Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

zu erzählen, und ich, wie von einer höheren
Macht inspirirt, ihr die schönen Bilder des
fremden unbekannten Mahlers so lebendig,
als habe ich sie im tiefsten Geiste aufgefaßt,
beschreiben konnte. Dabei ging ich ganz ein
in die herrlichen Geschichten der Heiligen,
als sei ich mit allen Schriften der Kirche
schon bekannt und vertraut geworden. Die
Fürstin, selbst meine Mutter, blickten mich
voll Erstaunen an, aber jemehr ich sprach,
desto höher stieg meine Begeisterung und als
mich endlich die Fürstin frug: Sage mir
liebes Kind, woher weißt du denn das al¬
les? -- da antwortete ich, ohne mich einen Au¬
genblick zu besinnen, daß der schöne wun¬
derbare Knabe, den einst ein fremder Pil¬
gersmann mitgebracht hätte, mir alle Bil¬
der in der Kirche erklärt, ja selbst noch man¬
ches Bild mit bunten Steinen gemahlt und
mir nicht allein den Sinn davon gelöset,
sondern auch noch viele andere heilige Ge¬
schichten erzählt hätte. --

zu erzaͤhlen, und ich, wie von einer hoͤheren
Macht inſpirirt, ihr die ſchoͤnen Bilder des
fremden unbekannten Mahlers ſo lebendig,
als habe ich ſie im tiefſten Geiſte aufgefaßt,
beſchreiben konnte. Dabei ging ich ganz ein
in die herrlichen Geſchichten der Heiligen,
als ſei ich mit allen Schriften der Kirche
ſchon bekannt und vertraut geworden. Die
Fuͤrſtin, ſelbſt meine Mutter, blickten mich
voll Erſtaunen an, aber jemehr ich ſprach,
deſto hoͤher ſtieg meine Begeiſterung und als
mich endlich die Fuͤrſtin frug: Sage mir
liebes Kind, woher weißt du denn das al¬
les? — da antwortete ich, ohne mich einen Au¬
genblick zu beſinnen, daß der ſchoͤne wun¬
derbare Knabe, den einſt ein fremder Pil¬
gersmann mitgebracht haͤtte, mir alle Bil¬
der in der Kirche erklaͤrt, ja ſelbſt noch man¬
ches Bild mit bunten Steinen gemahlt und
mir nicht allein den Sinn davon geloͤſet,
ſondern auch noch viele andere heilige Ge¬
ſchichten erzaͤhlt haͤtte. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0029" n="13"/>
zu erza&#x0364;hlen, und ich, wie von einer ho&#x0364;heren<lb/>
Macht in&#x017F;pirirt, ihr die &#x017F;cho&#x0364;nen Bilder des<lb/>
fremden unbekannten Mahlers &#x017F;o lebendig,<lb/>
als habe ich &#x017F;ie im tief&#x017F;ten Gei&#x017F;te aufgefaßt,<lb/>
be&#x017F;chreiben konnte. Dabei ging ich ganz ein<lb/>
in die herrlichen Ge&#x017F;chichten der Heiligen,<lb/>
als &#x017F;ei ich mit allen Schriften der Kirche<lb/>
&#x017F;chon bekannt und vertraut geworden. Die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin, &#x017F;elb&#x017F;t meine Mutter, blickten mich<lb/>
voll Er&#x017F;taunen an, aber jemehr ich &#x017F;prach,<lb/>
de&#x017F;to ho&#x0364;her &#x017F;tieg meine Begei&#x017F;terung und als<lb/>
mich endlich die Fu&#x0364;r&#x017F;tin frug: Sage mir<lb/>
liebes Kind, woher weißt du denn das al¬<lb/>
les? &#x2014; da antwortete ich, ohne mich einen Au¬<lb/>
genblick zu be&#x017F;innen, daß der &#x017F;cho&#x0364;ne wun¬<lb/>
derbare Knabe, den ein&#x017F;t ein fremder Pil¬<lb/>
gersmann mitgebracht ha&#x0364;tte, mir alle Bil¬<lb/>
der in der Kirche erkla&#x0364;rt, ja &#x017F;elb&#x017F;t noch man¬<lb/>
ches Bild mit bunten Steinen gemahlt und<lb/>
mir nicht allein den Sinn davon gelo&#x0364;&#x017F;et,<lb/>
&#x017F;ondern auch noch viele andere heilige Ge¬<lb/>
&#x017F;chichten erza&#x0364;hlt ha&#x0364;tte. &#x2014;</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0029] zu erzaͤhlen, und ich, wie von einer hoͤheren Macht inſpirirt, ihr die ſchoͤnen Bilder des fremden unbekannten Mahlers ſo lebendig, als habe ich ſie im tiefſten Geiſte aufgefaßt, beſchreiben konnte. Dabei ging ich ganz ein in die herrlichen Geſchichten der Heiligen, als ſei ich mit allen Schriften der Kirche ſchon bekannt und vertraut geworden. Die Fuͤrſtin, ſelbſt meine Mutter, blickten mich voll Erſtaunen an, aber jemehr ich ſprach, deſto hoͤher ſtieg meine Begeiſterung und als mich endlich die Fuͤrſtin frug: Sage mir liebes Kind, woher weißt du denn das al¬ les? — da antwortete ich, ohne mich einen Au¬ genblick zu beſinnen, daß der ſchoͤne wun¬ derbare Knabe, den einſt ein fremder Pil¬ gersmann mitgebracht haͤtte, mir alle Bil¬ der in der Kirche erklaͤrt, ja ſelbſt noch man¬ ches Bild mit bunten Steinen gemahlt und mir nicht allein den Sinn davon geloͤſet, ſondern auch noch viele andere heilige Ge¬ ſchichten erzaͤhlt haͤtte. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/29
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/29>, abgerufen am 03.12.2024.