Gesellschafft versammelte. -- An einem Tisch im Nebenzimmer sah ich immer dieselben Personen, ihre Unterhaltung war lebhaft und geistreich. Es gelang mir, den Männern die einen geschlossenen Zirkel gebildet hatten, näher zu treten, indem ich erst in einer Ecke des Zimmers still und bescheiden meinen Wein trank, endlich irgend eine interessante littera¬ rische Notiz nach der sie vergebens suchten, mittheilte, und so einen Platz am Tische er¬ hielt, den sie mir um so lieber einräumten, als ihnen mein Vortrag, so wie meine man¬ nigfachen Kenntnisse, die ich, täglich mehr eindringend in all' die Zweige der Wissen¬ schafft, die mir bisher unbekannt bleiben mußten, erweiterte, zusagten. So erwarb ich mir eine Bekanntschafft, die mir wohl that, und, mich immer mehr und mehr an das Le¬ ben in der Welt gewöhnend, wurde meine Stimmung täglich unbefangener und heitrer; ich schliff all' die rauhen Ecken ab die mir von meiner vorigen Lebensweise übrig geblieben. --
Geſellſchafft verſammelte. — An einem Tiſch im Nebenzimmer ſah ich immer dieſelben Perſonen, ihre Unterhaltung war lebhaft und geiſtreich. Es gelang mir, den Maͤnnern die einen geſchloſſenen Zirkel gebildet hatten, naͤher zu treten, indem ich erſt in einer Ecke des Zimmers ſtill und beſcheiden meinen Wein trank, endlich irgend eine intereſſante littera¬ riſche Notiz nach der ſie vergebens ſuchten, mittheilte, und ſo einen Platz am Tiſche er¬ hielt, den ſie mir um ſo lieber einraͤumten, als ihnen mein Vortrag, ſo wie meine man¬ nigfachen Kenntniſſe, die ich, taͤglich mehr eindringend in all' die Zweige der Wiſſen¬ ſchafft, die mir bisher unbekannt bleiben mußten, erweiterte, zuſagten. So erwarb ich mir eine Bekanntſchafft, die mir wohl that, und, mich immer mehr und mehr an das Le¬ ben in der Welt gewoͤhnend, wurde meine Stimmung taͤglich unbefangener und heitrer; ich ſchliff all' die rauhen Ecken ab die mir von meiner vorigen Lebensweiſe uͤbrig geblieben. —
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Geſellſchafft verſammelte. — An einem Tiſch
im Nebenzimmer ſah ich immer dieſelben
Perſonen, ihre Unterhaltung war lebhaft
und geiſtreich. Es gelang mir, den Maͤnnern
die einen geſchloſſenen Zirkel gebildet hatten,
naͤher zu treten, indem ich erſt in einer Ecke
des Zimmers ſtill und beſcheiden meinen Wein
trank, endlich irgend eine intereſſante littera¬
riſche Notiz nach der ſie vergebens ſuchten,
mittheilte, und ſo einen Platz am Tiſche er¬
hielt, den ſie mir um ſo lieber einraͤumten,
als ihnen mein Vortrag, ſo wie meine man¬
nigfachen Kenntniſſe, die ich, taͤglich mehr
eindringend in all' die Zweige der Wiſſen¬
ſchafft, die mir bisher unbekannt bleiben
mußten, erweiterte, zuſagten. So erwarb
ich mir eine Bekanntſchafft, die mir wohl that,
und, mich immer mehr und mehr an das Le¬
ben in der Welt gewoͤhnend, wurde meine
Stimmung taͤglich unbefangener und heitrer;
ich ſchliff all' die rauhen Ecken ab die mir von
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/236>, abgerufen am 24.11.2024.
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