Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

treulich darstellt, eine fromme Heilige, die
im Kampfe sich zum Himmlischen erhebt.
Ich habe sie gemalt, als sie, von dem ent¬
setzlichsten Jammer ergriffen, doch in der Re¬
ligion Trost, und von dem ewigen Verhäng¬
niß, das über den Wolken thront, Hülfe
hoffte; und den Ausdruck dieser Hoffnung,
die nur in dem Gemüth wohnen kann, das
sich über das Irrdische hoch erhebt, habe ich
dem Bilde zu geben gesucht." -- Man ver¬
lohr sich in andere Gespräche, der Wein,
der heute, dem fremden Maler zu Ehren, in
beßrer Sorte und reichlicher getrunken wurde
als sonst, erheiterte die Gemüther. Jeder
wußte irgend etwas ergötzliches zu erzählen,
und wiewohl der Fremde nur im Innern zu
lachen, und dies innere Lachen sich nur im
Auge abzuspiegeln schien, so wußte er doch
oft nur durch ein paar hineingeworfene kräf¬
tige Worte, das Ganze in besonderem Schwun¬
ge zu erhalten. -- Konnte ich auch, so oft
mich der Fremde ins Auge faßte, ein un¬

treulich darſtellt, eine fromme Heilige, die
im Kampfe ſich zum Himmliſchen erhebt.
Ich habe ſie gemalt, als ſie, von dem ent¬
ſetzlichſten Jammer ergriffen, doch in der Re¬
ligion Troſt, und von dem ewigen Verhaͤng¬
niß, das uͤber den Wolken thront, Huͤlfe
hoffte; und den Ausdruck dieſer Hoffnung,
die nur in dem Gemuͤth wohnen kann, das
ſich uͤber das Irrdiſche hoch erhebt, habe ich
dem Bilde zu geben geſucht.“ — Man ver¬
lohr ſich in andere Geſpraͤche, der Wein,
der heute, dem fremden Maler zu Ehren, in
beßrer Sorte und reichlicher getrunken wurde
als ſonſt, erheiterte die Gemuͤther. Jeder
wußte irgend etwas ergoͤtzliches zu erzaͤhlen,
und wiewohl der Fremde nur im Innern zu
lachen, und dies innere Lachen ſich nur im
Auge abzuſpiegeln ſchien, ſo wußte er doch
oft nur durch ein paar hineingeworfene kraͤf¬
tige Worte, das Ganze in beſonderem Schwun¬
ge zu erhalten. — Konnte ich auch, ſo oft
mich der Fremde ins Auge faßte, ein un¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0246" n="230"/>
treulich dar&#x017F;tellt, eine fromme Heilige, die<lb/>
im Kampfe &#x017F;ich zum Himmli&#x017F;chen erhebt.<lb/>
Ich habe &#x017F;ie gemalt, als &#x017F;ie, von dem ent¬<lb/>
&#x017F;etzlich&#x017F;ten Jammer ergriffen, doch in der Re¬<lb/>
ligion Tro&#x017F;t, und von dem ewigen Verha&#x0364;ng¬<lb/>
niß, das u&#x0364;ber den Wolken thront, Hu&#x0364;lfe<lb/>
hoffte; und den Ausdruck die&#x017F;er Hoffnung,<lb/>
die nur in dem Gemu&#x0364;th wohnen kann, das<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber das Irrdi&#x017F;che hoch erhebt, habe ich<lb/>
dem Bilde zu geben ge&#x017F;ucht.&#x201C; &#x2014; Man ver¬<lb/>
lohr &#x017F;ich in andere Ge&#x017F;pra&#x0364;che, der Wein,<lb/>
der heute, dem fremden Maler zu Ehren, in<lb/>
beßrer Sorte <choice><sic>urd</sic><corr>und</corr></choice> reichlicher getrunken wurde<lb/>
als &#x017F;on&#x017F;t, erheiterte die Gemu&#x0364;ther. Jeder<lb/>
wußte irgend etwas ergo&#x0364;tzliches zu erza&#x0364;hlen,<lb/>
und wiewohl der Fremde nur im Innern zu<lb/>
lachen, und dies innere Lachen &#x017F;ich nur im<lb/>
Auge abzu&#x017F;piegeln &#x017F;chien, &#x017F;o wußte er doch<lb/>
oft nur durch ein paar hineingeworfene kra&#x0364;<lb/>
tige Worte, das Ganze in be&#x017F;onderem Schwun¬<lb/>
ge zu erhalten. &#x2014; Konnte ich auch, &#x017F;o oft<lb/>
mich der Fremde ins Auge faßte, ein un¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0246] treulich darſtellt, eine fromme Heilige, die im Kampfe ſich zum Himmliſchen erhebt. Ich habe ſie gemalt, als ſie, von dem ent¬ ſetzlichſten Jammer ergriffen, doch in der Re¬ ligion Troſt, und von dem ewigen Verhaͤng¬ niß, das uͤber den Wolken thront, Huͤlfe hoffte; und den Ausdruck dieſer Hoffnung, die nur in dem Gemuͤth wohnen kann, das ſich uͤber das Irrdiſche hoch erhebt, habe ich dem Bilde zu geben geſucht.“ — Man ver¬ lohr ſich in andere Geſpraͤche, der Wein, der heute, dem fremden Maler zu Ehren, in beßrer Sorte und reichlicher getrunken wurde als ſonſt, erheiterte die Gemuͤther. Jeder wußte irgend etwas ergoͤtzliches zu erzaͤhlen, und wiewohl der Fremde nur im Innern zu lachen, und dies innere Lachen ſich nur im Auge abzuſpiegeln ſchien, ſo wußte er doch oft nur durch ein paar hineingeworfene kraͤf¬ tige Worte, das Ganze in beſonderem Schwun¬ ge zu erhalten. — Konnte ich auch, ſo oft mich der Fremde ins Auge faßte, ein un¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/246
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/246>, abgerufen am 24.11.2024.