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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.
Zierde dieser Gärten. Sie bestanden außerdem in Lustwäldern, Buschwerk, Alleen,
Lauben, Wiesen und Fischteichen, die mit einander abwechselten. Durch ihren
verzüglichen Ruhm wurden sie das Modell, wornach man damals in Italien die
Gärten anlegte. Dieß bezeugt auch noch heut zu Tage die ursprüngliche Anlage der
ältesten Gärten in Toscana, besonders der großherzogliche Garten Boboli zu
Florenz.

Cosmus I. brachte diesen Garten mit dem Palast Pitti, dem jetzigen Re-
sidenzschloß des Großherzogs, durch Kauf an sich, und vergrößerte ihn beträchtlich.
Seine Gemahlinn, Eleonora von Toledo, Tochter des Vicekönigs von Neapel,
war eine große Liebhaberinn von Gärten. Da der Hof noch im alten Rathhause
(Palazzo vecchio), das auf morgenländische Art oben platt bedeckt ist, residirte, hatte
sie es mit hängenden Gärten verschönert. Sie war die erste, die den Garten Bo-
boli
mit ausländischen Pflanzen und Blumen und Küchenkräutern besetzte, indeß
Cosmus ihn mit Statuen ausschmückte. Auch verwendete er beträchtliche Schätze,
bey den von ihm erbaueten Lustschlössern Castello und Poggio Gärten und Lust-
wälder anzulegen.

Unter dem Großherzog Franz I. fieng man allgemein an, die Lustwälder mit
Olivenbäumen, ausgefuchten Weinstöcken und Obstbäumen zu besetzen. Er selbst
ließ neue Pflanzen und Obstbäume aus Spanien und Sicilien kommen, seine
Gärten damit zu veredeln. Eben dieß thaten, durch sein Beyspiel gereizt, die
reichern Unterthanen. Daher kommt es, daß es so viele Arten von Wein in
Toscana giebt, die mit den spanischen viel Aehnlichkeit haben. Besonders be-
förderte er die Cultur der Maulbeerbäume. Er ließ das Lustschloß Pratolino er-
richten, und die daran stoßenden Hügel in Gärten verwandeln, indem er sie mit
ausländischen und einheimischen Gewächsen bepflanzte. Auch den Garten Boboli
zu Florenz bereicherte er mit fremden Pflanzen und neuen Kunstwerken, selbst von
der Hand des berühmten Johann von Bologna. Zu Pisa hatte schon sein Va-
ter Cosmus I. einen botanischen Garten und einen Lehrstuhl der bis dahin verwahr-
loseten Botanik gestiftet, und die Pflanzen dazu aus Sicilien, Asien und Egypten
kommen lassen. Franz I, ein größerer Kenner der Naturgeschichte, bereicherte
nicht nur den pisanischen Garten mit fremden Gewächsen, sondern legte auch einen
neuen botanischen Garten zu Florenz an. Zu dem Ende schickte er zwey vortreff-
liche Kräuterkenner, Joseph Casabona, einen Niederländer, und Lorenz
Mazzanga
von Barga aus Toscana, auf Reisen in Italien, Sicilien und
auf den venezianischen Inseln, um Pflanzen und Kräuter zu sammeln.

Ferdi-
V Band. H h

Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
Zierde dieſer Gaͤrten. Sie beſtanden außerdem in Luſtwaͤldern, Buſchwerk, Alleen,
Lauben, Wieſen und Fiſchteichen, die mit einander abwechſelten. Durch ihren
verzuͤglichen Ruhm wurden ſie das Modell, wornach man damals in Italien die
Gaͤrten anlegte. Dieß bezeugt auch noch heut zu Tage die urſpruͤngliche Anlage der
aͤlteſten Gaͤrten in Toſcana, beſonders der großherzogliche Garten Boboli zu
Florenz.

Cosmus I. brachte dieſen Garten mit dem Palaſt Pitti, dem jetzigen Re-
ſidenzſchloß des Großherzogs, durch Kauf an ſich, und vergroͤßerte ihn betraͤchtlich.
Seine Gemahlinn, Eleonora von Toledo, Tochter des Vicekoͤnigs von Neapel,
war eine große Liebhaberinn von Gaͤrten. Da der Hof noch im alten Rathhauſe
(Palazzo vecchio), das auf morgenlaͤndiſche Art oben platt bedeckt iſt, reſidirte, hatte
ſie es mit haͤngenden Gaͤrten verſchoͤnert. Sie war die erſte, die den Garten Bo-
boli
mit auslaͤndiſchen Pflanzen und Blumen und Kuͤchenkraͤutern beſetzte, indeß
Cosmus ihn mit Statuen ausſchmuͤckte. Auch verwendete er betraͤchtliche Schaͤtze,
bey den von ihm erbaueten Luſtſchloͤſſern Caſtello und Poggio Gaͤrten und Luſt-
waͤlder anzulegen.

Unter dem Großherzog Franz I. fieng man allgemein an, die Luſtwaͤlder mit
Olivenbaͤumen, ausgefuchten Weinſtoͤcken und Obſtbaͤumen zu beſetzen. Er ſelbſt
ließ neue Pflanzen und Obſtbaͤume aus Spanien und Sicilien kommen, ſeine
Gaͤrten damit zu veredeln. Eben dieß thaten, durch ſein Beyſpiel gereizt, die
reichern Unterthanen. Daher kommt es, daß es ſo viele Arten von Wein in
Toſcana giebt, die mit den ſpaniſchen viel Aehnlichkeit haben. Beſonders be-
foͤrderte er die Cultur der Maulbeerbaͤume. Er ließ das Luſtſchloß Pratolino er-
richten, und die daran ſtoßenden Huͤgel in Gaͤrten verwandeln, indem er ſie mit
auslaͤndiſchen und einheimiſchen Gewaͤchſen bepflanzte. Auch den Garten Boboli
zu Florenz bereicherte er mit fremden Pflanzen und neuen Kunſtwerken, ſelbſt von
der Hand des beruͤhmten Johann von Bologna. Zu Piſa hatte ſchon ſein Va-
ter Cosmus I. einen botaniſchen Garten und einen Lehrſtuhl der bis dahin verwahr-
loſeten Botanik geſtiftet, und die Pflanzen dazu aus Sicilien, Aſien und Egypten
kommen laſſen. Franz I, ein groͤßerer Kenner der Naturgeſchichte, bereicherte
nicht nur den piſaniſchen Garten mit fremden Gewaͤchſen, ſondern legte auch einen
neuen botaniſchen Garten zu Florenz an. Zu dem Ende ſchickte er zwey vortreff-
liche Kraͤuterkenner, Joſeph Caſabona, einen Niederlaͤnder, und Lorenz
Mazzanga
von Barga aus Toſcana, auf Reiſen in Italien, Sicilien und
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V Band. H h
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[241/0249] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. Zierde dieſer Gaͤrten. Sie beſtanden außerdem in Luſtwaͤldern, Buſchwerk, Alleen, Lauben, Wieſen und Fiſchteichen, die mit einander abwechſelten. Durch ihren verzuͤglichen Ruhm wurden ſie das Modell, wornach man damals in Italien die Gaͤrten anlegte. Dieß bezeugt auch noch heut zu Tage die urſpruͤngliche Anlage der aͤlteſten Gaͤrten in Toſcana, beſonders der großherzogliche Garten Boboli zu Florenz. Cosmus I. brachte dieſen Garten mit dem Palaſt Pitti, dem jetzigen Re- ſidenzſchloß des Großherzogs, durch Kauf an ſich, und vergroͤßerte ihn betraͤchtlich. Seine Gemahlinn, Eleonora von Toledo, Tochter des Vicekoͤnigs von Neapel, war eine große Liebhaberinn von Gaͤrten. Da der Hof noch im alten Rathhauſe (Palazzo vecchio), das auf morgenlaͤndiſche Art oben platt bedeckt iſt, reſidirte, hatte ſie es mit haͤngenden Gaͤrten verſchoͤnert. Sie war die erſte, die den Garten Bo- boli mit auslaͤndiſchen Pflanzen und Blumen und Kuͤchenkraͤutern beſetzte, indeß Cosmus ihn mit Statuen ausſchmuͤckte. Auch verwendete er betraͤchtliche Schaͤtze, bey den von ihm erbaueten Luſtſchloͤſſern Caſtello und Poggio Gaͤrten und Luſt- waͤlder anzulegen. Unter dem Großherzog Franz I. fieng man allgemein an, die Luſtwaͤlder mit Olivenbaͤumen, ausgefuchten Weinſtoͤcken und Obſtbaͤumen zu beſetzen. Er ſelbſt ließ neue Pflanzen und Obſtbaͤume aus Spanien und Sicilien kommen, ſeine Gaͤrten damit zu veredeln. Eben dieß thaten, durch ſein Beyſpiel gereizt, die reichern Unterthanen. Daher kommt es, daß es ſo viele Arten von Wein in Toſcana giebt, die mit den ſpaniſchen viel Aehnlichkeit haben. Beſonders be- foͤrderte er die Cultur der Maulbeerbaͤume. Er ließ das Luſtſchloß Pratolino er- richten, und die daran ſtoßenden Huͤgel in Gaͤrten verwandeln, indem er ſie mit auslaͤndiſchen und einheimiſchen Gewaͤchſen bepflanzte. Auch den Garten Boboli zu Florenz bereicherte er mit fremden Pflanzen und neuen Kunſtwerken, ſelbſt von der Hand des beruͤhmten Johann von Bologna. Zu Piſa hatte ſchon ſein Va- ter Cosmus I. einen botaniſchen Garten und einen Lehrſtuhl der bis dahin verwahr- loſeten Botanik geſtiftet, und die Pflanzen dazu aus Sicilien, Aſien und Egypten kommen laſſen. Franz I, ein groͤßerer Kenner der Naturgeſchichte, bereicherte nicht nur den piſaniſchen Garten mit fremden Gewaͤchſen, ſondern legte auch einen neuen botaniſchen Garten zu Florenz an. Zu dem Ende ſchickte er zwey vortreff- liche Kraͤuterkenner, Joſeph Caſabona, einen Niederlaͤnder, und Lorenz Mazzanga von Barga aus Toſcana, auf Reiſen in Italien, Sicilien und auf den venezianiſchen Inſeln, um Pflanzen und Kraͤuter zu ſammeln. Ferdi- V Band. H h

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/249>, abgerufen am 21.11.2024.