Ich beschloß, den Angriff abzuwarten, aber dann ihn mit den Waffen, auf deren Stärke ich bauen konnte, zurückzuschlagen. Der Fremde schien mich nicht sonderlich zu beach¬ ten, sondern setzte, den Blick wieder von mir abwendend, das Kunstgespräch fort, in dem er begriffen gewesen, als ich eintrat. Man kam auf seine Gemälde, und lobte vorzüg¬ lich Aureliens Portrait. Jemand behauptete, daß das Bild, unerachtet es sich auf den er¬ sten Blick als Portrait ausspreche, doch als Studie dienen, und zu irgend einer Heiligen benutzt werden könne. -- Man frug nach meinem Urtheil, da ich eben jenes Bild so herrlich mit allen seinen Vorzügen in Wor¬ ten dargestellt, und unwillkührlich fuhr es mir heraus, daß ich die heilige Rosalia mir nicht wohl anders denken könne, als eben so wie das Portrait der Unbekannten. Der Maler schien meine Worte kaum zu bemer¬ ken, indem er sogleich einfiel: "in der That ist jenes Frauenzimmer, die das Portrait ge¬
Ich beſchloß, den Angriff abzuwarten, aber dann ihn mit den Waffen, auf deren Staͤrke ich bauen konnte, zuruͤckzuſchlagen. Der Fremde ſchien mich nicht ſonderlich zu beach¬ ten, ſondern ſetzte, den Blick wieder von mir abwendend, das Kunſtgeſpraͤch fort, in dem er begriffen geweſen, als ich eintrat. Man kam auf ſeine Gemaͤlde, und lobte vorzuͤg¬ lich Aureliens Portrait. Jemand behauptete, daß das Bild, unerachtet es ſich auf den er¬ ſten Blick als Portrait ausſpreche, doch als Studie dienen, und zu irgend einer Heiligen benutzt werden koͤnne. — Man frug nach meinem Urtheil, da ich eben jenes Bild ſo herrlich mit allen ſeinen Vorzuͤgen in Wor¬ ten dargeſtellt, und unwillkuͤhrlich fuhr es mir heraus, daß ich die heilige Roſalia mir nicht wohl anders denken koͤnne, als eben ſo wie das Portrait der Unbekannten. Der Maler ſchien meine Worte kaum zu bemer¬ ken, indem er ſogleich einfiel: „in der That iſt jenes Frauenzimmer, die das Portrait ge¬
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Ich beſchloß, den Angriff abzuwarten, aber
dann ihn mit den Waffen, auf deren Staͤrke
ich bauen konnte, zuruͤckzuſchlagen. Der
Fremde ſchien mich nicht ſonderlich zu beach¬
ten, ſondern ſetzte, den Blick wieder von mir
abwendend, das Kunſtgeſpraͤch fort, in dem
er begriffen geweſen, als ich eintrat. Man
kam auf ſeine Gemaͤlde, und lobte vorzuͤg¬
lich Aureliens Portrait. Jemand behauptete,
daß das Bild, unerachtet es ſich auf den er¬
ſten Blick als Portrait ausſpreche, doch als
Studie dienen, und zu irgend einer Heiligen
benutzt werden koͤnne. — Man frug nach
meinem Urtheil, da ich eben jenes Bild ſo
herrlich mit allen ſeinen Vorzuͤgen in Wor¬
ten dargeſtellt, und unwillkuͤhrlich fuhr es
mir heraus, daß ich die heilige Roſalia mir
nicht wohl anders denken koͤnne, als eben ſo
wie das Portrait der Unbekannten. Der
Maler ſchien meine Worte kaum zu bemer¬
ken, indem er ſogleich einfiel: „in der That
iſt jenes Frauenzimmer, die das Portrait ge¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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