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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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chen nicht ungern? es ist nicht bekannt, und
kann doch dazu dienen die lieben sorglosen Mäd-
chen aufmerksam auf die Ursachen und Verfasser
ihrer Bücher zu machen.

Als der verstorbene D. Bahrdt in seiner Le-
bensgeschichte seine uunmeht auch verstorbene
Frau mit so häßlichen Farben geschildert hatte,
um die Welt glauben zu machen daß er Recht
handele, wenn er sie verstosse und die Magd an
ihre Stelle nehme: so fand diese unglückliche
Frau einen Vertheidiger an ihrem Bruder, der
eine kleine Schrift für sie drucken ließ. Diese
Schrift verband Bescheidenheit und Schonung
mit so triftiger Wahrheit, daß Bahrdt selbst
gestand: er könne dagegen nichts sagen; indeß wol-
le er ein Journal für Mütter, Gattinnen,
und Töchter herausgeben, und hierin zeigen
was die Weiber thun müßten, um sich ihre
Männer beständig treu zu erhalten. Vermuth-
lich sollte dann das Resultat folgen, daß seine
Frau diese Kunst nicht verstanden habe. Zu Mit-
arbeitern an dieser Schrift suchte er Kandidaten
und Studenten auf, von welchen einer sich sein
Honorar im Elisium ausbitten kann. Diese Stu-
denten-Arbeit wird herrliche Lehren für Deutsch-
lands Mütter und Töchter geben!! Man sollte
doch aus allen Kräften gagegen streiten, daß nicht

chen nicht ungern? es iſt nicht bekannt, und
kann doch dazu dienen die lieben ſorgloſen Maͤd-
chen aufmerkſam auf die Urſachen und Verfaſſer
ihrer Buͤcher zu machen.

Als der verſtorbene D. Bahrdt in ſeiner Le-
bensgeſchichte ſeine uunmeht auch verſtorbene
Frau mit ſo haͤßlichen Farben geſchildert hatte,
um die Welt glauben zu machen daß er Recht
handele, wenn er ſie verſtoſſe und die Magd an
ihre Stelle nehme: ſo fand dieſe ungluͤckliche
Frau einen Vertheidiger an ihrem Bruder, der
eine kleine Schrift fuͤr ſie drucken ließ. Dieſe
Schrift verband Beſcheidenheit und Schonung
mit ſo triftiger Wahrheit, daß Bahrdt ſelbſt
geſtand: er koͤnne dagegen nichts ſagen; indeß wol-
le er ein Journal fuͤr Muͤtter, Gattinnen,
und Toͤchter herausgeben, und hierin zeigen
was die Weiber thun muͤßten, um ſich ihre
Maͤnner beſtaͤndig treu zu erhalten. Vermuth-
lich ſollte dann das Reſultat folgen, daß ſeine
Frau dieſe Kunſt nicht verſtanden habe. Zu Mit-
arbeitern an dieſer Schrift ſuchte er Kandidaten
und Studenten auf, von welchen einer ſich ſein
Honorar im Eliſium ausbitten kann. Dieſe Stu-
denten-Arbeit wird herrliche Lehren fuͤr Deutſch-
lands Muͤtter und Toͤchter geben!! Man ſollte
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[66/0066] chen nicht ungern? es iſt nicht bekannt, und kann doch dazu dienen die lieben ſorgloſen Maͤd- chen aufmerkſam auf die Urſachen und Verfaſſer ihrer Buͤcher zu machen. Als der verſtorbene D. Bahrdt in ſeiner Le- bensgeſchichte ſeine uunmeht auch verſtorbene Frau mit ſo haͤßlichen Farben geſchildert hatte, um die Welt glauben zu machen daß er Recht handele, wenn er ſie verſtoſſe und die Magd an ihre Stelle nehme: ſo fand dieſe ungluͤckliche Frau einen Vertheidiger an ihrem Bruder, der eine kleine Schrift fuͤr ſie drucken ließ. Dieſe Schrift verband Beſcheidenheit und Schonung mit ſo triftiger Wahrheit, daß Bahrdt ſelbſt geſtand: er koͤnne dagegen nichts ſagen; indeß wol- le er ein Journal fuͤr Muͤtter, Gattinnen, und Toͤchter herausgeben, und hierin zeigen was die Weiber thun muͤßten, um ſich ihre Maͤnner beſtaͤndig treu zu erhalten. Vermuth- lich ſollte dann das Reſultat folgen, daß ſeine Frau dieſe Kunſt nicht verſtanden habe. Zu Mit- arbeitern an dieſer Schrift ſuchte er Kandidaten und Studenten auf, von welchen einer ſich ſein Honorar im Eliſium ausbitten kann. Dieſe Stu- denten-Arbeit wird herrliche Lehren fuͤr Deutſch- lands Muͤtter und Toͤchter geben!! Man ſollte doch aus allen Kraͤften gagegen ſtreiten, daß nicht

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/66>, abgerufen am 27.11.2024.