wohnt der Revierförster, und das bin ich! -- Christian ist ein Esel, daß er das Thor ge¬ öffnet." Ich erzählte ganz kleinmüthig mei¬ nen Unfall, und daß nur die Noth uns hier hineingetrieben, da wurde der Mann ge¬ schmeidiger, er sagte: nun freilich, das Un¬ wetter war gar heftig, aber, der Postillion ist doch ein Schlingel, daß er falsch fuhr, und den Wagen zerbrach. -- Solch ein Kerl muß mit verbundenen Augen im Walde fah¬ ren können, er muß darinn zu Hause seyn, wie unser eins. -- Er führte mich herauf, und indem er den Hirschfänger aus der Hand legte, den Hut abnahm und den Rock über¬ warf, bat er, seinen rauhen Empfang nicht übel zu deuten, da er hier in der abgelege¬ nen Wohnung, um so mehr auf der Hut seyn müsse, als wohl öfters allerlei liederlich Ge¬ sindel den Wald durchstreife, und er vorzüg¬ lich mit den sogenannten Freischützen, die ihm schon oft nach dem Leben getrachtet, beinahe in offner Fehde liege. "Aber, fuhr er fort:
wohnt der Revierfoͤrſter, und das bin ich! — Chriſtian iſt ein Eſel, daß er das Thor ge¬ oͤffnet.“ Ich erzaͤhlte ganz kleinmuͤthig mei¬ nen Unfall, und daß nur die Noth uns hier hineingetrieben, da wurde der Mann ge¬ ſchmeidiger, er ſagte: nun freilich, das Un¬ wetter war gar heftig, aber, der Poſtillion iſt doch ein Schlingel, daß er falſch fuhr, und den Wagen zerbrach. — Solch ein Kerl muß mit verbundenen Augen im Walde fah¬ ren koͤnnen, er muß darinn zu Hauſe ſeyn, wie unſer eins. — Er fuͤhrte mich herauf, und indem er den Hirſchfaͤnger aus der Hand legte, den Hut abnahm und den Rock uͤber¬ warf, bat er, ſeinen rauhen Empfang nicht uͤbel zu deuten, da er hier in der abgelege¬ nen Wohnung, um ſo mehr auf der Hut ſeyn muͤſſe, als wohl oͤfters allerlei liederlich Ge¬ ſindel den Wald durchſtreife, und er vorzuͤg¬ lich mit den ſogenannten Freiſchuͤtzen, die ihm ſchon oft nach dem Leben getrachtet, beinahe in offner Fehde liege. „Aber, fuhr er fort:
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wohnt der Revierfoͤrſter, und das bin ich! —
Chriſtian iſt ein Eſel, daß er das Thor ge¬
oͤffnet.“ Ich erzaͤhlte ganz kleinmuͤthig mei¬
nen Unfall, und daß nur die Noth uns hier
hineingetrieben, da wurde der Mann ge¬
ſchmeidiger, er ſagte: nun freilich, das Un¬
wetter war gar heftig, aber, der Poſtillion
iſt doch ein Schlingel, daß er falſch fuhr,
und den Wagen zerbrach. — Solch ein Kerl
muß mit verbundenen Augen im Walde fah¬
ren koͤnnen, er muß darinn zu Hauſe ſeyn,
wie unſer eins. — Er fuͤhrte mich herauf,
und indem er den Hirſchfaͤnger aus der Hand
legte, den Hut abnahm und den Rock uͤber¬
warf, bat er, ſeinen rauhen Empfang nicht
uͤbel zu deuten, da er hier in der abgelege¬
nen Wohnung, um ſo mehr auf der Hut ſeyn
muͤſſe, als wohl oͤfters allerlei liederlich Ge¬
ſindel den Wald durchſtreife, und er vorzuͤg¬
lich mit den ſogenannten Freiſchuͤtzen, die ihm
ſchon oft nach dem Leben getrachtet, beinahe
in offner Fehde liege. „Aber, fuhr er fort:
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/264>, abgerufen am 25.11.2024.
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