im Gebürge in Besitz nahm, Intendant die¬ ser Güter. -- Ich blieb sein innigster Freund und Bruder, und als solcher eingeweiht in die geheimsten Angelegenheiten seines Hauses. Sein Vater hatte seine Verbindung mit ei¬ ner ihm befreundeten Familie, durch eine Heirath gewünscht, und um so freudiger er¬ füllte er diesen Willen, als er in der ihm bestimmten Braut ein herrliches, von der Natur reich ausgestattetes Wesen fand, zu dem er sich unwiderstehlich hingezogen fühlte. Selten kam wohl der Wille der Väter so vollkommen mit dem Geschick überein, das die Kinder in allen nur möglichen Beziehun¬ gen für einander bestimmt zu haben schien. Hermogen und Aurelie waren die Frucht der glücklichen Ehe. Mehrentheils brachten wir den Winter in der benachbarten Hauptstadt zu, als aber bald nach Aureliens Geburt die Baronesse zu kränkeln anfing, blieben wir auch den Sommer über in der Stadt, da sie unausgesetzt des Beistandes geschickter Aerzte
im Gebuͤrge in Beſitz nahm, Intendant die¬ ſer Guͤter. — Ich blieb ſein innigſter Freund und Bruder, und als ſolcher eingeweiht in die geheimſten Angelegenheiten ſeines Hauſes. Sein Vater hatte ſeine Verbindung mit ei¬ ner ihm befreundeten Familie, durch eine Heirath gewuͤnſcht, und um ſo freudiger er¬ fuͤllte er dieſen Willen, als er in der ihm beſtimmten Braut ein herrliches, von der Natur reich ausgeſtattetes Weſen fand, zu dem er ſich unwiderſtehlich hingezogen fuͤhlte. Selten kam wohl der Wille der Vaͤter ſo vollkommen mit dem Geſchick uͤberein, das die Kinder in allen nur moͤglichen Beziehun¬ gen fuͤr einander beſtimmt zu haben ſchien. Hermogen und Aurelie waren die Frucht der gluͤcklichen Ehe. Mehrentheils brachten wir den Winter in der benachbarten Hauptſtadt zu, als aber bald nach Aureliens Geburt die Baroneſſe zu kraͤnkeln anfing, blieben wir auch den Sommer uͤber in der Stadt, da ſie unausgeſetzt des Beiſtandes geſchickter Aerzte
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im Gebuͤrge in Beſitz nahm, Intendant die¬
ſer Guͤter. — Ich blieb ſein innigſter Freund
und Bruder, und als ſolcher eingeweiht in
die geheimſten Angelegenheiten ſeines Hauſes.
Sein Vater hatte ſeine Verbindung mit ei¬
ner ihm befreundeten Familie, durch eine
Heirath gewuͤnſcht, und um ſo freudiger er¬
fuͤllte er dieſen Willen, als er in der ihm
beſtimmten Braut ein herrliches, von der
Natur reich ausgeſtattetes Weſen fand, zu
dem er ſich unwiderſtehlich hingezogen fuͤhlte.
Selten kam wohl der Wille der Vaͤter ſo
vollkommen mit dem Geſchick uͤberein, das
die Kinder in allen nur moͤglichen Beziehun¬
gen fuͤr einander beſtimmt zu haben ſchien.
Hermogen und Aurelie waren die Frucht der
gluͤcklichen Ehe. Mehrentheils brachten wir
den Winter in der benachbarten Hauptſtadt
zu, als aber bald nach Aureliens Geburt die
Baroneſſe zu kraͤnkeln anfing, blieben wir
auch den Sommer uͤber in der Stadt, da ſie
unausgeſetzt des Beiſtandes geſchickter Aerzte
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/131>, abgerufen am 23.11.2024.
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