mir kam der Muth wieder, mich aufzulehnen gegen das Ungethüm, das in geheimnißvollem Dunkel auf mich einstürmte. --
Mit gierigen Blicken verschlang ich Au¬ reliens Reize, die aus dem in regem Leben glühenden Bilde hervorstrahlten. -- Der kindliche milde Blick des frommen Kindes schien den verruchten Mörder des Bruders anzuklagen, aber jedes Gefühl der Reue er¬ starb in dem bittern feindlichen Hohn, der, in meinem Innern aufkeimend, mich wie mit giftigen Stacheln hinaustrieb aus dem freundlichen Leben. -- Nur das peinigte mich, daß in jener verhängnißvollen Nacht auf dem Schlosse, Aurelie nicht mein wor¬ den. Hermogen's Erscheinung vereitelte das Unternehmen, aber er büßte mit dem Tode! -- Aurelie lebt, und das ist genug, der Hoff¬ nung Raum zu geben, sie zu besitzen! -- Ja es ist gewiß, daß sie noch mein wird denn das Verhängniß waltet, dem sie nicht entgehen kann; und bin ich nicht selbst dieses Verhängniß?
I. [ 15 ]
mir kam der Muth wieder, mich aufzulehnen gegen das Ungethuͤm, das in geheimnißvollem Dunkel auf mich einſtuͤrmte. —
Mit gierigen Blicken verſchlang ich Au¬ reliens Reize, die aus dem in regem Leben gluͤhenden Bilde hervorſtrahlten. — Der kindliche milde Blick des frommen Kindes ſchien den verruchten Moͤrder des Bruders anzuklagen, aber jedes Gefuͤhl der Reue er¬ ſtarb in dem bittern feindlichen Hohn, der, in meinem Innern aufkeimend, mich wie mit giftigen Stacheln hinaustrieb aus dem freundlichen Leben. — Nur das peinigte mich, daß in jener verhaͤngnißvollen Nacht auf dem Schloſſe, Aurelie nicht mein wor¬ den. Hermogen's Erſcheinung vereitelte das Unternehmen, aber er buͤßte mit dem Tode! — Aurelie lebt, und das iſt genug, der Hoff¬ nung Raum zu geben, ſie zu beſitzen! — Ja es iſt gewiß, daß ſie noch mein wird denn das Verhaͤngniß waltet, dem ſie nicht entgehen kann; und bin ich nicht ſelbſt dieſes Verhaͤngniß?
I. [ 15 ]
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mir kam der Muth wieder, mich aufzulehnen
gegen das Ungethuͤm, das in geheimnißvollem
Dunkel auf mich einſtuͤrmte. —
Mit gierigen Blicken verſchlang ich Au¬
reliens Reize, die aus dem in regem Leben
gluͤhenden Bilde hervorſtrahlten. — Der
kindliche milde Blick des frommen Kindes
ſchien den verruchten Moͤrder des Bruders
anzuklagen, aber jedes Gefuͤhl der Reue er¬
ſtarb in dem bittern feindlichen Hohn, der,
in meinem Innern aufkeimend, mich wie
mit giftigen Stacheln hinaustrieb aus dem
freundlichen Leben. — Nur das peinigte
mich, daß in jener verhaͤngnißvollen Nacht
auf dem Schloſſe, Aurelie nicht mein wor¬
den. Hermogen's Erſcheinung vereitelte das
Unternehmen, aber er buͤßte mit dem Tode!
— Aurelie lebt, und das iſt genug, der Hoff¬
nung Raum zu geben, ſie zu beſitzen! — Ja
es iſt gewiß, daß ſie noch mein wird denn das
Verhaͤngniß waltet, dem ſie nicht entgehen kann;
und bin ich nicht ſelbſt dieſes Verhaͤngniß?
I. [ 15 ]
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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