tend. -- Er fuhr auf, er sah mich ganz ver¬ wundert an, doch schien er sich bald auf mei¬ ne Erscheinung, wie auf etwas ihm schon bekanntes zu besinnen, indem er sprach: "Ach gewiß sind Sie es, ehrwürdiger Herr! dessen Ankunft uns die Frau Baronesse zum Trost der in Trauer versunkenen Familie, schon vor einiger Zeit ankündigte?" -- Ich bejahte das, Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit über, die Ihm eigenthümlich zu seyn schien, wir durchwanderten den schönen Park, und kamen endlich in ein dem Schlosse ganz nah¬ gelegenes Boskett, vor dem sich eine herrli¬ che Aussicht ins Gebürge öffnete. Auf sei¬ nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem Portal des Schlosses trat, herbei, und bald wurde uns ein gar stattliches Frühstück auf¬ getragen. Während, daß wir die gefüllten Gläser anstießen, schien es mir, als betrachte mich Reinhold immer aufmerksamer, ja, als suche er mit Mühe eine halb erloschene Er¬ innerung aufzufrischen. Endlich brach er
tend. — Er fuhr auf, er ſah mich ganz ver¬ wundert an, doch ſchien er ſich bald auf mei¬ ne Erſcheinung, wie auf etwas ihm ſchon bekanntes zu beſinnen, indem er ſprach: „Ach gewiß ſind Sie es, ehrwuͤrdiger Herr! deſſen Ankunft uns die Frau Baroneſſe zum Troſt der in Trauer verſunkenen Familie, ſchon vor einiger Zeit ankuͤndigte?“ — Ich bejahte das, Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit uͤber, die Ihm eigenthuͤmlich zu ſeyn ſchien, wir durchwanderten den ſchoͤnen Park, und kamen endlich in ein dem Schloſſe ganz nah¬ gelegenes Boskett, vor dem ſich eine herrli¬ che Ausſicht ins Gebuͤrge oͤffnete. Auf ſei¬ nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem Portal des Schloſſes trat, herbei, und bald wurde uns ein gar ſtattliches Fruͤhſtuͤck auf¬ getragen. Waͤhrend, daß wir die gefuͤllten Glaͤſer anſtießen, ſchien es mir, als betrachte mich Reinhold immer aufmerkſamer, ja, als ſuche er mit Muͤhe eine halb erloſchene Er¬ innerung aufzufriſchen. Endlich brach er
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tend. — Er fuhr auf, er ſah mich ganz ver¬
wundert an, doch ſchien er ſich bald auf mei¬
ne Erſcheinung, wie auf etwas ihm ſchon
bekanntes zu beſinnen, indem er ſprach: „Ach
gewiß ſind Sie es, ehrwuͤrdiger Herr! deſſen
Ankunft uns die Frau Baroneſſe zum Troſt
der in Trauer verſunkenen Familie, ſchon vor
einiger Zeit ankuͤndigte?“ — Ich bejahte das,
Reinhold ging bald ganz in die Heiterkeit
uͤber, die Ihm eigenthuͤmlich zu ſeyn ſchien,
wir durchwanderten den ſchoͤnen Park, und
kamen endlich in ein dem Schloſſe ganz nah¬
gelegenes Boskett, vor dem ſich eine herrli¬
che Ausſicht ins Gebuͤrge oͤffnete. Auf ſei¬
nen Ruf eilte der Bediente, der eben aus dem
Portal des Schloſſes trat, herbei, und bald
wurde uns ein gar ſtattliches Fruͤhſtuͤck auf¬
getragen. Waͤhrend, daß wir die gefuͤllten
Glaͤſer anſtießen, ſchien es mir, als betrachte
mich Reinhold immer aufmerkſamer, ja, als
ſuche er mit Muͤhe eine halb erloſchene Er¬
innerung aufzufriſchen. Endlich brach er
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/127>, abgerufen am 23.11.2024.
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