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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Doch es wandte sich bald. Sicherer, denn er war,
Ist er, herrlicher ist unter den Seinigen
Nun der Zweifachgeliebte,
Und ihm gehet sein Tagewerk.
Stiller Vater! auch Du lebtest und liebtest so;
Darum wohnest Du nun, als ein Unsterblicher,
Bei den Kindern, und Segen,
Wie aus Wolken des Himmels, kömmt
Oefters über das Haus, ruhiger Mann! von Dir,
Und es mehrt sich, es reift, edler von Jahr zu Jahr,
In bescheidenem Glücke,
Was mit Hoffnungen Du gepflanzt.
Die Du liebend erzogst, siehe! sie grünen Dir,
Deine Bäume, wie sonst, breiten ums Haus den
Arm,
Voll von dankenden Gaben;
Sicher stehen die Stämme schon.
Und am Hügel hinab, wo Du den sonnigen
Boden ihnen gebaut, neigen und schwingen sich
Deine freudigen Reden,
Trunken, purpurner Trauben voll.
Doch es wandte ſich bald. Sicherer, denn er war,
Iſt er, herrlicher iſt unter den Seinigen
Nun der Zweifachgeliebte,
Und ihm gehet ſein Tagewerk.
Stiller Vater! auch Du lebteſt und liebteſt ſo;
Darum wohneſt Du nun, als ein Unſterblicher,
Bei den Kindern, und Segen,
Wie aus Wolken des Himmels, koͤmmt
Oefters uͤber das Haus, ruhiger Mann! von Dir,
Und es mehrt ſich, es reift, edler von Jahr zu Jahr,
In beſcheidenem Gluͤcke,
Was mit Hoffnungen Du gepflanzt.
Die Du liebend erzogſt, ſiehe! ſie gruͤnen Dir,
Deine Baͤume, wie ſonſt, breiten ums Haus den
Arm,
Voll von dankenden Gaben;
Sicher ſtehen die Staͤmme ſchon.
Und am Huͤgel hinab, wo Du den ſonnigen
Boden ihnen gebaut, neigen und ſchwingen ſich
Deine freudigen Reden,
Trunken, purpurner Trauben voll.
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[24/0032] Doch es wandte ſich bald. Sicherer, denn er war, Iſt er, herrlicher iſt unter den Seinigen Nun der Zweifachgeliebte, Und ihm gehet ſein Tagewerk. Stiller Vater! auch Du lebteſt und liebteſt ſo; Darum wohneſt Du nun, als ein Unſterblicher, Bei den Kindern, und Segen, Wie aus Wolken des Himmels, koͤmmt Oefters uͤber das Haus, ruhiger Mann! von Dir, Und es mehrt ſich, es reift, edler von Jahr zu Jahr, In beſcheidenem Gluͤcke, Was mit Hoffnungen Du gepflanzt. Die Du liebend erzogſt, ſiehe! ſie gruͤnen Dir, Deine Baͤume, wie ſonſt, breiten ums Haus den Arm, Voll von dankenden Gaben; Sicher ſtehen die Staͤmme ſchon. Und am Huͤgel hinab, wo Du den ſonnigen Boden ihnen gebaut, neigen und ſchwingen ſich Deine freudigen Reden, Trunken, purpurner Trauben voll.

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/32>, abgerufen am 21.11.2024.