Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten, Zu diesen Nachrichten verdient noch die hinzugefügt zu werden, die ein de- IX. Poh- *) Hr. Akademicus Bernoulli in Berlin
in dem 4ten B. seiner Reisen durch Bran- [Spaltenumbruch] denburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Pohlen. 8. Leipzig, 1780. Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Zu dieſen Nachrichten verdient noch die hinzugefuͤgt zu werden, die ein de- IX. Poh- *) Hr. Akademicus Bernoulli in Berlin
in dem 4ten B. ſeiner Reiſen durch Bran- [Spaltenumbruch] denburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Pohlen. 8. Leipzig, 1780. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0300" n="292"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,</hi> </fw><lb/> <p>Zu dieſen Nachrichten verdient noch die hinzugefuͤgt zu werden, die ein de-<lb/> ruͤhmter Reiſender <note place="foot" n="*)">Hr. Akademicus Bernoulli in Berlin<lb/> in dem 4ten B. ſeiner Reiſen durch Bran-<lb/><cb/> denburg, Pommern, Preußen, Curland,<lb/> Rußland und Pohlen. 8. Leipzig, 1780.</note> von <hi rendition="#fr">Baba</hi> giebt. So heißt ein kleines <hi rendition="#fr">hollaͤndiſches</hi> Dorf,<lb/> das der Hr. Oberſchenk von <hi rendition="#fr">Nariſchkin</hi> ganz neu erbauen laſſen, und zu welchem<lb/> gegenuͤber ein <hi rendition="#fr">engliſcher</hi> Garten gehoͤrt, dem ſelbſt in <hi rendition="#fr">England</hi> wenige an Anmuth<lb/> gleichen. Er beſteht aus verſchiedenen Inſeln, die, vermittelſt wohlgebauter Faͤh-<lb/> ren und Bruͤcken, mit einander verbunden ſind. Von jenen ſind die meiſten Zug-<lb/> faͤhren, auf welchen man ſich mit Stricken ſelbſt hinuͤber ziehen kann; wer laͤnger<lb/> auf dem Waſſer fahren will, findet Kaͤhne und Schiffer zu ſeiner Bedienung; auch<lb/> ſind da Anſtalten zum Fiſchen. Hin und wieder trifft man Kegelbahnen, Schau-<lb/> keln und andre Spiele, beſonders eine Menge artiger, großer und kleiner Luſthaͤuſer<lb/> an; in einem von dieſen findet man ſogar, wie in einem Kaffeehauſe, allerley Zei-<lb/> tungen zu leſen, in einem andern eine <hi rendition="#aq">Camera obſcura</hi> fuͤr die, welche ſich mit<lb/> Zeichnen beluſtigen wollen. Die Alleen, die Raſenplaͤtze, die Huͤgel, die kleinen<lb/> Spaziergaͤnge ſind mit Geſchmack angelegt; das Gruͤn iſt lebhaft; und das Ganze<lb/> mit marmornen und andern Statuen und Bruſtbildern ausgeziert. Dieſer Garten<lb/> ſteht den Sommer hindurch zweymal in der Woche dem ganzen Publicum offen: es<lb/> werden allerley Erfriſchungen umſonſt einem jeden gereicht, und an verſchiedenen<lb/> Stellen laͤßt ſich Muſik hoͤren. Findet ſich eine Geſellſchaft, die zum Tanzen Luft<lb/> hat, ſo ſteht es ihr frey. Man kann die gaſtfreye Sorgfalt und Hoͤflichkeit des<lb/> Beſitzers, womit er und ſeine Gemahlinn die Ankommenden begruͤßen, zuweilen<lb/> aureden und zur Froͤhlichkeit auſmuntern, nicht genug ruͤhmen. Die Kaiſerinn be-<lb/> ſucht oft dieſen reizenden und in ſeiner Art einzigen Ort; und an den freyen Tagen<lb/> findet ſich der hohe Adel hier zahlreich ein. Der Hr. Oberjaͤgermeiſter von <hi rendition="#fr">Na-<lb/> riſchkin,</hi> ein Bruder des vorigen, beſitzt ebenfalls eine Anlage in gleichem Geſchmack<lb/> unter dem Namen von <hi rendition="#fr">Haha.</hi></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Poh-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [292/0300]
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Zu dieſen Nachrichten verdient noch die hinzugefuͤgt zu werden, die ein de-
ruͤhmter Reiſender *) von Baba giebt. So heißt ein kleines hollaͤndiſches Dorf,
das der Hr. Oberſchenk von Nariſchkin ganz neu erbauen laſſen, und zu welchem
gegenuͤber ein engliſcher Garten gehoͤrt, dem ſelbſt in England wenige an Anmuth
gleichen. Er beſteht aus verſchiedenen Inſeln, die, vermittelſt wohlgebauter Faͤh-
ren und Bruͤcken, mit einander verbunden ſind. Von jenen ſind die meiſten Zug-
faͤhren, auf welchen man ſich mit Stricken ſelbſt hinuͤber ziehen kann; wer laͤnger
auf dem Waſſer fahren will, findet Kaͤhne und Schiffer zu ſeiner Bedienung; auch
ſind da Anſtalten zum Fiſchen. Hin und wieder trifft man Kegelbahnen, Schau-
keln und andre Spiele, beſonders eine Menge artiger, großer und kleiner Luſthaͤuſer
an; in einem von dieſen findet man ſogar, wie in einem Kaffeehauſe, allerley Zei-
tungen zu leſen, in einem andern eine Camera obſcura fuͤr die, welche ſich mit
Zeichnen beluſtigen wollen. Die Alleen, die Raſenplaͤtze, die Huͤgel, die kleinen
Spaziergaͤnge ſind mit Geſchmack angelegt; das Gruͤn iſt lebhaft; und das Ganze
mit marmornen und andern Statuen und Bruſtbildern ausgeziert. Dieſer Garten
ſteht den Sommer hindurch zweymal in der Woche dem ganzen Publicum offen: es
werden allerley Erfriſchungen umſonſt einem jeden gereicht, und an verſchiedenen
Stellen laͤßt ſich Muſik hoͤren. Findet ſich eine Geſellſchaft, die zum Tanzen Luft
hat, ſo ſteht es ihr frey. Man kann die gaſtfreye Sorgfalt und Hoͤflichkeit des
Beſitzers, womit er und ſeine Gemahlinn die Ankommenden begruͤßen, zuweilen
aureden und zur Froͤhlichkeit auſmuntern, nicht genug ruͤhmen. Die Kaiſerinn be-
ſucht oft dieſen reizenden und in ſeiner Art einzigen Ort; und an den freyen Tagen
findet ſich der hohe Adel hier zahlreich ein. Der Hr. Oberjaͤgermeiſter von Na-
riſchkin, ein Bruder des vorigen, beſitzt ebenfalls eine Anlage in gleichem Geſchmack
unter dem Namen von Haha.
IX. Poh-
*) Hr. Akademicus Bernoulli in Berlin
in dem 4ten B. ſeiner Reiſen durch Bran-
denburg, Pommern, Preußen, Curland,
Rußland und Pohlen. 8. Leipzig, 1780.
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