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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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und wirkt und arbeitet. -- Ha es ist was
göttliches um die Kunst, denn die Kunst, mein
Herr, ist eigentlich nicht sowohl die Kunst
von der man so viel spricht, sondern sie ent¬
steht vielmehr erst aus dem Allen, was man
die Kunst heißt! -- Sie verstehen mich, mein
Herr, denn Sie scheinen mir ein denkender
Kopf, wie ich aus dem Löckchen schließe, das
sich rechter Hand über Dero verehrte Stirn
gelegt." -- Ich versicherte, daß ich ihn voll¬
kommen verstände, und indem mich die ganz
originelle Narrheit des Kleinen höchlich er¬
götzte, beschloß ich, seine gerühmte Kunst in
Anspruch nehmend, seinen Eifer, seinen Pa¬
thos nicht im mindesten zu unterbrechen.
"Was gedenken Sie denn, sagte ich, aus
meinen verworrenen Haaren herauszubrin¬
gen?" -- "Alles was Sie wollen, erwiederte
der Kleine: soll Pietro Belcampo des Künst¬
lers Rath aber etwas vermögen, so lassen
Sie mich erst in den gehörigen Weiten, Brei¬
ten und Längen, Ihr werthes Haupt, Ihre

und wirkt und arbeitet. — Ha es iſt was
goͤttliches um die Kunſt, denn die Kunſt, mein
Herr, iſt eigentlich nicht ſowohl die Kunſt
von der man ſo viel ſpricht, ſondern ſie ent¬
ſteht vielmehr erſt aus dem Allen, was man
die Kunſt heißt! — Sie verſtehen mich, mein
Herr, denn Sie ſcheinen mir ein denkender
Kopf, wie ich aus dem Loͤckchen ſchließe, das
ſich rechter Hand uͤber Dero verehrte Stirn
gelegt.“ — Ich verſicherte, daß ich ihn voll¬
kommen verſtaͤnde, und indem mich die ganz
originelle Narrheit des Kleinen hoͤchlich er¬
goͤtzte, beſchloß ich, ſeine geruͤhmte Kunſt in
Anſpruch nehmend, ſeinen Eifer, ſeinen Pa¬
thos nicht im mindeſten zu unterbrechen.
„Was gedenken Sie denn, ſagte ich, aus
meinen verworrenen Haaren herauszubrin¬
gen?“ — „Alles was Sie wollen, erwiederte
der Kleine: ſoll Pietro Belcampo des Kuͤnſt¬
lers Rath aber etwas vermoͤgen, ſo laſſen
Sie mich erſt in den gehoͤrigen Weiten, Brei¬
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[204/0220] und wirkt und arbeitet. — Ha es iſt was goͤttliches um die Kunſt, denn die Kunſt, mein Herr, iſt eigentlich nicht ſowohl die Kunſt von der man ſo viel ſpricht, ſondern ſie ent¬ ſteht vielmehr erſt aus dem Allen, was man die Kunſt heißt! — Sie verſtehen mich, mein Herr, denn Sie ſcheinen mir ein denkender Kopf, wie ich aus dem Loͤckchen ſchließe, das ſich rechter Hand uͤber Dero verehrte Stirn gelegt.“ — Ich verſicherte, daß ich ihn voll¬ kommen verſtaͤnde, und indem mich die ganz originelle Narrheit des Kleinen hoͤchlich er¬ goͤtzte, beſchloß ich, ſeine geruͤhmte Kunſt in Anſpruch nehmend, ſeinen Eifer, ſeinen Pa¬ thos nicht im mindeſten zu unterbrechen. „Was gedenken Sie denn, ſagte ich, aus meinen verworrenen Haaren herauszubrin¬ gen?“ — „Alles was Sie wollen, erwiederte der Kleine: ſoll Pietro Belcampo des Kuͤnſt¬ lers Rath aber etwas vermoͤgen, ſo laſſen Sie mich erſt in den gehoͤrigen Weiten, Brei¬ ten und Laͤngen, Ihr werthes Haupt, Ihre

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/220>, abgerufen am 24.11.2024.