Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht um sie bemühte, in dieser Art an¬
blickte, machte es mir gewiß, daß Manches
hinter der schönen Maske verborgen, was
wohl Niemand ahne. Ich konnte dem unge¬
messenen Lob des Barons freilich nichts ent¬
gegensetzen, als meine physiognomischen Be¬
merkungen, die er nicht im mindesten gelten
ließ, vielmehr in meinem innerlichen Abscheu
gegen Euphemien nur eine höchst merkwür¬
dige Idiosynkrasie fand. Er vertraute mir,
daß Euphemie wahrscheinlich in die Familie
treten werde, da er alles anwenden wolle,
sie künftig mit Hermogen zu verbinden. Die¬
ser trat, als wir so eben recht ernstlich über
die Angelegenheit sprachen, und ich alle nur
mögliche Gründe hervorsuchte, meine Mei¬
nung über Euphemien zu rechtfertigen, ins
Zimmer, und der Baron, gewohnt in Allem
schnell und offen zu handeln, machte ihn au¬
genblicklich mit seinen Plänen und Wünschen
Rücksichts Euphemiens bekannt. Hermogen
hörte alles ruhig an, was der Baron dar¬

nicht um ſie bemuͤhte, in dieſer Art an¬
blickte, machte es mir gewiß, daß Manches
hinter der ſchoͤnen Maske verborgen, was
wohl Niemand ahne. Ich konnte dem unge¬
meſſenen Lob des Barons freilich nichts ent¬
gegenſetzen, als meine phyſiognomiſchen Be¬
merkungen, die er nicht im mindeſten gelten
ließ, vielmehr in meinem innerlichen Abſcheu
gegen Euphemien nur eine hoͤchſt merkwuͤr¬
dige Idioſynkraſie fand. Er vertraute mir,
daß Euphemie wahrſcheinlich in die Familie
treten werde, da er alles anwenden wolle,
ſie kuͤnftig mit Hermogen zu verbinden. Die¬
ſer trat, als wir ſo eben recht ernſtlich uͤber
die Angelegenheit ſprachen, und ich alle nur
moͤgliche Gruͤnde hervorſuchte, meine Mei¬
nung uͤber Euphemien zu rechtfertigen, ins
Zimmer, und der Baron, gewohnt in Allem
ſchnell und offen zu handeln, machte ihn au¬
genblicklich mit ſeinen Plaͤnen und Wuͤnſchen
Ruͤckſichts Euphemiens bekannt. Hermogen
hoͤrte alles ruhig an, was der Baron dar¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0137" n="121"/>
nicht um &#x017F;ie bemu&#x0364;hte, in die&#x017F;er Art an¬<lb/>
blickte, machte es mir gewiß, daß Manches<lb/>
hinter der &#x017F;cho&#x0364;nen Maske verborgen, was<lb/>
wohl Niemand ahne. Ich konnte dem unge¬<lb/>
me&#x017F;&#x017F;enen Lob des Barons freilich nichts ent¬<lb/>
gegen&#x017F;etzen, als meine phy&#x017F;iognomi&#x017F;chen Be¬<lb/>
merkungen, die er nicht im minde&#x017F;ten gelten<lb/>
ließ, vielmehr in meinem innerlichen Ab&#x017F;cheu<lb/>
gegen Euphemien nur eine ho&#x0364;ch&#x017F;t merkwu&#x0364;<lb/>
dige Idio&#x017F;ynkra&#x017F;ie fand. Er vertraute mir,<lb/>
daß Euphemie wahr&#x017F;cheinlich in die Familie<lb/>
treten werde, da er alles anwenden wolle,<lb/>
&#x017F;ie ku&#x0364;nftig mit Hermogen zu verbinden. Die¬<lb/>
&#x017F;er trat, als wir &#x017F;o eben recht ern&#x017F;tlich u&#x0364;ber<lb/>
die Angelegenheit &#x017F;prachen, und ich alle nur<lb/>
mo&#x0364;gliche Gru&#x0364;nde hervor&#x017F;uchte, meine Mei¬<lb/>
nung u&#x0364;ber Euphemien zu rechtfertigen, ins<lb/>
Zimmer, und der Baron, gewohnt in Allem<lb/>
&#x017F;chnell und offen zu handeln, machte ihn au¬<lb/>
genblicklich mit &#x017F;einen Pla&#x0364;nen und Wu&#x0364;n&#x017F;chen<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;ichts Euphemiens bekannt. Hermogen<lb/>
ho&#x0364;rte alles ruhig an, was der Baron dar¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0137] nicht um ſie bemuͤhte, in dieſer Art an¬ blickte, machte es mir gewiß, daß Manches hinter der ſchoͤnen Maske verborgen, was wohl Niemand ahne. Ich konnte dem unge¬ meſſenen Lob des Barons freilich nichts ent¬ gegenſetzen, als meine phyſiognomiſchen Be¬ merkungen, die er nicht im mindeſten gelten ließ, vielmehr in meinem innerlichen Abſcheu gegen Euphemien nur eine hoͤchſt merkwuͤr¬ dige Idioſynkraſie fand. Er vertraute mir, daß Euphemie wahrſcheinlich in die Familie treten werde, da er alles anwenden wolle, ſie kuͤnftig mit Hermogen zu verbinden. Die¬ ſer trat, als wir ſo eben recht ernſtlich uͤber die Angelegenheit ſprachen, und ich alle nur moͤgliche Gruͤnde hervorſuchte, meine Mei¬ nung uͤber Euphemien zu rechtfertigen, ins Zimmer, und der Baron, gewohnt in Allem ſchnell und offen zu handeln, machte ihn au¬ genblicklich mit ſeinen Plaͤnen und Wuͤnſchen Ruͤckſichts Euphemiens bekannt. Hermogen hoͤrte alles ruhig an, was der Baron dar¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/137
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/137>, abgerufen am 23.11.2024.