Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten, Ferdinand I. hat sich unter allen Fürsten des Hauses Medici am meisten Vos sapere et solos ajo bene vivere, quorum Conspicitur nitidis fundata pecunia villis. In kurzer Zeit ward Toscana mit Weinbergen und Olivenwäldern so bedeckt, daß Cosmus II. folgte dem Beyspiel seines Vaters in der Beförderung der Gar- Weintrauben
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Ferdinand I. hat ſich unter allen Fuͤrſten des Hauſes Medici am meiſten Vos ſapere et ſolos ajo bene vivere, quorum Conſpicitur nitidis fundata pecunia villis. In kurzer Zeit ward Toſcana mit Weinbergen und Olivenwaͤldern ſo bedeckt, daß Cosmus II. folgte dem Beyſpiel ſeines Vaters in der Befoͤrderung der Gar- Weintrauben
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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Ferdinand I. hat ſich unter allen Fuͤrſten des Hauſes Medici am meiſten
um den Gartenbau verdient gemacht. Es iſt faſt unglaublich, welche Muͤhe er
ſich gab, und welche Schaͤtze er verwendete, um moraſtige Gegenden auszutrocknen
und urbar zu machen. Viele florentiniſche Handelshaͤuſer kehrten, um dem pa-
triotiſchen Fuͤrſten zu gefallen, mit ihrem Reichthum ins Vaterland zuruͤck, und
verwandelten ihre Schaͤtze in liegende Gruͤnde. Man konnte mit Recht auf ſie den
Ausſpruch des Horaz anwenden:
Vos ſapere et ſolos ajo bene vivere, quorum
Conſpicitur nitidis fundata pecunia villis.
In kurzer Zeit ward Toſcana mit Weinbergen und Olivenwaͤldern ſo bedeckt, daß
kein Land in Italien damit verglichen werden konnte. Nach dem Maaß, wie der
Ueberfluß an natuͤrlichen Producten durch den Ackerbau zunahm, wuchs auch der Luxus
im Gartenbau. Man beſtrebte ſich gleichſam um die Wette, die ſeltenſten und
ſchoͤnſten Gewaͤchſe aus Aſien und America kommen zu laſſen; und die vom Groß-
herzog Ferdinand angelegten Gaͤrten waren der allgemeine Gegenſtand der Nach-
eiferung. Die Pflege der Blumen, Obſtbaͤume und auslaͤndiſchen Gewaͤchſe ge-
hoͤrte unter die ritterlichen Uebungen des Adels, und ward als ein entſcheidendes
Merkmal des guten Geſchmacks angeſehen. Caſabona, großfuͤrſtlicher Botanicus,
hatte aus der Lombardey und Candia die ſeltenſten Pflanzen und Blumen von den
Bergen Baldo und Ida gebracht, und den Garten zu Piſa damit bereichert.
Von hieraus wurden ſie unter die Liebhaber vertheilt, und in ganz Toſcana fortge-
pflanzt. Der Großherzog ließ eine große Menge Maulbeerbaͤume in ſeinen eigenen
Gaͤrten ſaͤen und pflanzen, und theilte ſie unentgeltlich unter ſeinen Unterthanen aus.
In den letzten Jahren ſeiner Regierung wurden auch, zum Vortheil des Garten-
weſens, die Treibhaͤuſer mit Oefen durch einen Venezianer in Florenz ein-
gefuͤhrt.
Cosmus II. folgte dem Beyſpiel ſeines Vaters in der Befoͤrderung der Gar-
tenkunſt. Er ließ in den Gaͤrten Pratolino und Caſtello die Springbrunnen wie-
derherſtellen, bereicherte den Garten Boboli mit Gebuͤſchen, mit ſeltenen Pflan-
zen, mit Citronen- und Pomeranzenbaͤumen. Eben dieß thaten ſeine Gemah-
linn Maria Magdalena von Oeſtreich bey dem von ihr erbaueten Luſtſchloß
Poggio Imperiale unweit Florenz, und ſein Sohn, der Cardinal, Johann
Carl, in dem ehemaligen Ruccelaiſchen Garten, den er mit Grotten, Statuen,
Springbrunnen und ſeltenen Gewaͤchſen verſchoͤnerte. Unter Cosmus II. fiengen
die Gaͤrten an, durch viele Orangerien beruͤhmt zu werden. Eine Menge koͤſtlicher
Weintrauben
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