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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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Es gelang mir, sie bei Seite zu schaffen, ich
öffnete sie, und fand ein herrlich duftendes,
süß schmeckendes starkes Getränk darinn, das
ich bis auf den letzten Tropfen genoß. --
Wie nun mein ganzer Sinn sich änderte,
wie ich einen brennenden Durst nach der Lust
der Welt empfand, wie das Laster in verfüh¬
rerischer Gestalt, mir als des Lebens höchste
Spitze erschien, das Alles mag ich nicht sagen,
kurz, mein Leben wurde eine Reihe schändli¬
cher Verbrechen, so daß, als ich meiner teuf¬
lischen List unerachtet verrathen wurde, mich
der Prior zum ewigen Gefängniß verur¬
theilte. Als ich schon mehrere Wochen in
dem dumpfen feuchten Kerker zugebracht hat¬
te, verfluchte ich mich und mein Daseyn,
ich lästerte Gott und die Heiligen, da trat,
im glühend rothen Scheine, der Satan zu
mir und sprach, daß, wenn ich meine Seele
ganz dem Höchsten abwenden, und ihm die¬
nen wolle, er mich befreien werde. Heulend
stürzte ich auf die Knie und rief: es ist kein

Es gelang mir, ſie bei Seite zu ſchaffen, ich
oͤffnete ſie, und fand ein herrlich duftendes,
ſuͤß ſchmeckendes ſtarkes Getraͤnk darinn, das
ich bis auf den letzten Tropfen genoß. —
Wie nun mein ganzer Sinn ſich aͤnderte,
wie ich einen brennenden Durſt nach der Luſt
der Welt empfand, wie das Laſter in verfuͤh¬
reriſcher Geſtalt, mir als des Lebens hoͤchſte
Spitze erſchien, das Alles mag ich nicht ſagen,
kurz, mein Leben wurde eine Reihe ſchaͤndli¬
cher Verbrechen, ſo daß, als ich meiner teuf¬
liſchen Liſt unerachtet verrathen wurde, mich
der Prior zum ewigen Gefaͤngniß verur¬
theilte. Als ich ſchon mehrere Wochen in
dem dumpfen feuchten Kerker zugebracht hat¬
te, verfluchte ich mich und mein Daſeyn,
ich laͤſterte Gott und die Heiligen, da trat,
im gluͤhend rothen Scheine, der Satan zu
mir und ſprach, daß, wenn ich meine Seele
ganz dem Hoͤchſten abwenden, und ihm die¬
nen wolle, er mich befreien werde. Heulend
ſtuͤrzte ich auf die Knie und rief: es iſt kein

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[279/0295] Es gelang mir, ſie bei Seite zu ſchaffen, ich oͤffnete ſie, und fand ein herrlich duftendes, ſuͤß ſchmeckendes ſtarkes Getraͤnk darinn, das ich bis auf den letzten Tropfen genoß. — Wie nun mein ganzer Sinn ſich aͤnderte, wie ich einen brennenden Durſt nach der Luſt der Welt empfand, wie das Laſter in verfuͤh¬ reriſcher Geſtalt, mir als des Lebens hoͤchſte Spitze erſchien, das Alles mag ich nicht ſagen, kurz, mein Leben wurde eine Reihe ſchaͤndli¬ cher Verbrechen, ſo daß, als ich meiner teuf¬ liſchen Liſt unerachtet verrathen wurde, mich der Prior zum ewigen Gefaͤngniß verur¬ theilte. Als ich ſchon mehrere Wochen in dem dumpfen feuchten Kerker zugebracht hat¬ te, verfluchte ich mich und mein Daſeyn, ich laͤſterte Gott und die Heiligen, da trat, im gluͤhend rothen Scheine, der Satan zu mir und ſprach, daß, wenn ich meine Seele ganz dem Hoͤchſten abwenden, und ihm die¬ nen wolle, er mich befreien werde. Heulend ſtuͤrzte ich auf die Knie und rief: es iſt kein

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/295>, abgerufen am 27.11.2024.