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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten,


Zweyter Anhang.
Kurze Nachrichten von Gärten, Lustschlössern,
Landhäusern, Gartengebäuden und Garten-
prospecten.


I.
Italien.
1.

Es war unstreitig in den schönen und von einem so milden Himmel beglückten Ge-
filden Italiens, wo in den neuern Zeiten Europa die ersten Gärten wieder
aufblühen sah. Hier erwachte zuerst das Gefühl für das Schöne, und weckte
zugleich die edlern Künste aus ihrem langen Schlummer auf. Man weiß, daß
diese wichtige Revolution sich besonders in Toscana durch die großmüthigen Bemü-
hungen des Geschlechts Medici erhob. Und hier scheint auch mit der Liebe des
Ackerbaues die Gartencultur zuerst in Italien wieder erweckt zu seyn.

Bis zu den Zeiten des Lorenzo Medici waren die reichsten Häuser in Ita-
lien
nur auf den Handel bedacht. Ackerbau und Gartenkunst wurden fast ganz ver-
nachläßigt. Er war der erste, der seine Kapitalien auf liegende Gründe verwen-
dete. Der erste berühmte Garten, von welchem man seit den mittlern Zeiten in
Italien weiß, war jener des erwähnten Lorenzo hinter der Kirche St. Marco
zu Florenz. Die Alleen, die Hallen, die Zimmer des dabey befindlichen Pala-
stes waren mit alten und neuen Werken der Kunst ausgeschmückt.

Noch berühmter wurden im Anfange des XVI Jahrhunderts die Gärten Bern-
hards Rucellai,
horti oricellarii von den gleichzeitigen Schriftstellern genannt.
Niemand reisete in Italien, der nicht den reichen und geschmackvollen Rucellai zu
Florenz besuchte, und in seinen Gärten auf das freundlichste empfangen ward.
Sie waren nach des Lorenzo Tod der Versammlungsort der platonischen Akade-
mie, und aller einheimischen und fremden Gelehrten. Was Rucellai kostbares
von antiken Statuen aus entfernten Ländern gesammelt hatte, das war die vornehmste

Zierde
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,


Zweyter Anhang.
Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Luſtſchloͤſſern,
Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden und Garten-
proſpecten.


I.
Italien.
1.

Es war unſtreitig in den ſchoͤnen und von einem ſo milden Himmel begluͤckten Ge-
filden Italiens, wo in den neuern Zeiten Europa die erſten Gaͤrten wieder
aufbluͤhen ſah. Hier erwachte zuerſt das Gefuͤhl fuͤr das Schoͤne, und weckte
zugleich die edlern Kuͤnſte aus ihrem langen Schlummer auf. Man weiß, daß
dieſe wichtige Revolution ſich beſonders in Toſcana durch die großmuͤthigen Bemuͤ-
hungen des Geſchlechts Medici erhob. Und hier ſcheint auch mit der Liebe des
Ackerbaues die Gartencultur zuerſt in Italien wieder erweckt zu ſeyn.

Bis zu den Zeiten des Lorenzo Medici waren die reichſten Haͤuſer in Ita-
lien
nur auf den Handel bedacht. Ackerbau und Gartenkunſt wurden faſt ganz ver-
nachlaͤßigt. Er war der erſte, der ſeine Kapitalien auf liegende Gruͤnde verwen-
dete. Der erſte beruͤhmte Garten, von welchem man ſeit den mittlern Zeiten in
Italien weiß, war jener des erwaͤhnten Lorenzo hinter der Kirche St. Marco
zu Florenz. Die Alleen, die Hallen, die Zimmer des dabey befindlichen Pala-
ſtes waren mit alten und neuen Werken der Kunſt ausgeſchmuͤckt.

Noch beruͤhmter wurden im Anfange des XVI Jahrhunderts die Gaͤrten Bern-
hards Rucellai,
horti oricellarii von den gleichzeitigen Schriftſtellern genannt.
Niemand reiſete in Italien, der nicht den reichen und geſchmackvollen Rucellai zu
Florenz beſuchte, und in ſeinen Gaͤrten auf das freundlichſte empfangen ward.
Sie waren nach des Lorenzo Tod der Verſammlungsort der platoniſchen Akade-
mie, und aller einheimiſchen und fremden Gelehrten. Was Rucellai koſtbares
von antiken Statuen aus entfernten Laͤndern geſammelt hatte, das war die vornehmſte

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[240/0248] Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden und Garten- proſpecten. I. Italien. 1. Es war unſtreitig in den ſchoͤnen und von einem ſo milden Himmel begluͤckten Ge- filden Italiens, wo in den neuern Zeiten Europa die erſten Gaͤrten wieder aufbluͤhen ſah. Hier erwachte zuerſt das Gefuͤhl fuͤr das Schoͤne, und weckte zugleich die edlern Kuͤnſte aus ihrem langen Schlummer auf. Man weiß, daß dieſe wichtige Revolution ſich beſonders in Toſcana durch die großmuͤthigen Bemuͤ- hungen des Geſchlechts Medici erhob. Und hier ſcheint auch mit der Liebe des Ackerbaues die Gartencultur zuerſt in Italien wieder erweckt zu ſeyn. Bis zu den Zeiten des Lorenzo Medici waren die reichſten Haͤuſer in Ita- lien nur auf den Handel bedacht. Ackerbau und Gartenkunſt wurden faſt ganz ver- nachlaͤßigt. Er war der erſte, der ſeine Kapitalien auf liegende Gruͤnde verwen- dete. Der erſte beruͤhmte Garten, von welchem man ſeit den mittlern Zeiten in Italien weiß, war jener des erwaͤhnten Lorenzo hinter der Kirche St. Marco zu Florenz. Die Alleen, die Hallen, die Zimmer des dabey befindlichen Pala- ſtes waren mit alten und neuen Werken der Kunſt ausgeſchmuͤckt. Noch beruͤhmter wurden im Anfange des XVI Jahrhunderts die Gaͤrten Bern- hards Rucellai, horti oricellarii von den gleichzeitigen Schriftſtellern genannt. Niemand reiſete in Italien, der nicht den reichen und geſchmackvollen Rucellai zu Florenz beſuchte, und in ſeinen Gaͤrten auf das freundlichſte empfangen ward. Sie waren nach des Lorenzo Tod der Verſammlungsort der platoniſchen Akade- mie, und aller einheimiſchen und fremden Gelehrten. Was Rucellai koſtbares von antiken Statuen aus entfernten Laͤndern geſammelt hatte, das war die vornehmſte Zierde

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/248>, abgerufen am 24.11.2024.