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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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"Der Schnee lag noch auf den Bergen,
als wir im vergangenen Frühling hier ein¬
zogen, demunerachtet machte ich manchen
Spaziergang in die Berge hinein; im näch¬
sten Dorfe begegne ich einem Bauer, der in
Gang und Stellung etwas fremdartiges hat,
als er den Kopf umwendet, erkenne ich den
Grafen Viktorin, aber in demselben Augen¬
blick verschwindet er hinter den Häusern und
ist nicht mehr zu finden. -- Was konnte ihn
anders zu der Verkleidung vermocht haben,
als das Verständniß mit der Baronesse! --
Eben jetzt weiß ich gewiß, daß er sich wie¬
der hier befindet, ich habe seinen Jäger vor¬
über reiten gesehn, unerachtet es mir unbe¬
greiflich ist, daß er die Baronesse nicht in
der Stadt aufgesucht haben sollte! -- Vor
drei Monaten begab es sich, daß der Gou¬
verneur heftig erkrankte und Euphemien zu
sehen wünschte, sie reiste mit Aurelien augen¬
blicklich dahin, und nur eine Unpäßlichkeit
hielt den Baron ab, sie zu begleiten. Nun

I. [ 9 ]

„Der Schnee lag noch auf den Bergen,
als wir im vergangenen Fruͤhling hier ein¬
zogen, demunerachtet machte ich manchen
Spaziergang in die Berge hinein; im naͤch¬
ſten Dorfe begegne ich einem Bauer, der in
Gang und Stellung etwas fremdartiges hat,
als er den Kopf umwendet, erkenne ich den
Grafen Viktorin, aber in demſelben Augen¬
blick verſchwindet er hinter den Haͤuſern und
iſt nicht mehr zu finden. — Was konnte ihn
anders zu der Verkleidung vermocht haben,
als das Verſtaͤndniß mit der Baroneſſe! —
Eben jetzt weiß ich gewiß, daß er ſich wie¬
der hier befindet, ich habe ſeinen Jaͤger vor¬
uͤber reiten geſehn, unerachtet es mir unbe¬
greiflich iſt, daß er die Baroneſſe nicht in
der Stadt aufgeſucht haben ſollte! — Vor
drei Monaten begab es ſich, daß der Gou¬
verneur heftig erkrankte und Euphemien zu
ſehen wuͤnſchte, ſie reiſte mit Aurelien augen¬
blicklich dahin, und nur eine Unpaͤßlichkeit
hielt den Baron ab, ſie zu begleiten. Nun

I. [ 9 ]
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[129/0145] „Der Schnee lag noch auf den Bergen, als wir im vergangenen Fruͤhling hier ein¬ zogen, demunerachtet machte ich manchen Spaziergang in die Berge hinein; im naͤch¬ ſten Dorfe begegne ich einem Bauer, der in Gang und Stellung etwas fremdartiges hat, als er den Kopf umwendet, erkenne ich den Grafen Viktorin, aber in demſelben Augen¬ blick verſchwindet er hinter den Haͤuſern und iſt nicht mehr zu finden. — Was konnte ihn anders zu der Verkleidung vermocht haben, als das Verſtaͤndniß mit der Baroneſſe! — Eben jetzt weiß ich gewiß, daß er ſich wie¬ der hier befindet, ich habe ſeinen Jaͤger vor¬ uͤber reiten geſehn, unerachtet es mir unbe¬ greiflich iſt, daß er die Baroneſſe nicht in der Stadt aufgeſucht haben ſollte! — Vor drei Monaten begab es ſich, daß der Gou¬ verneur heftig erkrankte und Euphemien zu ſehen wuͤnſchte, ſie reiſte mit Aurelien augen¬ blicklich dahin, und nur eine Unpaͤßlichkeit hielt den Baron ab, ſie zu begleiten. Nun I. [ 9 ]

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/145>, abgerufen am 23.11.2024.