von Grund aus aufgeführt, und beschreibt mit den Nebengebäuden einen weiten Zirkel. Es hat allerdings Größe, Pracht und Dauerhaftigkeit.
Einige Stunden von Coblenz liegt Kerlich, der gewöhnliche Sommeraufent- halt des jetzigen Churfürsten. Der alte symmetrische Garten wird jetzt ganz umge- worfen, und der Plan zu einem neuen ist bereits gemacht. Zwar besteht die Gegend fast nur aus einer Ebene. Aber es werden doch ein großes Wasser, fließende Bäche mit Güssen, und ein ansehnlicher Wasserfall durch Hülfe der Kunst angelegt. Die neue Pflanzung wird sich nicht bloß aus einheimischen, sondern auch ausländischen Bäumen und Sträuchern bilden, und sich um viele anmuthige Rosen winden, mit Benutzung der schönen Prospecte in die umliegende Landschaft. Der Plan, den ich hier sah, und der Anfang kündigt ein vortreffliches Werk an. Und dieß läßt sich nicht anders unter der Regierung eines Prinzen erwarten, der mit einer großen Güte des Herzens den feinen Geschmack und die Liebe der schönen Künste vereinigt, die in seinem Hause erblich sind. Die Ausführung ist einem Kenner übertragen, der sie glücklich ausführen wird, dem Herrn Reisemarschall und Kammerherrn, Freyherrn von Tünnefeld. Er besitzt viele Gartenkenntniß und Eifer, und machte, um sei- nen Geschmack noch mehr zu berichtigen, der Gärten wegen eine besondere Reise nach England.
Mit diesem neuen Garten wird ein naher Wald, den man zu verschönern an- gefangen, verbunden werden. Das Vorzüglichste darinn ist eine Mühle, oder viel- mehr ein Lustgebäude mit einem Saal, der von außen ganz die Gestalt einer Mühle hat, und wo die Bewegung des Rades und das Rauschen des Wassers nichts anders errathen läßt. Das Wasser fließt darauf weiter fort, und bildet in einiger Entfer- nung einen großen natürlichen Wasserfall, der zwischen Gebüsch und Bäumen über eine felsigte Höhe herabschäumt, und unter Gesträuch fortrauscht. Darauf folgen einige offene bäurische Wirthshäuser oder hölzerne Dorflauben mit Brücken, alles so natürlich und so sehr im Geschmack roher Waldscenen, daß dieses ganze Revier, das seiner Lage so gemäß eingerichtet ist, nicht anders als gefallen kann. Verschiedene andre Scenen in diesem Walde dürften noch vor der Verbindung mit dem neuen Garten zu Kerlich verändert werden.
In dieser Gegend besitzt auch der Herr Graf von Waltbott zu Bassenheim, Burggraf von Friedberg, einen angenehmen Landsitz. Der Garten hat ein an- muthiges Thal und einen waldigten Berg, wo noch die schönern Scenen sich ver- breiten könnten.
von Grund aus aufgefuͤhrt, und beſchreibt mit den Nebengebaͤuden einen weiten Zirkel. Es hat allerdings Groͤße, Pracht und Dauerhaftigkeit.
Einige Stunden von Coblenz liegt Kerlich, der gewoͤhnliche Sommeraufent- halt des jetzigen Churfuͤrſten. Der alte ſymmetriſche Garten wird jetzt ganz umge- worfen, und der Plan zu einem neuen iſt bereits gemacht. Zwar beſteht die Gegend faſt nur aus einer Ebene. Aber es werden doch ein großes Waſſer, fließende Baͤche mit Guͤſſen, und ein anſehnlicher Waſſerfall durch Huͤlfe der Kunſt angelegt. Die neue Pflanzung wird ſich nicht bloß aus einheimiſchen, ſondern auch auslaͤndiſchen Baͤumen und Straͤuchern bilden, und ſich um viele anmuthige Roſen winden, mit Benutzung der ſchoͤnen Proſpecte in die umliegende Landſchaft. Der Plan, den ich hier ſah, und der Anfang kuͤndigt ein vortreffliches Werk an. Und dieß laͤßt ſich nicht anders unter der Regierung eines Prinzen erwarten, der mit einer großen Guͤte des Herzens den feinen Geſchmack und die Liebe der ſchoͤnen Kuͤnſte vereinigt, die in ſeinem Hauſe erblich ſind. Die Ausfuͤhrung iſt einem Kenner uͤbertragen, der ſie gluͤcklich ausfuͤhren wird, dem Herrn Reiſemarſchall und Kammerherrn, Freyherrn von Tuͤnnefeld. Er beſitzt viele Gartenkenntniß und Eifer, und machte, um ſei- nen Geſchmack noch mehr zu berichtigen, der Gaͤrten wegen eine beſondere Reiſe nach England.
Mit dieſem neuen Garten wird ein naher Wald, den man zu verſchoͤnern an- gefangen, verbunden werden. Das Vorzuͤglichſte darinn iſt eine Muͤhle, oder viel- mehr ein Luſtgebaͤude mit einem Saal, der von außen ganz die Geſtalt einer Muͤhle hat, und wo die Bewegung des Rades und das Rauſchen des Waſſers nichts anders errathen laͤßt. Das Waſſer fließt darauf weiter fort, und bildet in einiger Entfer- nung einen großen natuͤrlichen Waſſerfall, der zwiſchen Gebuͤſch und Baͤumen uͤber eine felſigte Hoͤhe herabſchaͤumt, und unter Geſtraͤuch fortrauſcht. Darauf folgen einige offene baͤuriſche Wirthshaͤuſer oder hoͤlzerne Dorflauben mit Bruͤcken, alles ſo natuͤrlich und ſo ſehr im Geſchmack roher Waldſcenen, daß dieſes ganze Revier, das ſeiner Lage ſo gemaͤß eingerichtet iſt, nicht anders als gefallen kann. Verſchiedene andre Scenen in dieſem Walde duͤrften noch vor der Verbindung mit dem neuen Garten zu Kerlich veraͤndert werden.
In dieſer Gegend beſitzt auch der Herr Graf von Waltbott zu Baſſenheim, Burggraf von Friedberg, einen angenehmen Landſitz. Der Garten hat ein an- muthiges Thal und einen waldigten Berg, wo noch die ſchoͤnern Scenen ſich ver- breiten koͤnnten.
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Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
von Grund aus aufgefuͤhrt, und beſchreibt mit den Nebengebaͤuden einen weiten Zirkel.
Es hat allerdings Groͤße, Pracht und Dauerhaftigkeit.
Einige Stunden von Coblenz liegt Kerlich, der gewoͤhnliche Sommeraufent-
halt des jetzigen Churfuͤrſten. Der alte ſymmetriſche Garten wird jetzt ganz umge-
worfen, und der Plan zu einem neuen iſt bereits gemacht. Zwar beſteht die Gegend
faſt nur aus einer Ebene. Aber es werden doch ein großes Waſſer, fließende Baͤche
mit Guͤſſen, und ein anſehnlicher Waſſerfall durch Huͤlfe der Kunſt angelegt. Die
neue Pflanzung wird ſich nicht bloß aus einheimiſchen, ſondern auch auslaͤndiſchen
Baͤumen und Straͤuchern bilden, und ſich um viele anmuthige Roſen winden, mit
Benutzung der ſchoͤnen Proſpecte in die umliegende Landſchaft. Der Plan, den ich
hier ſah, und der Anfang kuͤndigt ein vortreffliches Werk an. Und dieß laͤßt ſich
nicht anders unter der Regierung eines Prinzen erwarten, der mit einer großen Guͤte
des Herzens den feinen Geſchmack und die Liebe der ſchoͤnen Kuͤnſte vereinigt, die in
ſeinem Hauſe erblich ſind. Die Ausfuͤhrung iſt einem Kenner uͤbertragen, der ſie
gluͤcklich ausfuͤhren wird, dem Herrn Reiſemarſchall und Kammerherrn, Freyherrn
von Tuͤnnefeld. Er beſitzt viele Gartenkenntniß und Eifer, und machte, um ſei-
nen Geſchmack noch mehr zu berichtigen, der Gaͤrten wegen eine beſondere Reiſe nach
England.
Mit dieſem neuen Garten wird ein naher Wald, den man zu verſchoͤnern an-
gefangen, verbunden werden. Das Vorzuͤglichſte darinn iſt eine Muͤhle, oder viel-
mehr ein Luſtgebaͤude mit einem Saal, der von außen ganz die Geſtalt einer Muͤhle
hat, und wo die Bewegung des Rades und das Rauſchen des Waſſers nichts anders
errathen laͤßt. Das Waſſer fließt darauf weiter fort, und bildet in einiger Entfer-
nung einen großen natuͤrlichen Waſſerfall, der zwiſchen Gebuͤſch und Baͤumen uͤber
eine felſigte Hoͤhe herabſchaͤumt, und unter Geſtraͤuch fortrauſcht. Darauf folgen
einige offene baͤuriſche Wirthshaͤuſer oder hoͤlzerne Dorflauben mit Bruͤcken, alles ſo
natuͤrlich und ſo ſehr im Geſchmack roher Waldſcenen, daß dieſes ganze Revier, das
ſeiner Lage ſo gemaͤß eingerichtet iſt, nicht anders als gefallen kann. Verſchiedene
andre Scenen in dieſem Walde duͤrften noch vor der Verbindung mit dem neuen
Garten zu Kerlich veraͤndert werden.
In dieſer Gegend beſitzt auch der Herr Graf von Waltbott zu Baſſenheim,
Burggraf von Friedberg, einen angenehmen Landſitz. Der Garten hat ein an-
muthiges Thal und einen waldigten Berg, wo noch die ſchoͤnern Scenen ſich ver-
breiten koͤnnten.
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/349>, abgerufen am 26.06.2024.
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