Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Erster Anhang. gänger mit einem starken oder doch edlen Ausdruck eine wichtige moralische Lehre,oder eine philosophische Betrachtung auf den Weg. Dahin gehören außer denen, die an ihrer Stelle bemerkt sind, noch diese: "Freund, der du frey von der schädlichen Zanksucht hier ein ruhig ländlich "Gebt der Freude ihren freyen Lauf. Schmückt das magre Thal des Lebens "Laßt jeden kommenden Augenblick neue Erkenntniß auf seinem Flügel mit- "Dem Stolz zum Trotz, zum Trotz der irrenden Vernunft bleibt eine Wahr- "Spiele deine Rolle auf dem Schauplatz des Lebens; sey zufrieden mit dem, "Unsichtbar ist die Sonne, unhörbar der rollende Donner den Seelen, die "Mehr zu wünschen ist eitel. Zu großes Glück bringt Sorge; es schafft nur "Sieh mit gelassenem Auge den dunkeln Abend des Lebens heran kommen; "Mein Dach sey von Stroh, meine Wand von Leim, wenn nur mein "Wollt ihr diese ruhige Scene recht genießen, so muß euer Herz recht heiter "Der
Erſter Anhang. gaͤnger mit einem ſtarken oder doch edlen Ausdruck eine wichtige moraliſche Lehre,oder eine philoſophiſche Betrachtung auf den Weg. Dahin gehoͤren außer denen, die an ihrer Stelle bemerkt ſind, noch dieſe: „Freund, der du frey von der ſchaͤdlichen Zankſucht hier ein ruhig laͤndlich „Gebt der Freude ihren freyen Lauf. Schmuͤckt das magre Thal des Lebens „Laßt jeden kommenden Augenblick neue Erkenntniß auf ſeinem Fluͤgel mit- „Dem Stolz zum Trotz, zum Trotz der irrenden Vernunft bleibt eine Wahr- „Spiele deine Rolle auf dem Schauplatz des Lebens; ſey zufrieden mit dem, „Unſichtbar iſt die Sonne, unhoͤrbar der rollende Donner den Seelen, die „Mehr zu wuͤnſchen iſt eitel. Zu großes Gluͤck bringt Sorge; es ſchafft nur „Sieh mit gelaſſenem Auge den dunkeln Abend des Lebens heran kommen; „Mein Dach ſey von Stroh, meine Wand von Leim, wenn nur mein „Wollt ihr dieſe ruhige Scene recht genießen, ſo muß euer Herz recht heiter „Der
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Erſter Anhang.
gaͤnger mit einem ſtarken oder doch edlen Ausdruck eine wichtige moraliſche Lehre,
oder eine philoſophiſche Betrachtung auf den Weg. Dahin gehoͤren außer denen,
die an ihrer Stelle bemerkt ſind, noch dieſe:
„Freund, der du frey von der ſchaͤdlichen Zankſucht hier ein ruhig laͤndlich
Leben fuͤhrſt! Fliehe die Sorgen, welche die Ehre begleiten; verlache des
Ehrgeizes emporſtrebenden Flug. Sey in ſtiller Zufriedenheit froͤhlich und
groß. Lache der eitlen Pracht der Großen. Ergieb dich des Himmels
maͤchtiger Vorſehung. Genieße die gegenwaͤrtige goldne Stunde, denke
mit Dank an die vergangene; die letzte von allen wuͤnſche und fuͤrchte
nicht.“
„Gebt der Freude ihren freyen Lauf. Schmuͤckt das magre Thal des Lebens
mit Blumen und pfluͤckt von jedem Dornſtrauch eine Roſe.“
„Laßt jeden kommenden Augenblick neue Erkenntniß auf ſeinem Fluͤgel mit-
bringen; laßt jede fliehende Minute Erinnerung guter und weiſer Tha-
ten ſeyn.“
„Dem Stolz zum Trotz, zum Trotz der irrenden Vernunft bleibt eine Wahr-
heit immer wahr: Alles, was da iſt, iſt recht.“
„Spiele deine Rolle auf dem Schauplatz des Lebens; ſey zufrieden mit dem,
was du biſt; ſey deiner Wuͤrde und deiner Talente werth, indem du immer
nach hoͤhern Verdienſten ſtrebſt.“
„Unſichtbar iſt die Sonne, unhoͤrbar der rollende Donner den Seelen, die
nichts von ihrer hohen Abkunft, nichts von ihrem gegenwaͤrtigen Aufent-
halt, noch von ihrem kuͤnftigen Wehrt wiſſen.“
„Mehr zu wuͤnſchen iſt eitel. Zu großes Gluͤck bringt Sorge; es ſchafft nur
uͤbergoldeten Kummer. Sey zufrieden, und wuͤnſche nicht mehr.“
„Sieh mit gelaſſenem Auge den dunkeln Abend des Lebens heran kommen;
ſchuͤttele die Sanduhr nicht, heiße ſie auch nicht ſtille ſtehen.“
„Mein Dach ſey von Stroh, meine Wand von Leim, wenn nur mein
Freund von Herzen ſpricht: In dieſer Huͤtte lebt der, den ich liebe, und
der mich liebt.“
„Wollt ihr dieſe ruhige Scene recht genießen, ſo muß euer Herz recht heiter
ſeyn, rein vom Haſſe, vom Kummer leer, und ihr muͤßt an ihre Stelle
Menſchenliebe gepflanzt haben.“
„Der
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