Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.aus folgt, daß der Charakter sehr von Zeit und in
aus folgt, daß der Charakter ſehr von Zeit und in
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="48"/> aus folgt, daß der Charakter ſehr von Zeit und<lb/> Umſtaͤnden abhangen muß, an welche die Hand-<lb/> lungen gebunden ſind. Wuͤrde er alſo in den<lb/> Buͤchern worin irgend eine Geſchichte aus einem<lb/> Jahrhundert erzaͤhlt wird, treu geſchildert; ſo<lb/> wuͤrde man auch die ſteigende oder ſinkende Kul-<lb/> tur und Aufklaͤrung, und die davon abhaͤngende<lb/> Moralitaͤt daraus kennen lernen. Denn auch<lb/> die ſubjektiven Begriffe von dem was gut, an-<lb/> ſtaͤndig oder ſchlecht iſt, haͤngen ſehr von der<lb/> herrſchenden Denkungsart, von dem angenom-<lb/> menen Etikette ab. Auch dies muß bei der Be-<lb/> handlung des Charakters einer handelnden Perſon<lb/> in Anſchlag gebracht werden; dazu aber gehoͤrt<lb/> eine genaue Kenntniß dieſer Denkungsart, um<lb/> den Helden immer derſelben gemaͤß handeln zu<lb/> laſſen. Die Verfaſſer der Rittergeſchichten, ſind<lb/> gewiß auf einem ſehr unſichern Wege, wenn ſie ihre<lb/> Helden ohne dieſe Ruͤckſichten auf eine und die-<lb/> ſelbe Art handeln laſſen. Eine jede Periode in<lb/> der Geſchichte der Menſchheit hat uͤberdem et-<lb/> was eigenthuͤmliches, was ſich nur fuͤr ſie paßt,<lb/> in einer andern aber als etwas albernes verlacht<lb/> wird. Haͤtte man dies uͤberdacht, und eine Pa-<lb/> rallele gezogen: ſo waͤre es doch ſonderbar, daß<lb/> die beiden Endpunkte ſo leicht zuſammenruͤcken,<lb/> und die Galanterie jener Zeiten, mit ihrem Troß,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0048]
aus folgt, daß der Charakter ſehr von Zeit und
Umſtaͤnden abhangen muß, an welche die Hand-
lungen gebunden ſind. Wuͤrde er alſo in den
Buͤchern worin irgend eine Geſchichte aus einem
Jahrhundert erzaͤhlt wird, treu geſchildert; ſo
wuͤrde man auch die ſteigende oder ſinkende Kul-
tur und Aufklaͤrung, und die davon abhaͤngende
Moralitaͤt daraus kennen lernen. Denn auch
die ſubjektiven Begriffe von dem was gut, an-
ſtaͤndig oder ſchlecht iſt, haͤngen ſehr von der
herrſchenden Denkungsart, von dem angenom-
menen Etikette ab. Auch dies muß bei der Be-
handlung des Charakters einer handelnden Perſon
in Anſchlag gebracht werden; dazu aber gehoͤrt
eine genaue Kenntniß dieſer Denkungsart, um
den Helden immer derſelben gemaͤß handeln zu
laſſen. Die Verfaſſer der Rittergeſchichten, ſind
gewiß auf einem ſehr unſichern Wege, wenn ſie ihre
Helden ohne dieſe Ruͤckſichten auf eine und die-
ſelbe Art handeln laſſen. Eine jede Periode in
der Geſchichte der Menſchheit hat uͤberdem et-
was eigenthuͤmliches, was ſich nur fuͤr ſie paßt,
in einer andern aber als etwas albernes verlacht
wird. Haͤtte man dies uͤberdacht, und eine Pa-
rallele gezogen: ſo waͤre es doch ſonderbar, daß
die beiden Endpunkte ſo leicht zuſammenruͤcken,
und die Galanterie jener Zeiten, mit ihrem Troß,
in
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