würfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie, mein Herr, sagte der Kleine, das sind die Hauptingredienzien Ihres äußern Anstandes, und wenn Sie es wünschen, so will ich, Ihre Züge, Ihre Gestalt, Ihre Sinnesart beach¬ tend, etwas Caracalla, Abälard und Boccaz zusammengießen, und so in der Gluth, Form und Gestalt bildend, den wunderbaren antik¬ romantischen Bau ätherischer Locken und Löck¬ chen beginnen." -- Es lag so viel wahres in der Bemerkung des Kleinen, daß ich es für gerathen hielt, ihm zu gestehen, wie ich in der That geistlich gewesen, und schon die Tonsur erhalten, die ich jetzt so viel möglich zu verstecken wünsche.
Unter seltsamen Sprüngen, Grimassen und wunderlichen Reden, bearbeitete der Kleine mein Haar. Bald sah er finster und mürrisch aus, bald lächelte er, bald stand er in athletischer Stellung, bald erhob er sich auf den Fußspitzen, kurz es war mir kaum möglich, nicht noch mehr zu lachen,
als
wuͤrfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie, mein Herr, ſagte der Kleine, das ſind die Hauptingredienzien Ihres aͤußern Anſtandes, und wenn Sie es wuͤnſchen, ſo will ich, Ihre Zuͤge, Ihre Geſtalt, Ihre Sinnesart beach¬ tend, etwas Caracalla, Abaͤlard und Boccaz zuſammengießen, und ſo in der Gluth, Form und Geſtalt bildend, den wunderbaren antik¬ romantiſchen Bau aͤtheriſcher Locken und Loͤck¬ chen beginnen.“ — Es lag ſo viel wahres in der Bemerkung des Kleinen, daß ich es fuͤr gerathen hielt, ihm zu geſtehen, wie ich in der That geiſtlich geweſen, und ſchon die Tonſur erhalten, die ich jetzt ſo viel moͤglich zu verſtecken wuͤnſche.
Unter ſeltſamen Spruͤngen, Grimaſſen und wunderlichen Reden, bearbeitete der Kleine mein Haar. Bald ſah er finſter und muͤrriſch aus, bald laͤchelte er, bald ſtand er in athletiſcher Stellung, bald erhob er ſich auf den Fußſpitzen, kurz es war mir kaum moͤglich, nicht noch mehr zu lachen,
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wuͤrfe; beugt Euch vor mir! Sehen Sie,
mein Herr, ſagte der Kleine, das ſind die
Hauptingredienzien Ihres aͤußern Anſtandes,
und wenn Sie es wuͤnſchen, ſo will ich, Ihre
Zuͤge, Ihre Geſtalt, Ihre Sinnesart beach¬
tend, etwas Caracalla, Abaͤlard und Boccaz
zuſammengießen, und ſo in der Gluth, Form
und Geſtalt bildend, den wunderbaren antik¬
romantiſchen Bau aͤtheriſcher Locken und Loͤck¬
chen beginnen.“ — Es lag ſo viel wahres in
der Bemerkung des Kleinen, daß ich es fuͤr
gerathen hielt, ihm zu geſtehen, wie ich in
der That geiſtlich geweſen, und ſchon die
Tonſur erhalten, die ich jetzt ſo viel moͤglich
zu verſtecken wuͤnſche.
Unter ſeltſamen Spruͤngen, Grimaſſen
und wunderlichen Reden, bearbeitete der
Kleine mein Haar. Bald ſah er finſter und
muͤrriſch aus, bald laͤchelte er, bald ſtand
er in athletiſcher Stellung, bald erhob er
ſich auf den Fußſpitzen, kurz es war mir
kaum moͤglich, nicht noch mehr zu lachen,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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