müths, ach es war, als schien sie Vergebung für den frevelnden frechen Sünder zu erfle¬ hen, der sich gewaltsam von ihrem Mutter¬ herzen losgerissen und dieser Sünder war ja ich selbst! Gefühle, die mir längst fremd wor¬ den, durchströmten meine Brust, eine unaus¬ sprechliche Sehnsucht riß mich fort, ich war wieder bei dem guten Pfarrer im Dorfe des Cisterzienserklosters, ein muntrer, unbefange¬ ner, froher Knabe, vor Lust jauchzend, weil der Bernardustag gekommen. Ich sah sie! -- Bist du recht fromm und gut gewesen Franziskus? frug sie mit der Stimme, deren vollen Klang die liebe dämpfte, daß sie weich und lieblich zu mir herübertönte. -- Bist du recht fromm und gut gewesen? Ach, was konnte ich ihr antworten? -- Frevel auf Frevel habe ich gehäuft, dem Bruch des Ge¬ lübdes folgte der Mord! -- Von Gram und Reue zerfleischt, sank ich halbohnmächtig auf die Knie, Thränen entstürzten meinen Au¬ gen. -- Erschrocken sprang der Alte auf mich
muͤths, ach es war, als ſchien ſie Vergebung fuͤr den frevelnden frechen Suͤnder zu erfle¬ hen, der ſich gewaltſam von ihrem Mutter¬ herzen losgeriſſen und dieſer Suͤnder war ja ich ſelbſt! Gefuͤhle, die mir laͤngſt fremd wor¬ den, durchſtroͤmten meine Bruſt, eine unaus¬ ſprechliche Sehnſucht riß mich fort, ich war wieder bei dem guten Pfarrer im Dorfe des Ciſterzienſerkloſters, ein muntrer, unbefange¬ ner, froher Knabe, vor Luſt jauchzend, weil der Bernardustag gekommen. Ich ſah ſie! — Biſt du recht fromm und gut geweſen Franziskus? frug ſie mit der Stimme, deren vollen Klang die liebe daͤmpfte, daß ſie weich und lieblich zu mir heruͤbertoͤnte. — Biſt du recht fromm und gut geweſen? Ach, was konnte ich ihr antworten? — Frevel auf Frevel habe ich gehaͤuft, dem Bruch des Ge¬ luͤbdes folgte der Mord! — Von Gram und Reue zerfleiſcht, ſank ich halbohnmaͤchtig auf die Knie, Thraͤnen entſtuͤrzten meinen Au¬ gen. — Erſchrocken ſprang der Alte auf mich
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muͤths, ach es war, als ſchien ſie Vergebung
fuͤr den frevelnden frechen Suͤnder zu erfle¬
hen, der ſich gewaltſam von ihrem Mutter¬
herzen losgeriſſen und dieſer Suͤnder war ja
ich ſelbſt! Gefuͤhle, die mir laͤngſt fremd wor¬
den, durchſtroͤmten meine Bruſt, eine unaus¬
ſprechliche Sehnſucht riß mich fort, ich war
wieder bei dem guten Pfarrer im Dorfe des
Ciſterzienſerkloſters, ein muntrer, unbefange¬
ner, froher Knabe, vor Luſt jauchzend, weil
der Bernardustag gekommen. Ich ſah ſie!
— Biſt du recht fromm und gut geweſen
Franziskus? frug ſie mit der Stimme, deren
vollen Klang die liebe daͤmpfte, daß ſie weich
und lieblich zu mir heruͤbertoͤnte. — Biſt du
recht fromm und gut geweſen? Ach, was
konnte ich ihr antworten? — Frevel auf
Frevel habe ich gehaͤuft, dem Bruch des Ge¬
luͤbdes folgte der Mord! — Von Gram und
Reue zerfleiſcht, ſank ich halbohnmaͤchtig auf
die Knie, Thraͤnen entſtuͤrzten meinen Au¬
gen. — Erſchrocken ſprang der Alte auf mich
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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