Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Denn so ordnet das Herz es an, und zu athmen die Anmuth, Sie, die geschickliche, schenkt ihnen ein göttlicher Geist. Aber die Wanderer auch sind wohl geleitet und haben Kränze genug und Gesang, haben den heiligen Stab Voll geschmückt mit Trauben und Laub, bei sich, und der Fichte Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von Tage zu Tag, Und wie Wagen, bespannt mit freiem Wilde, so ziehn die Berge voran, und so träget und eilet der Pfad. 2. Aber meinest du nun, es haben die Thore ver- gebens Aufgethan und den Weg freudig die Götter gemacht? Und es schenken umsonst zu des Gastmahls Fülle die Guten Nebst dem Weine noch auch Blumen und Honig und Obst? Schenken das purpurne Licht zu Festgesängen, und kühl und Ruhig zu tieferem Freundesgespräche die Nacht? Denn ſo ordnet das Herz es an, und zu athmen die Anmuth, Sie, die geſchickliche, ſchenkt ihnen ein goͤttlicher Geiſt. Aber die Wanderer auch ſind wohl geleitet und haben Kraͤnze genug und Geſang, haben den heiligen Stab Voll geſchmuͤckt mit Trauben und Laub, bei ſich, und der Fichte Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von Tage zu Tag, Und wie Wagen, beſpannt mit freiem Wilde, ſo ziehn die Berge voran, und ſo traͤget und eilet der Pfad. 2. Aber meineſt du nun, es haben die Thore ver- gebens Aufgethan und den Weg freudig die Goͤtter gemacht? Und es ſchenken umſonſt zu des Gaſtmahls Fuͤlle die Guten Nebſt dem Weine noch auch Blumen und Honig und Obſt? Schenken das purpurne Licht zu Feſtgeſaͤngen, und kuͤhl und Ruhig zu tieferem Freundesgeſpraͤche die Nacht? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0148" n="140"/> <l>Denn ſo ordnet das Herz es an, und zu athmen</l><lb/> <l>die Anmuth,</l><lb/> <l>Sie, die geſchickliche, ſchenkt ihnen ein goͤttlicher</l><lb/> <l>Geiſt.</l><lb/> <l>Aber die Wanderer auch ſind wohl geleitet und</l><lb/> <l>haben</l><lb/> <l>Kraͤnze genug und Geſang, haben den heiligen Stab</l><lb/> <l>Voll geſchmuͤckt mit Trauben und Laub, bei ſich,</l><lb/> <l>und der Fichte</l><lb/> <l>Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von</l><lb/> <l>Tage zu Tag,</l><lb/> <l>Und wie Wagen, beſpannt mit freiem Wilde, ſo</l><lb/> <l>ziehn die</l><lb/> <l>Berge voran, und ſo traͤget und eilet der Pfad.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>2.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Aber meineſt du nun, es haben die Thore ver-</l><lb/> <l>gebens</l><lb/> <l>Aufgethan und den Weg freudig die Goͤtter</l><lb/> <l>gemacht?</l><lb/> <l>Und es ſchenken umſonſt zu des Gaſtmahls Fuͤlle</l><lb/> <l>die Guten</l><lb/> <l>Nebſt dem Weine noch auch Blumen und Honig</l><lb/> <l>und Obſt?</l><lb/> <l>Schenken das purpurne Licht zu Feſtgeſaͤngen, und</l><lb/> <l>kuͤhl und</l><lb/> <l>Ruhig zu tieferem Freundesgeſpraͤche die Nacht?</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0148]
Denn ſo ordnet das Herz es an, und zu athmen
die Anmuth,
Sie, die geſchickliche, ſchenkt ihnen ein goͤttlicher
Geiſt.
Aber die Wanderer auch ſind wohl geleitet und
haben
Kraͤnze genug und Geſang, haben den heiligen Stab
Voll geſchmuͤckt mit Trauben und Laub, bei ſich,
und der Fichte
Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von
Tage zu Tag,
Und wie Wagen, beſpannt mit freiem Wilde, ſo
ziehn die
Berge voran, und ſo traͤget und eilet der Pfad.
2.
Aber meineſt du nun, es haben die Thore ver-
gebens
Aufgethan und den Weg freudig die Goͤtter
gemacht?
Und es ſchenken umſonſt zu des Gaſtmahls Fuͤlle
die Guten
Nebſt dem Weine noch auch Blumen und Honig
und Obſt?
Schenken das purpurne Licht zu Feſtgeſaͤngen, und
kuͤhl und
Ruhig zu tieferem Freundesgeſpraͤche die Nacht?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |