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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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ständiger Mann, schnitt ihm aber plötzlich die
Rede ab, indem er ihn bei der Schulter faßte
und sprach: "Schönfeld! Du bist heute wie¬
der einmal recht im Zuge tolles Zeug zu
schwatzen; ich wette, daß dem Herrn schon
die Ohren wehe thun, von all' dem Unsinn,
den Du vorbringst." -- Belcampo ließ traurig
sein Haupt sinken, aber dann ergriff er schnell
den bestaubten Hut, und rief laut, indem er
zur Thüre hinaussprang: "so werd' ich pro¬
stituirt von meinen besten Freunden!" -- Da¬
mon sagte, indem er sich mir empfahl: "Es
ist ein Hasenfuß ganz eigner Art, dieser
Schönfeld! -- Das viele Lesen hat ihn halb
verrückt gemacht, aber sonst ein gutmüthiger
Mensch und in seinem Metier geschickt, wes¬
halb ich ihn leiden mag, denn leistet man
recht viel wenigstens in einer Sache, so
kann man sonst wohl etwas weniges über
die Schnur hauen." -- Als ich allein war,
fing ich vor dem großen Spiegel, der im
Zimmer aufgehängt war, eine förmliche Ue¬

ſtaͤndiger Mann, ſchnitt ihm aber ploͤtzlich die
Rede ab, indem er ihn bei der Schulter faßte
und ſprach: „Schoͤnfeld! Du biſt heute wie¬
der einmal recht im Zuge tolles Zeug zu
ſchwatzen; ich wette, daß dem Herrn ſchon
die Ohren wehe thun, von all' dem Unſinn,
den Du vorbringſt.“ — Belcampo ließ traurig
ſein Haupt ſinken, aber dann ergriff er ſchnell
den beſtaubten Hut, und rief laut, indem er
zur Thuͤre hinausſprang: „ſo werd' ich pro¬
ſtituirt von meinen beſten Freunden!“ — Da¬
mon ſagte, indem er ſich mir empfahl: „Es
iſt ein Haſenfuß ganz eigner Art, dieſer
Schoͤnfeld! — Das viele Leſen hat ihn halb
verruͤckt gemacht, aber ſonſt ein gutmuͤthiger
Menſch und in ſeinem Metier geſchickt, wes¬
halb ich ihn leiden mag, denn leiſtet man
recht viel wenigſtens in einer Sache, ſo
kann man ſonſt wohl etwas weniges uͤber
die Schnur hauen.“ — Als ich allein war,
fing ich vor dem großen Spiegel, der im
Zimmer aufgehaͤngt war, eine foͤrmliche Ue¬

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[215/0231] ſtaͤndiger Mann, ſchnitt ihm aber ploͤtzlich die Rede ab, indem er ihn bei der Schulter faßte und ſprach: „Schoͤnfeld! Du biſt heute wie¬ der einmal recht im Zuge tolles Zeug zu ſchwatzen; ich wette, daß dem Herrn ſchon die Ohren wehe thun, von all' dem Unſinn, den Du vorbringſt.“ — Belcampo ließ traurig ſein Haupt ſinken, aber dann ergriff er ſchnell den beſtaubten Hut, und rief laut, indem er zur Thuͤre hinausſprang: „ſo werd' ich pro¬ ſtituirt von meinen beſten Freunden!“ — Da¬ mon ſagte, indem er ſich mir empfahl: „Es iſt ein Haſenfuß ganz eigner Art, dieſer Schoͤnfeld! — Das viele Leſen hat ihn halb verruͤckt gemacht, aber ſonſt ein gutmuͤthiger Menſch und in ſeinem Metier geſchickt, wes¬ halb ich ihn leiden mag, denn leiſtet man recht viel wenigſtens in einer Sache, ſo kann man ſonſt wohl etwas weniges uͤber die Schnur hauen.“ — Als ich allein war, fing ich vor dem großen Spiegel, der im Zimmer aufgehaͤngt war, eine foͤrmliche Ue¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/231>, abgerufen am 24.11.2024.