
von dem Reichthum ihres Segens ergötzt. Man erstaunt in der That über die
außerordentliche Menge von Wallnußbäumen, die sich wohl in keinem Winkel der
Erde so zahlreich bey einander finden, und die man in den vorigen Zeiten so häufig
anpflanzte, weil sie hier ungemein glücklich emporwuchsen. Schon seit einigen
hundert Jahren herrscht hier die vortheilhafte Anzucht dieser Bäume, welche die
Lage so sehr begünstigt; denn gegen Norden ist sie von Bergen beschützt, und auf
allen übrigen Seiten sonnigt und warm. Von Heidelberg, das sich durch seine
überaus romantische Lage auf den Abhängen eines Berges auszeichnet, an welchen
der Necker hinwallet, hat man gegen Bruchsal zu noch eine Strecke die schönen
Berge zur Seite, welche die Straße begleiten, und wo sie sich nach einigen Stunden
zu verlieren anfangen, da bleibt dennoch die Landschaft ein Garten. Bejahrte Wall-
nußbäume beschatten die Straße, und erscheinen immer noch hie und da in Klumpen
in den Feldern, die überall mit einer Menge von Gartengewächsen angebauet sind,
zwischen welchen Getraidefluren und Wiesen abwechseln; aus den Weinbergen heben
sich Obstbäume empor, und in der Ferne dämmern friedsame Wälder.

Verschiedene Landstraßen im obern Deutschland sind mit italiänischen Pap-
peln besetzt. Ich fand sie mit Vergnügen um Aschaffenburg, um Darmstadt,
um Manheim, um Carlsruhe, gegen Straßburg zu. Auf der Straße von
Manheim bis nach Schwetzingen, die eine der angenehmsten ist, wird man einige
Stunden lang von den schönsten lombardischen Pappeln beschattet, die zuweilen
mit andern Bäumen, besonders Wallnußbäumen, abwechseln, und diesen Lieb-
lingen der hiesigen Gegend zuletzt ganz weichen.

Von Bruchsal bis Stuttgard, eine Strecke von acht bis neun Meilen, ist
die Landstraße durchgängig gebauet, und in den meisten Gegenden vortrefflich. Hin
und wieder ist sie noch hier mit alten Wallnußbäumen besetzt. Diese Bäume
machen, mit andern Obstbäumen vermischt, an den Seiten der Straße in den Fel-
dern und Wiesen, wohin sie sich erstrecken, ganze Wäldchen aus. Beym Eintritt
in das Würtembergische sieht man sogleich eine noch besser unterhaltene Straße,
und ein fruchtbares, wohlangebauetes, bergigtes Land, mit Wäldern, weiten
Kornfeldern, Gemüsfluren und Weinbergen. Die Landstraße ist ganz mit jungen
Obstbäumen aller Art besetzt, nur den Wallnußbaum findet man hier weniger; sie
sind dicht gepflanzt, und versprechen mit dem stärkern Anwuchs mehr Schatten.
Diese Bepflanzung mit Fruchtbäumen geht einige Meilen fort, bis an Stuttgard.

Zu

Achter Abſchn. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
Es iſt ein herrlicher Anblick, den die großen gewoͤlbten Kronen dieſer Baͤume dar-
ſtellen, und in der Zeit, wo alle Fruͤchte ſich ihrer Reife naͤhern, wird der Reiſende
von dem Reichthum ihres Segens ergoͤtzt. Man erſtaunt in der That uͤber die
außerordentliche Menge von Wallnußbaͤumen, die ſich wohl in keinem Winkel der
Erde ſo zahlreich bey einander finden, und die man in den vorigen Zeiten ſo haͤufig
anpflanzte, weil ſie hier ungemein gluͤcklich emporwuchſen. Schon ſeit einigen
hundert Jahren herrſcht hier die vortheilhafte Anzucht dieſer Baͤume, welche die
Lage ſo ſehr beguͤnſtigt; denn gegen Norden iſt ſie von Bergen beſchuͤtzt, und auf
allen uͤbrigen Seiten ſonnigt und warm. Von Heidelberg, das ſich durch ſeine
uͤberaus romantiſche Lage auf den Abhaͤngen eines Berges auszeichnet, an welchen
der Necker hinwallet, hat man gegen Bruchſal zu noch eine Strecke die ſchoͤnen
Berge zur Seite, welche die Straße begleiten, und wo ſie ſich nach einigen Stunden
zu verlieren anfangen, da bleibt dennoch die Landſchaft ein Garten. Bejahrte Wall-
nußbaͤume beſchatten die Straße, und erſcheinen immer noch hie und da in Klumpen
in den Feldern, die uͤberall mit einer Menge von Gartengewaͤchſen angebauet ſind,
zwiſchen welchen Getraidefluren und Wieſen abwechſeln; aus den Weinbergen heben
ſich Obſtbaͤume empor, und in der Ferne daͤmmern friedſame Waͤlder.

Verſchiedene Landſtraßen im obern Deutſchland ſind mit italiaͤniſchen Pap-
peln beſetzt. Ich fand ſie mit Vergnuͤgen um Aſchaffenburg, um Darmſtadt,
um Manheim, um Carlsruhe, gegen Straßburg zu. Auf der Straße von
Manheim bis nach Schwetzingen, die eine der angenehmſten iſt, wird man einige
Stunden lang von den ſchoͤnſten lombardiſchen Pappeln beſchattet, die zuweilen
mit andern Baͤumen, beſonders Wallnußbaͤumen, abwechſeln, und dieſen Lieb-
lingen der hieſigen Gegend zuletzt ganz weichen.

Von Bruchſal bis Stuttgard, eine Strecke von acht bis neun Meilen, iſt
die Landſtraße durchgaͤngig gebauet, und in den meiſten Gegenden vortrefflich. Hin
und wieder iſt ſie noch hier mit alten Wallnußbaͤumen beſetzt. Dieſe Baͤume
machen, mit andern Obſtbaͤumen vermiſcht, an den Seiten der Straße in den Fel-
dern und Wieſen, wohin ſie ſich erſtrecken, ganze Waͤldchen aus. Beym Eintritt
in das Wuͤrtembergiſche ſieht man ſogleich eine noch beſſer unterhaltene Straße,
und ein fruchtbares, wohlangebauetes, bergigtes Land, mit Waͤldern, weiten
Kornfeldern, Gemuͤsfluren und Weinbergen. Die Landſtraße iſt ganz mit jungen
Obſtbaͤumen aller Art beſetzt, nur den Wallnußbaum findet man hier weniger; ſie
ſind dicht gepflanzt, und verſprechen mit dem ſtaͤrkern Anwuchs mehr Schatten.
Dieſe Bepflanzung mit Fruchtbaͤumen geht einige Meilen fort, bis an Stuttgard.

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[190/0198] Achter Abſchn. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung Es iſt ein herrlicher Anblick, den die großen gewoͤlbten Kronen dieſer Baͤume dar- ſtellen, und in der Zeit, wo alle Fruͤchte ſich ihrer Reife naͤhern, wird der Reiſende von dem Reichthum ihres Segens ergoͤtzt. Man erſtaunt in der That uͤber die außerordentliche Menge von Wallnußbaͤumen, die ſich wohl in keinem Winkel der Erde ſo zahlreich bey einander finden, und die man in den vorigen Zeiten ſo haͤufig anpflanzte, weil ſie hier ungemein gluͤcklich emporwuchſen. Schon ſeit einigen hundert Jahren herrſcht hier die vortheilhafte Anzucht dieſer Baͤume, welche die Lage ſo ſehr beguͤnſtigt; denn gegen Norden iſt ſie von Bergen beſchuͤtzt, und auf allen uͤbrigen Seiten ſonnigt und warm. Von Heidelberg, das ſich durch ſeine uͤberaus romantiſche Lage auf den Abhaͤngen eines Berges auszeichnet, an welchen der Necker hinwallet, hat man gegen Bruchſal zu noch eine Strecke die ſchoͤnen Berge zur Seite, welche die Straße begleiten, und wo ſie ſich nach einigen Stunden zu verlieren anfangen, da bleibt dennoch die Landſchaft ein Garten. Bejahrte Wall- nußbaͤume beſchatten die Straße, und erſcheinen immer noch hie und da in Klumpen in den Feldern, die uͤberall mit einer Menge von Gartengewaͤchſen angebauet ſind, zwiſchen welchen Getraidefluren und Wieſen abwechſeln; aus den Weinbergen heben ſich Obſtbaͤume empor, und in der Ferne daͤmmern friedſame Waͤlder. Verſchiedene Landſtraßen im obern Deutſchland ſind mit italiaͤniſchen Pap- peln beſetzt. Ich fand ſie mit Vergnuͤgen um Aſchaffenburg, um Darmſtadt, um Manheim, um Carlsruhe, gegen Straßburg zu. Auf der Straße von Manheim bis nach Schwetzingen, die eine der angenehmſten iſt, wird man einige Stunden lang von den ſchoͤnſten lombardiſchen Pappeln beſchattet, die zuweilen mit andern Baͤumen, beſonders Wallnußbaͤumen, abwechſeln, und dieſen Lieb- lingen der hieſigen Gegend zuletzt ganz weichen. Von Bruchſal bis Stuttgard, eine Strecke von acht bis neun Meilen, iſt die Landſtraße durchgaͤngig gebauet, und in den meiſten Gegenden vortrefflich. Hin und wieder iſt ſie noch hier mit alten Wallnußbaͤumen beſetzt. Dieſe Baͤume machen, mit andern Obſtbaͤumen vermiſcht, an den Seiten der Straße in den Fel- dern und Wieſen, wohin ſie ſich erſtrecken, ganze Waͤldchen aus. Beym Eintritt in das Wuͤrtembergiſche ſieht man ſogleich eine noch beſſer unterhaltene Straße, und ein fruchtbares, wohlangebauetes, bergigtes Land, mit Waͤldern, weiten Kornfeldern, Gemuͤsfluren und Weinbergen. Die Landſtraße iſt ganz mit jungen Obſtbaͤumen aller Art beſetzt, nur den Wallnußbaum findet man hier weniger; ſie ſind dicht gepflanzt, und verſprechen mit dem ſtaͤrkern Anwuchs mehr Schatten. Dieſe Bepflanzung mit Fruchtbaͤumen geht einige Meilen fort, bis an Stuttgard. Zu

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/198>, abgerufen am 24.11.2024.