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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Heilig ist mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels
auch,
Der mit Garten und Hausgrün aus den Wellen
sich hebt.
Dort begegnen wir uns, o gütiges Licht! wo zuerst
mich,
Deiner gefühlteren Stralen mich einer betraf.
Dort begann und beginnt das liebe Leben von
Neuem,
Aber des Vaters Grab seh' ich, und weine dir
schon?
Wein' und halt' und habe den Freund und höre
das Wort, das
Einst mir in himmlischer Kunst Leiden der Liebe
geheilt.
Andres erwacht! Ich muß die Landesheroen ihm
nennen!
Barbarossa! dich auch, gütiger Christoph, und
dich
Konradin! wie du fielst, so fallen Starke, der
Epheu
Grünt am Fels, und die Burg deckt das bac-
chantische Laub,
Doch Vergangenes ist, wie Künftiges, heilig den
Sängern,
Und in Tagen des Herbsts sühnen die Schatten
wir aus.
Heilig iſt mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels
auch,
Der mit Garten und Hausgruͤn aus den Wellen
ſich hebt.
Dort begegnen wir uns, o guͤtiges Licht! wo zuerſt
mich,
Deiner gefuͤhlteren Stralen mich einer betraf.
Dort begann und beginnt das liebe Leben von
Neuem,
Aber des Vaters Grab ſeh' ich, und weine dir
ſchon?
Wein' und halt' und habe den Freund und hoͤre
das Wort, das
Einſt mir in himmliſcher Kunſt Leiden der Liebe
geheilt.
Andres erwacht! Ich muß die Landesheroen ihm
nennen!
Barbaroſſa! dich auch, guͤtiger Chriſtoph, und
dich
Konradin! wie du fielſt, ſo fallen Starke, der
Epheu
Gruͤnt am Fels, und die Burg deckt das bac-
chantiſche Laub,
Doch Vergangenes iſt, wie Kuͤnftiges, heilig den
Saͤngern,
Und in Tagen des Herbſts ſuͤhnen die Schatten
wir aus.
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[142/0150] Heilig iſt mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels auch, Der mit Garten und Hausgruͤn aus den Wellen ſich hebt. Dort begegnen wir uns, o guͤtiges Licht! wo zuerſt mich, Deiner gefuͤhlteren Stralen mich einer betraf. Dort begann und beginnt das liebe Leben von Neuem, Aber des Vaters Grab ſeh' ich, und weine dir ſchon? Wein' und halt' und habe den Freund und hoͤre das Wort, das Einſt mir in himmliſcher Kunſt Leiden der Liebe geheilt. Andres erwacht! Ich muß die Landesheroen ihm nennen! Barbaroſſa! dich auch, guͤtiger Chriſtoph, und dich Konradin! wie du fielſt, ſo fallen Starke, der Epheu Gruͤnt am Fels, und die Burg deckt das bac- chantiſche Laub, Doch Vergangenes iſt, wie Kuͤnftiges, heilig den Saͤngern, Und in Tagen des Herbſts ſuͤhnen die Schatten wir aus.

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/150>, abgerufen am 21.11.2024.