heren Willen schmiegendes Mittel erscheint, dem Zweck zu dienen, den er sich als den höchsten, im Leben zu erringenden, gesetzt. -- Giebt es etwas höheres als das Leben im Leben zu beherrschen, alle seine Erscheinun¬ gen, seine reichen Genüsse wie im mächtigen Zauber zu bannen, nach der Willkühr, die dem Herrscher verstattet? -- Du, Viktorin, gehörtest von je her zu den wenigen, die mich ganz verstanden, auch Du hattest Dir den Standpunkt über dein Selbst gestellt, und ich verschmähte es daher nicht, Dich wie den königlichen Gemahl auf meinen Thron im höheren Reiche zu erheben. Das Ge¬ heimniß erhöhte den Reiz dieses Bundes, und unsere scheinbare Trennung diente nur dazu, unserer fantastischen Laune Raum zu geben, die wie zu unserer Ergößlichkeit mit den untergeordneten Verhältnissen des ge¬ meinen Alltagslebens spielte. Ist nicht un¬ ser jetziges Beisammenseyn das kühnste Wag¬ stück, das, im höheren Geiste gedacht, der
heren Willen ſchmiegendes Mittel erſcheint, dem Zweck zu dienen, den er ſich als den hoͤchſten, im Leben zu erringenden, geſetzt. — Giebt es etwas hoͤheres als das Leben im Leben zu beherrſchen, alle ſeine Erſcheinun¬ gen, ſeine reichen Genuͤſſe wie im maͤchtigen Zauber zu bannen, nach der Willkuͤhr, die dem Herrſcher verſtattet? — Du, Viktorin, gehoͤrteſt von je her zu den wenigen, die mich ganz verſtanden, auch Du hatteſt Dir den Standpunkt uͤber dein Selbſt geſtellt, und ich verſchmaͤhte es daher nicht, Dich wie den koͤniglichen Gemahl auf meinen Thron im hoͤheren Reiche zu erheben. Das Ge¬ heimniß erhoͤhte den Reiz dieſes Bundes, und unſere ſcheinbare Trennung diente nur dazu, unſerer fantaſtiſchen Laune Raum zu geben, die wie zu unſerer Ergoͤßlichkeit mit den untergeordneten Verhaͤltniſſen des ge¬ meinen Alltagslebens ſpielte. Iſt nicht un¬ ſer jetziges Beiſammenſeyn das kuͤhnſte Wag¬ ſtuͤck, das, im hoͤheren Geiſte gedacht, der
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heren Willen ſchmiegendes Mittel erſcheint,
dem Zweck zu dienen, den er ſich als den
hoͤchſten, im Leben zu erringenden, geſetzt. —
Giebt es etwas hoͤheres als das Leben im
Leben zu beherrſchen, alle ſeine Erſcheinun¬
gen, ſeine reichen Genuͤſſe wie im maͤchtigen
Zauber zu bannen, nach der Willkuͤhr, die
dem Herrſcher verſtattet? — Du, Viktorin,
gehoͤrteſt von je her zu den wenigen, die
mich ganz verſtanden, auch Du hatteſt Dir
den Standpunkt uͤber dein Selbſt geſtellt,
und ich verſchmaͤhte es daher nicht, Dich wie
den koͤniglichen Gemahl auf meinen Thron
im hoͤheren Reiche zu erheben. Das Ge¬
heimniß erhoͤhte den Reiz dieſes Bundes,
und unſere ſcheinbare Trennung diente nur
dazu, unſerer fantaſtiſchen Laune Raum zu
geben, die wie zu unſerer Ergoͤßlichkeit mit
den untergeordneten Verhaͤltniſſen des ge¬
meinen Alltagslebens ſpielte. Iſt nicht un¬
ſer jetziges Beiſammenſeyn das kuͤhnſte Wag¬
ſtuͤck, das, im hoͤheren Geiſte gedacht, der
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/166>, abgerufen am 17.02.2025.
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