Takt des Kostümkünstlers, wie ihn der Klei¬ ne preziös nannte, eingesehen, der in dem Sinn durchaus nicht aufzufallen, sondern un¬ bemerkt und doch beim Bemerktwerden ge¬ achtet, ohne Neugierde über Stand, Gewerbe u. s. w. zu erregen, zu wandeln, so richtig wählte. Es ist in der That schwer, sich so zu kleiden, daß der gewisse allgemeinere Cha¬ rakter des Anzuges irgend eine Vermuthung, man treibe dies oder jenes Gewerbe, nicht aufkommen läßt, ja daß Niemand daran denkt, darauf zu sinnen. Das Kostüm des Welt¬ bürgers wird wohl nur durch das Negative bedingt, und läuft ungefähr darauf hinaus, was man das gebildete Benehmen heißt, das auch mehr im Unterlassen, als im Thun liegt. -- Der kleine ergoß sich noch in al¬ lerlei sonderbaren grotesken Redensarten, ja da ihm vielleicht wenige so williges Ohr verliehen als ich, schien er überglücklich sein Licht recht leuchten lassen zu können. -- Da¬ mon, ein ernster, und wie mir schien ver¬
Takt des Koſtuͤmkuͤnſtlers, wie ihn der Klei¬ ne prezioͤs nannte, eingeſehen, der in dem Sinn durchaus nicht aufzufallen, ſondern un¬ bemerkt und doch beim Bemerktwerden ge¬ achtet, ohne Neugierde uͤber Stand, Gewerbe u. ſ. w. zu erregen, zu wandeln, ſo richtig waͤhlte. Es iſt in der That ſchwer, ſich ſo zu kleiden, daß der gewiſſe allgemeinere Cha¬ rakter des Anzuges irgend eine Vermuthung, man treibe dies oder jenes Gewerbe, nicht aufkommen laͤßt, ja daß Niemand daran denkt, darauf zu ſinnen. Das Koſtuͤm des Welt¬ buͤrgers wird wohl nur durch das Negative bedingt, und laͤuft ungefaͤhr darauf hinaus, was man das gebildete Benehmen heißt, das auch mehr im Unterlaſſen, als im Thun liegt. — Der kleine ergoß ſich noch in al¬ lerlei ſonderbaren grotesken Redensarten, ja da ihm vielleicht wenige ſo williges Ohr verliehen als ich, ſchien er uͤbergluͤcklich ſein Licht recht leuchten laſſen zu koͤnnen. — Da¬ mon, ein ernſter, und wie mir ſchien ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0230"n="214"/>
Takt des Koſtuͤmkuͤnſtlers, wie ihn der Klei¬<lb/>
ne prezioͤs nannte, eingeſehen, der in dem<lb/>
Sinn durchaus nicht aufzufallen, ſondern un¬<lb/>
bemerkt und doch beim Bemerktwerden ge¬<lb/>
achtet, ohne Neugierde uͤber Stand, Gewerbe<lb/>
u. ſ. w. zu erregen, zu wandeln, ſo richtig<lb/>
waͤhlte. Es iſt in der That ſchwer, ſich ſo<lb/>
zu kleiden, daß der gewiſſe allgemeinere Cha¬<lb/>
rakter des Anzuges irgend eine Vermuthung,<lb/>
man treibe dies oder jenes Gewerbe, nicht<lb/>
aufkommen laͤßt, ja daß Niemand daran denkt,<lb/>
darauf zu ſinnen. Das Koſtuͤm des Welt¬<lb/>
buͤrgers wird wohl nur durch das Negative<lb/>
bedingt, und laͤuft ungefaͤhr darauf hinaus,<lb/>
was man das gebildete Benehmen heißt, das<lb/>
auch mehr im Unterlaſſen, als im Thun<lb/>
liegt. — Der kleine ergoß ſich noch in al¬<lb/>
lerlei ſonderbaren grotesken Redensarten, ja<lb/>
da ihm vielleicht wenige ſo williges Ohr<lb/>
verliehen als ich, ſchien er uͤbergluͤcklich ſein<lb/>
Licht recht leuchten laſſen zu koͤnnen. — Da¬<lb/>
mon, ein ernſter, und wie mir ſchien ver¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[214/0230]
Takt des Koſtuͤmkuͤnſtlers, wie ihn der Klei¬
ne prezioͤs nannte, eingeſehen, der in dem
Sinn durchaus nicht aufzufallen, ſondern un¬
bemerkt und doch beim Bemerktwerden ge¬
achtet, ohne Neugierde uͤber Stand, Gewerbe
u. ſ. w. zu erregen, zu wandeln, ſo richtig
waͤhlte. Es iſt in der That ſchwer, ſich ſo
zu kleiden, daß der gewiſſe allgemeinere Cha¬
rakter des Anzuges irgend eine Vermuthung,
man treibe dies oder jenes Gewerbe, nicht
aufkommen laͤßt, ja daß Niemand daran denkt,
darauf zu ſinnen. Das Koſtuͤm des Welt¬
buͤrgers wird wohl nur durch das Negative
bedingt, und laͤuft ungefaͤhr darauf hinaus,
was man das gebildete Benehmen heißt, das
auch mehr im Unterlaſſen, als im Thun
liegt. — Der kleine ergoß ſich noch in al¬
lerlei ſonderbaren grotesken Redensarten, ja
da ihm vielleicht wenige ſo williges Ohr
verliehen als ich, ſchien er uͤbergluͤcklich ſein
Licht recht leuchten laſſen zu koͤnnen. — Da¬
mon, ein ernſter, und wie mir ſchien ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/230>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.