Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens zu treiben wähnte, war sie hingege¬
ben dem Zufall oder dem bösen Verhängniß,
das meine Hand leitete. Es war nur mei¬
ne
Kraft, entflammt von geheimnißvollen
Mächten, die sie zwingen konnte im Wahn,
den für den Freund und Bundesbruder zu
halten, der, nur ihr zum Verderben die äu¬
ßere zufällige Bildung jenes Freundes tra¬
gend, sie wie die feindliche Macht selbst um¬
krallte, so daß keine Freiheit mehr möglich.
Euphemie wurde mir in ihrem eitlen selbst¬
süchtigen Wahn verächtlich, und das Ver¬
hältniß mit ihr um so widriger, als Aurelie
in meinem Innern lebte, und nur sie die
Schuld meiner begangenen Sünden trug,
wenn ich das, was mir jetzt die höchste Spitze
alles irrdischen Genusses zu seyn schien, noch
für Sünde gehalten hätte. Ich beschloß von
der mir einwohnenden Macht den vollsten
Gebrauch zu machen, und so selbst den Zau¬
berstab zu ergreifen, um die Kreise zu be¬
schreiben, in denen sich all' die Erscheinun¬

gen

Lebens zu treiben waͤhnte, war ſie hingege¬
ben dem Zufall oder dem boͤſen Verhaͤngniß,
das meine Hand leitete. Es war nur mei¬
ne
Kraft, entflammt von geheimnißvollen
Maͤchten, die ſie zwingen konnte im Wahn,
den fuͤr den Freund und Bundesbruder zu
halten, der, nur ihr zum Verderben die aͤu¬
ßere zufaͤllige Bildung jenes Freundes tra¬
gend, ſie wie die feindliche Macht ſelbſt um¬
krallte, ſo daß keine Freiheit mehr moͤglich.
Euphemie wurde mir in ihrem eitlen ſelbſt¬
ſuͤchtigen Wahn veraͤchtlich, und das Ver¬
haͤltniß mit ihr um ſo widriger, als Aurelie
in meinem Innern lebte, und nur ſie die
Schuld meiner begangenen Suͤnden trug,
wenn ich das, was mir jetzt die hoͤchſte Spitze
alles irrdiſchen Genuſſes zu ſeyn ſchien, noch
fuͤr Suͤnde gehalten haͤtte. Ich beſchloß von
der mir einwohnenden Macht den vollſten
Gebrauch zu machen, und ſo ſelbſt den Zau¬
berſtab zu ergreifen, um die Kreiſe zu be¬
ſchreiben, in denen ſich all' die Erſcheinun¬

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0176" n="160"/>
Lebens zu treiben wa&#x0364;hnte, war &#x017F;ie hingege¬<lb/>
ben dem Zufall oder dem bo&#x0364;&#x017F;en Verha&#x0364;ngniß,<lb/>
das meine Hand leitete. Es war nur <hi rendition="#g">mei¬<lb/>
ne</hi> Kraft, entflammt von geheimnißvollen<lb/>
Ma&#x0364;chten, die &#x017F;ie zwingen konnte im Wahn,<lb/><hi rendition="#g">den</hi> fu&#x0364;r den Freund und Bundesbruder zu<lb/>
halten, der, nur ihr zum Verderben die a&#x0364;<lb/>
ßere zufa&#x0364;llige Bildung jenes Freundes tra¬<lb/>
gend, &#x017F;ie wie die feindliche Macht &#x017F;elb&#x017F;t um¬<lb/>
krallte, &#x017F;o daß keine Freiheit mehr mo&#x0364;glich.<lb/>
Euphemie wurde mir in ihrem eitlen &#x017F;elb&#x017F;<lb/>
&#x017F;u&#x0364;chtigen Wahn vera&#x0364;chtlich, und das Ver¬<lb/>
ha&#x0364;ltniß mit ihr um &#x017F;o widriger, als Aurelie<lb/>
in meinem Innern lebte, und nur <hi rendition="#g">&#x017F;ie</hi> die<lb/>
Schuld meiner begangenen Su&#x0364;nden trug,<lb/>
wenn ich das, was mir jetzt die ho&#x0364;ch&#x017F;te Spitze<lb/>
alles irrdi&#x017F;chen Genu&#x017F;&#x017F;es zu &#x017F;eyn &#x017F;chien, noch<lb/>
fu&#x0364;r Su&#x0364;nde gehalten ha&#x0364;tte. Ich be&#x017F;chloß von<lb/>
der mir einwohnenden Macht den voll&#x017F;ten<lb/>
Gebrauch zu machen, und <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> &#x017F;elb&#x017F;t den Zau¬<lb/>
ber&#x017F;tab zu ergreifen, um die Krei&#x017F;e zu be¬<lb/>
&#x017F;chreiben, in denen &#x017F;ich all' die Er&#x017F;cheinun¬<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0176] Lebens zu treiben waͤhnte, war ſie hingege¬ ben dem Zufall oder dem boͤſen Verhaͤngniß, das meine Hand leitete. Es war nur mei¬ ne Kraft, entflammt von geheimnißvollen Maͤchten, die ſie zwingen konnte im Wahn, den fuͤr den Freund und Bundesbruder zu halten, der, nur ihr zum Verderben die aͤu¬ ßere zufaͤllige Bildung jenes Freundes tra¬ gend, ſie wie die feindliche Macht ſelbſt um¬ krallte, ſo daß keine Freiheit mehr moͤglich. Euphemie wurde mir in ihrem eitlen ſelbſt¬ ſuͤchtigen Wahn veraͤchtlich, und das Ver¬ haͤltniß mit ihr um ſo widriger, als Aurelie in meinem Innern lebte, und nur ſie die Schuld meiner begangenen Suͤnden trug, wenn ich das, was mir jetzt die hoͤchſte Spitze alles irrdiſchen Genuſſes zu ſeyn ſchien, noch fuͤr Suͤnde gehalten haͤtte. Ich beſchloß von der mir einwohnenden Macht den vollſten Gebrauch zu machen, und ſo ſelbſt den Zau¬ berſtab zu ergreifen, um die Kreiſe zu be¬ ſchreiben, in denen ſich all' die Erſcheinun¬ gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/176
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/176>, abgerufen am 18.05.2024.