Mühe gab, den gewissen mönchischen An¬ stand, den keiner ganz abzulegen vermag, ist es auch noch so lange her, daß er das Klo¬ ster verlassen, zu verbergen. Der Kleine betrachtete mich aufmerksam, dann aber fing er an, um mich her zu trippeln, er seufzte und ächzte, er zog sein Schnupftuch hervor und wischte sich die Schweißtropfen von der Stirne. Endlich stand er still, und ich frug ihn, ob er nun mit sich einig worden, wie er mein Haar behandeln müsse. Da seufzte er und sprach: "Ach, mein Herr! was ist denn das? -- Sie haben sich nicht Ihrem na¬ türlichen Wesen überlassen, es war ein Zwang in dieser Bewegung, ein Kampf streitender Na¬ turen. Noch ein paar Schritte, mein Herr!" -- Ich schlug es ihm rund ab, mich noch einmal zur Schau zu stellen, indem ich er¬ klärte, daß wenn er nun sich nicht entschlie¬ ßen könne, mein Haar zu verschneiden, ich darauf verzichten müsse, seine Kunst in An¬ spruch zu nehmen. "Begrabe Dich, Pietro,
Muͤhe gab, den gewiſſen moͤnchiſchen An¬ ſtand, den keiner ganz abzulegen vermag, iſt es auch noch ſo lange her, daß er das Klo¬ ſter verlaſſen, zu verbergen. Der Kleine betrachtete mich aufmerkſam, dann aber fing er an, um mich her zu trippeln, er ſeufzte und aͤchzte, er zog ſein Schnupftuch hervor und wiſchte ſich die Schweißtropfen von der Stirne. Endlich ſtand er ſtill, und ich frug ihn, ob er nun mit ſich einig worden, wie er mein Haar behandeln muͤſſe. Da ſeufzte er und ſprach: „Ach, mein Herr! was iſt denn das? — Sie haben ſich nicht Ihrem na¬ tuͤrlichen Weſen uͤberlaſſen, es war ein Zwang in dieſer Bewegung, ein Kampf ſtreitender Na¬ turen. Noch ein paar Schritte, mein Herr!“ — Ich ſchlug es ihm rund ab, mich noch einmal zur Schau zu ſtellen, indem ich er¬ klaͤrte, daß wenn er nun ſich nicht entſchlie¬ ßen koͤnne, mein Haar zu verſchneiden, ich darauf verzichten muͤſſe, ſeine Kunſt in An¬ ſpruch zu nehmen. „Begrabe Dich, Pietro,
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Muͤhe gab, den gewiſſen moͤnchiſchen An¬
ſtand, den keiner ganz abzulegen vermag, iſt
es auch noch ſo lange her, daß er das Klo¬
ſter verlaſſen, zu verbergen. Der Kleine
betrachtete mich aufmerkſam, dann aber fing
er an, um mich her zu trippeln, er ſeufzte
und aͤchzte, er zog ſein Schnupftuch hervor
und wiſchte ſich die Schweißtropfen von der
Stirne. Endlich ſtand er ſtill, und ich frug
ihn, ob er nun mit ſich einig worden, wie
er mein Haar behandeln muͤſſe. Da ſeufzte
er und ſprach: „Ach, mein Herr! was iſt
denn das? — Sie haben ſich nicht Ihrem na¬
tuͤrlichen Weſen uͤberlaſſen, es war ein Zwang
in dieſer Bewegung, ein Kampf ſtreitender Na¬
turen. Noch ein paar Schritte, mein Herr!“
— Ich ſchlug es ihm rund ab, mich noch
einmal zur Schau zu ſtellen, indem ich er¬
klaͤrte, daß wenn er nun ſich nicht entſchlie¬
ßen koͤnne, mein Haar zu verſchneiden, ich
darauf verzichten muͤſſe, ſeine Kunſt in An¬
ſpruch zu nehmen. „Begrabe Dich, Pietro,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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