über und zum Lobe Euphemiens mit dem größten Enthusiasmus sprach. Als die Lob¬ rede geendet, antwortete er, wie er sich auch nicht im mindesten von Euphemien angezo¬ gen fühle, sie niemals lieben könne, und da¬ her recht herzlich bitte, den Plan jeder nä¬ heren Verbindung mit ihr aufzugeben. Der Baron war nicht wenig bestürzt, seinen Lieb¬ lingsplan so beim ersten Schritt zertrümmert zu sehen, indessen war er um so weniger bemüht, noch mehr in Hermogen zu drin¬ gen, als er nicht einmahl Euphemiens Ge¬ sinnungen hierüber wußte. Mit der ihm eig¬ nen Heiterkeit und Gemüthlichkeit, scherzte er bald über sein unglückliches Bemühen, und meinte, daß Hermogen mit mir vielleicht die Idiosynkrasie theile, obgleich er nicht be¬ greife, wie in einem schönen interessanten Weibe solch ein zurückschreckendes Prinzip wohnen könne. Sein Verhältniß mit Eu¬ phemien blieb natürlicherweise dasselbe; er hatte sich so an sie gewöhnt, daß er keinen
uͤber und zum Lobe Euphemiens mit dem groͤßten Enthuſiasmus ſprach. Als die Lob¬ rede geendet, antwortete er, wie er ſich auch nicht im mindeſten von Euphemien angezo¬ gen fuͤhle, ſie niemals lieben koͤnne, und da¬ her recht herzlich bitte, den Plan jeder naͤ¬ heren Verbindung mit ihr aufzugeben. Der Baron war nicht wenig beſtuͤrzt, ſeinen Lieb¬ lingsplan ſo beim erſten Schritt zertruͤmmert zu ſehen, indeſſen war er um ſo weniger bemuͤht, noch mehr in Hermogen zu drin¬ gen, als er nicht einmahl Euphemiens Ge¬ ſinnungen hieruͤber wußte. Mit der ihm eig¬ nen Heiterkeit und Gemuͤthlichkeit, ſcherzte er bald uͤber ſein ungluͤckliches Bemuͤhen, und meinte, daß Hermogen mit mir vielleicht die Idioſynkraſie theile, obgleich er nicht be¬ greife, wie in einem ſchoͤnen intereſſanten Weibe ſolch ein zuruͤckſchreckendes Prinzip wohnen koͤnne. Sein Verhaͤltniß mit Eu¬ phemien blieb natuͤrlicherweiſe daſſelbe; er hatte ſich ſo an ſie gewoͤhnt, daß er keinen
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uͤber und zum Lobe Euphemiens mit dem
groͤßten Enthuſiasmus ſprach. Als die Lob¬
rede geendet, antwortete er, wie er ſich auch
nicht im mindeſten von Euphemien angezo¬
gen fuͤhle, ſie niemals lieben koͤnne, und da¬
her recht herzlich bitte, den Plan jeder naͤ¬
heren Verbindung mit ihr aufzugeben. Der
Baron war nicht wenig beſtuͤrzt, ſeinen Lieb¬
lingsplan ſo beim erſten Schritt zertruͤmmert
zu ſehen, indeſſen war er um ſo weniger
bemuͤht, noch mehr in Hermogen zu drin¬
gen, als er nicht einmahl Euphemiens Ge¬
ſinnungen hieruͤber wußte. Mit der ihm eig¬
nen Heiterkeit und Gemuͤthlichkeit, ſcherzte er
bald uͤber ſein ungluͤckliches Bemuͤhen, und
meinte, daß Hermogen mit mir vielleicht die
Idioſynkraſie theile, obgleich er nicht be¬
greife, wie in einem ſchoͤnen intereſſanten
Weibe ſolch ein zuruͤckſchreckendes Prinzip
wohnen koͤnne. Sein Verhaͤltniß mit Eu¬
phemien blieb natuͤrlicherweiſe daſſelbe; er
hatte ſich ſo an ſie gewoͤhnt, daß er keinen
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/138>, abgerufen am 23.11.2024.
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