hatte, daß die Stelle ganz roth und mit Blut unterlaufen war. Armer Franz, sprach die Fürstin, ich habe dir weh gethan, aber wir wollen doch noch gute Freunde werden." -- Eine Schwester brachte Zuckerwerk und süßen Wein, ich ließ mich, jetzt schon dreister geworden, nicht lange nöthigen, sondern naschte tapfer von den Süßigkeiten, die mir die holde Frau, welche sich gesetzt und mich auf den Schooß genommen hatte, selbst in den Mund steckte. Als ich einige Tropfen des süßen Getränks, das mir bis jetzt ganz unbekannt gewesen, gekostet, kehrte mein munterer Sinn, die besondere Lebendigkeit, die, nach meiner Mutter Zeugniß, von mei¬ ner frühsten Jugend mir eigen war, zurück. Ich lachte und schwazte zum größten Ver¬ gnügen der Aebtissin und der Schwester, die im Zimmer geblieben. Noch ist es mir un¬ erklärlich, wie meine Mutter darauf verfiel, mich aufzufordern, der Fürstin von den schö¬ nen herrlichen Dingen meines Geburtsortes
hatte, daß die Stelle ganz roth und mit Blut unterlaufen war. Armer Franz, ſprach die Fuͤrſtin, ich habe dir weh gethan, aber wir wollen doch noch gute Freunde werden.“ — Eine Schweſter brachte Zuckerwerk und ſuͤßen Wein, ich ließ mich, jetzt ſchon dreiſter geworden, nicht lange noͤthigen, ſondern naſchte tapfer von den Suͤßigkeiten, die mir die holde Frau, welche ſich geſetzt und mich auf den Schooß genommen hatte, ſelbſt in den Mund ſteckte. Als ich einige Tropfen des ſuͤßen Getraͤnks, das mir bis jetzt ganz unbekannt geweſen, gekoſtet, kehrte mein munterer Sinn, die beſondere Lebendigkeit, die, nach meiner Mutter Zeugniß, von mei¬ ner fruͤhſten Jugend mir eigen war, zuruͤck. Ich lachte und ſchwazte zum groͤßten Ver¬ gnuͤgen der Aebtiſſin und der Schweſter, die im Zimmer geblieben. Noch iſt es mir un¬ erklaͤrlich, wie meine Mutter darauf verfiel, mich aufzufordern, der Fuͤrſtin von den ſchoͤ¬ nen herrlichen Dingen meines Geburtsortes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0028"n="12"/>
hatte, daß die Stelle ganz roth und mit Blut<lb/>
unterlaufen war. Armer Franz, ſprach<lb/>
die Fuͤrſtin, ich habe dir weh gethan, aber<lb/>
wir wollen doch noch gute Freunde werden.“<lb/>— Eine Schweſter brachte Zuckerwerk und<lb/>ſuͤßen Wein, ich ließ mich, jetzt ſchon dreiſter<lb/>
geworden, nicht lange noͤthigen, ſondern<lb/>
naſchte tapfer von den Suͤßigkeiten, die mir<lb/>
die holde Frau, welche ſich geſetzt und mich<lb/>
auf den Schooß genommen hatte, ſelbſt in<lb/>
den Mund ſteckte. Als ich einige Tropfen<lb/>
des ſuͤßen Getraͤnks, das mir bis jetzt ganz<lb/>
unbekannt geweſen, gekoſtet, kehrte mein<lb/>
munterer Sinn, die beſondere Lebendigkeit,<lb/>
die, nach meiner Mutter Zeugniß, von mei¬<lb/>
ner fruͤhſten Jugend mir eigen war, zuruͤck.<lb/>
Ich lachte und ſchwazte zum groͤßten Ver¬<lb/>
gnuͤgen der Aebtiſſin und der Schweſter, die<lb/>
im Zimmer geblieben. Noch iſt es mir un¬<lb/>
erklaͤrlich, wie meine Mutter darauf verfiel,<lb/>
mich aufzufordern, der Fuͤrſtin von den ſchoͤ¬<lb/>
nen herrlichen Dingen meines Geburtsortes<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[12/0028]
hatte, daß die Stelle ganz roth und mit Blut
unterlaufen war. Armer Franz, ſprach
die Fuͤrſtin, ich habe dir weh gethan, aber
wir wollen doch noch gute Freunde werden.“
— Eine Schweſter brachte Zuckerwerk und
ſuͤßen Wein, ich ließ mich, jetzt ſchon dreiſter
geworden, nicht lange noͤthigen, ſondern
naſchte tapfer von den Suͤßigkeiten, die mir
die holde Frau, welche ſich geſetzt und mich
auf den Schooß genommen hatte, ſelbſt in
den Mund ſteckte. Als ich einige Tropfen
des ſuͤßen Getraͤnks, das mir bis jetzt ganz
unbekannt geweſen, gekoſtet, kehrte mein
munterer Sinn, die beſondere Lebendigkeit,
die, nach meiner Mutter Zeugniß, von mei¬
ner fruͤhſten Jugend mir eigen war, zuruͤck.
Ich lachte und ſchwazte zum groͤßten Ver¬
gnuͤgen der Aebtiſſin und der Schweſter, die
im Zimmer geblieben. Noch iſt es mir un¬
erklaͤrlich, wie meine Mutter darauf verfiel,
mich aufzufordern, der Fuͤrſtin von den ſchoͤ¬
nen herrlichen Dingen meines Geburtsortes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/28>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.