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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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sehr merkwürdiger Umstände, die mir jedoch,
weil ich all' die Geschichten nicht von Grund
aus kenne, unverständlich geblieben, und wie¬
der entfallen sind. Erzählt nun auch der
Mönch seine Errettung aus dem Klostergefäng¬
niß auf andere Weise, soll sie nehmlich durch
den Satan geschehen seyn, so halte ich dies
doch für eine Einbildung, die ihm noch vom
Wahnsinn zurückblieb, und meine, daß der
Mönch kein anderer, als eben der Bruder
Medardus ist, den die Aebtissin zum geistli¬
chen Stande erziehen ließ, und den der Teu¬
fel zu allerlei Sünden verlockte, bis ihn Got¬
tes Gericht mit viehischer Raserei strafte."

Als der Förster den Nahmen Medardus
nannte, durchbebte mich ein innerer Schauer,
ja die ganze Erzählung hatte mich, wie mit
tödtlichen Stichen, die mein Innerstes trafen
gepeinigt. -- Nur zu sehr war ich überzeugt,
daß der Mönch die Wahrheit gesprochen, da
nur eben ein solches Getränk der Hölle, das
er lüstern genossen, ihn aufs neue in ver¬

ſehr merkwuͤrdiger Umſtaͤnde, die mir jedoch,
weil ich all' die Geſchichten nicht von Grund
aus kenne, unverſtaͤndlich geblieben, und wie¬
der entfallen ſind. Erzaͤhlt nun auch der
Moͤnch ſeine Errettung aus dem Kloſtergefaͤng¬
niß auf andere Weiſe, ſoll ſie nehmlich durch
den Satan geſchehen ſeyn, ſo halte ich dies
doch fuͤr eine Einbildung, die ihm noch vom
Wahnſinn zuruͤckblieb, und meine, daß der
Moͤnch kein anderer, als eben der Bruder
Medardus iſt, den die Aebtiſſin zum geiſtli¬
chen Stande erziehen ließ, und den der Teu¬
fel zu allerlei Suͤnden verlockte, bis ihn Got¬
tes Gericht mit viehiſcher Raſerei ſtrafte.“

Als der Foͤrſter den Nahmen Medardus
nannte, durchbebte mich ein innerer Schauer,
ja die ganze Erzaͤhlung hatte mich, wie mit
toͤdtlichen Stichen, die mein Innerſtes trafen
gepeinigt. — Nur zu ſehr war ich uͤberzeugt,
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nur eben ein ſolches Getraͤnk der Hoͤlle, das
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[283/0299] ſehr merkwuͤrdiger Umſtaͤnde, die mir jedoch, weil ich all' die Geſchichten nicht von Grund aus kenne, unverſtaͤndlich geblieben, und wie¬ der entfallen ſind. Erzaͤhlt nun auch der Moͤnch ſeine Errettung aus dem Kloſtergefaͤng¬ niß auf andere Weiſe, ſoll ſie nehmlich durch den Satan geſchehen ſeyn, ſo halte ich dies doch fuͤr eine Einbildung, die ihm noch vom Wahnſinn zuruͤckblieb, und meine, daß der Moͤnch kein anderer, als eben der Bruder Medardus iſt, den die Aebtiſſin zum geiſtli¬ chen Stande erziehen ließ, und den der Teu¬ fel zu allerlei Suͤnden verlockte, bis ihn Got¬ tes Gericht mit viehiſcher Raſerei ſtrafte.“ Als der Foͤrſter den Nahmen Medardus nannte, durchbebte mich ein innerer Schauer, ja die ganze Erzaͤhlung hatte mich, wie mit toͤdtlichen Stichen, die mein Innerſtes trafen gepeinigt. — Nur zu ſehr war ich uͤberzeugt, daß der Moͤnch die Wahrheit geſprochen, da nur eben ein ſolches Getraͤnk der Hoͤlle, das er luͤſtern genoſſen, ihn aufs neue in ver¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/299>, abgerufen am 27.11.2024.