Gott, dem ich diene, Du bist mein Herr, und aus Deinen Gluthen strömt die Luft des Lebens. -- Da brauste es in den Lüften, wie eine Windsbraut, und die Mauern dröhnten, wie vom Erdbeben erschüttert, ein schneiden¬ der Ton pfiff durch den Kerker, die Eisen¬ stäbe des Fensters fielen zerbröckelt herab, und ich stand von unsichtbarer Gewalt hin¬ ausgeschleudert im Klosterhofe. Der Mond schien hell durch die Wolken, und in seinen Strahlen erglänzte das Standbild des heili¬ gen Antonius, das mitten im Hofe bei ei¬ nem Springbrunnen aufgerichtet war. -- Ei¬ ne unbeschreibliche Angst zerriß mein Herz, ich warf mich zerknirscht nieder vor dem Heiligen, ich schwor dem Bösen ab, und flehte um Erbarmen; aber da zogen schwarze Wolken herauf, und aufs neue brauste der Orkan durch die Luft, mir vergingen die Sinne, und ich fand mich erst im Walde wieder, in dem ich wahnsinnig vor Hunger und Verzweiflung umhertobte, und aus dem
Gott, dem ich diene, Du biſt mein Herr, und aus Deinen Gluthen ſtroͤmt die Luft des Lebens. — Da brauſte es in den Luͤften, wie eine Windsbraut, und die Mauern droͤhnten, wie vom Erdbeben erſchuͤttert, ein ſchneiden¬ der Ton pfiff durch den Kerker, die Eiſen¬ ſtaͤbe des Fenſters fielen zerbroͤckelt herab, und ich ſtand von unſichtbarer Gewalt hin¬ ausgeſchleudert im Kloſterhofe. Der Mond ſchien hell durch die Wolken, und in ſeinen Strahlen erglaͤnzte das Standbild des heili¬ gen Antonius, das mitten im Hofe bei ei¬ nem Springbrunnen aufgerichtet war. — Ei¬ ne unbeſchreibliche Angſt zerriß mein Herz, ich warf mich zerknirſcht nieder vor dem Heiligen, ich ſchwor dem Boͤſen ab, und flehte um Erbarmen; aber da zogen ſchwarze Wolken herauf, und aufs neue brauſte der Orkan durch die Luft, mir vergingen die Sinne, und ich fand mich erſt im Walde wieder, in dem ich wahnſinnig vor Hunger und Verzweiflung umhertobte, und aus dem
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Gott, dem ich diene, Du biſt mein Herr,
und aus Deinen Gluthen ſtroͤmt die Luft des
Lebens. — Da brauſte es in den Luͤften, wie
eine Windsbraut, und die Mauern droͤhnten,
wie vom Erdbeben erſchuͤttert, ein ſchneiden¬
der Ton pfiff durch den Kerker, die Eiſen¬
ſtaͤbe des Fenſters fielen zerbroͤckelt herab,
und ich ſtand von unſichtbarer Gewalt hin¬
ausgeſchleudert im Kloſterhofe. Der Mond
ſchien hell durch die Wolken, und in ſeinen
Strahlen erglaͤnzte das Standbild des heili¬
gen Antonius, das mitten im Hofe bei ei¬
nem Springbrunnen aufgerichtet war. — Ei¬
ne unbeſchreibliche Angſt zerriß mein Herz,
ich warf mich zerknirſcht nieder vor dem
Heiligen, ich ſchwor dem Boͤſen ab, und
flehte um Erbarmen; aber da zogen ſchwarze
Wolken herauf, und aufs neue brauſte der
Orkan durch die Luft, mir vergingen die
Sinne, und ich fand mich erſt im Walde
wieder, in dem ich wahnſinnig vor Hunger
und Verzweiflung umhertobte, und aus dem
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/296>, abgerufen am 27.11.2024.
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