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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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der Lesesucht, die dadurch vermindert werden
könnte.

Die Bücher die bis jetzt in der Modelektüre
laufen -- dies Wort bitte ich nur immer zu be-
halten und von Campens und andern vortrefli-
chen Schriften abzusehen, die wahre Geschenke
für unsere Frauenzimmer sind -- entsprechen
gar nicht oder doch nur halb dem Zwecke wenn
sie für Frauenzimmer bestimmt seyn sollen. Wie
viele Herrn schreiben nicht für die Damen, die
nie Gelegenheit hatten die Delikatesse und den
Geschmack derselben kennen zu lernen. Rechnen
sie etwa darauf, daß die Frauenzimmer in ihrer
Lektüre eben so leicht zu einer neuen Mode um-
zuschaffen sind, wie in ihren Kleidern? Ein
übles Vorurtheil; ich dächte die Weiber träten
einmal auf und überführten die Herrn von ihrer
Jgnoranz.

Wo zu dienen die Modejournale? ge-
wiß dereinst dem Philosophen und Historiker
mehr, als jetzt unsern Leserinnen. Und was
schreibt denn ein Geißler der Jüngere? -- -- --

Manche Schrift für das schöne Geschlecht
mag auch wol aus Rache gegen einige unter
ihnen entstehen. Ein Fall dieser Art ist mir we-
nigstens bekannt. Sie lesen wol dies Anekdöt-

E

der Leſeſucht, die dadurch vermindert werden
koͤnnte.

Die Buͤcher die bis jetzt in der Modelektuͤre
laufen — dies Wort bitte ich nur immer zu be-
halten und von Campens und andern vortrefli-
chen Schriften abzuſehen, die wahre Geſchenke
fuͤr unſere Frauenzimmer ſind — entſprechen
gar nicht oder doch nur halb dem Zwecke wenn
ſie fuͤr Frauenzimmer beſtimmt ſeyn ſollen. Wie
viele Herrn ſchreiben nicht fuͤr die Damen, die
nie Gelegenheit hatten die Delikateſſe und den
Geſchmack derſelben kennen zu lernen. Rechnen
ſie etwa darauf, daß die Frauenzimmer in ihrer
Lektuͤre eben ſo leicht zu einer neuen Mode um-
zuſchaffen ſind, wie in ihren Kleidern? Ein
uͤbles Vorurtheil; ich daͤchte die Weiber traͤten
einmal auf und uͤberfuͤhrten die Herrn von ihrer
Jgnoranz.

Wo zu dienen die Modejournale? ge-
wiß dereinſt dem Philoſophen und Hiſtoriker
mehr, als jetzt unſern Leſerinnen. Und was
ſchreibt denn ein Geißler der Juͤngere? — — —

Manche Schrift fuͤr das ſchoͤne Geſchlecht
mag auch wol aus Rache gegen einige unter
ihnen entſtehen. Ein Fall dieſer Art iſt mir we-
nigſtens bekannt. Sie leſen wol dies Anekdoͤt-

E
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[65/0065] der Leſeſucht, die dadurch vermindert werden koͤnnte. Die Buͤcher die bis jetzt in der Modelektuͤre laufen — dies Wort bitte ich nur immer zu be- halten und von Campens und andern vortrefli- chen Schriften abzuſehen, die wahre Geſchenke fuͤr unſere Frauenzimmer ſind — entſprechen gar nicht oder doch nur halb dem Zwecke wenn ſie fuͤr Frauenzimmer beſtimmt ſeyn ſollen. Wie viele Herrn ſchreiben nicht fuͤr die Damen, die nie Gelegenheit hatten die Delikateſſe und den Geſchmack derſelben kennen zu lernen. Rechnen ſie etwa darauf, daß die Frauenzimmer in ihrer Lektuͤre eben ſo leicht zu einer neuen Mode um- zuſchaffen ſind, wie in ihren Kleidern? Ein uͤbles Vorurtheil; ich daͤchte die Weiber traͤten einmal auf und uͤberfuͤhrten die Herrn von ihrer Jgnoranz. Wo zu dienen die Modejournale? ge- wiß dereinſt dem Philoſophen und Hiſtoriker mehr, als jetzt unſern Leſerinnen. Und was ſchreibt denn ein Geißler der Juͤngere? — — — Manche Schrift fuͤr das ſchoͤne Geſchlecht mag auch wol aus Rache gegen einige unter ihnen entſtehen. Ein Fall dieſer Art iſt mir we- nigſtens bekannt. Sie leſen wol dies Anekdoͤt- E

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/65>, abgerufen am 27.11.2024.