Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Wohnen immer, o Tag! noch als in den Tiefen der Hölderlins Gedichte. 12
Wohnen immer, o Tag! noch als in den Tiefen der Hoͤlderlins Gedichte. 12
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="11"> <pb facs="#f0185" n="177"/> <l>Wohnen immer, o Tag! noch als in den Tiefen der</l><lb/> <l>Erde</l><lb/> <l>Einſam unten, indeß ein immerlebender Fruͤhling</l><lb/> <l>Unbeſungen uͤber dem Haupt den Schlafenden</l><lb/> <l>daͤmmert?</l><lb/> <l>Aber laͤnger nicht mehr! ſchon hoͤr' ich ferne des</l><lb/> <l>Feſttags</l><lb/> <l>Chorgeſang auf gruͤnem Gebirg, und das Echo der</l><lb/> <l>Haine,</l><lb/> <l>Wo der Juͤnglinge Bruſt ſich hebt, wo die Seele</l><lb/> <l>des Volks ſich</l><lb/> <l>Still vereint in freierem Lied, zur Ehre des</l><lb/> <l>Gottes,</l><lb/> <l>Dem die Hoͤhe gebuͤhrt, doch auch die Thale ſind</l><lb/> <l>heilig;</l><lb/> <l>Denn, wo froͤhlich der Strom in wachſender Ju-</l><lb/> <l>gend hinauseilt,</l><lb/> <l>Unter Blumen des Lands, und wo auf ſonnigen</l><lb/> <l>Ebnen</l><lb/> <l>Edles Korn und der Obſtwald reift, da kraͤnzen</l><lb/> <l>am Feſte</l><lb/> <l>Gerne die Frommen ſich auch, und auf dem Huͤ-</l><lb/> <l>gel der Stadt glaͤnzt,</l><lb/> <l>Menſchlicher Wohnung gleich, die himmliſche Helle</l><lb/> <l>der Freude.</l><lb/> <l>Denn voll goͤttlichen Sinns iſt alles Leben ge-</l><lb/> <l>worden,</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Hoͤlderlins Gedichte. 12</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [177/0185]
Wohnen immer, o Tag! noch als in den Tiefen der
Erde
Einſam unten, indeß ein immerlebender Fruͤhling
Unbeſungen uͤber dem Haupt den Schlafenden
daͤmmert?
Aber laͤnger nicht mehr! ſchon hoͤr' ich ferne des
Feſttags
Chorgeſang auf gruͤnem Gebirg, und das Echo der
Haine,
Wo der Juͤnglinge Bruſt ſich hebt, wo die Seele
des Volks ſich
Still vereint in freierem Lied, zur Ehre des
Gottes,
Dem die Hoͤhe gebuͤhrt, doch auch die Thale ſind
heilig;
Denn, wo froͤhlich der Strom in wachſender Ju-
gend hinauseilt,
Unter Blumen des Lands, und wo auf ſonnigen
Ebnen
Edles Korn und der Obſtwald reift, da kraͤnzen
am Feſte
Gerne die Frommen ſich auch, und auf dem Huͤ-
gel der Stadt glaͤnzt,
Menſchlicher Wohnung gleich, die himmliſche Helle
der Freude.
Denn voll goͤttlichen Sinns iſt alles Leben ge-
worden,
Hoͤlderlins Gedichte. 12
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